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Chaos am Cashgame – Ein Wiener in Berlin

Chaotische Anmeldung, Langsamkeitsrekorde aufstellende Dealer, falsche Potzustellungen, unwissende Floormen, zuwenig Chips, nichts zu trinken –  das waren die Cashgames bei der ETP Berlin.

Dienstagnachmittag checkte ich nach angenehm flotter Fahrt – hier ein Kompliment an die tempolimitfreien deutschen Autobahnen – im Ritz-Carlton am Potsdamer Platz ein. Nach einer erfrischenden Dusche ging es natürlich direkt zur benachbarten EPT.
Beim ersten Umsehen im Hyat gab es gleich eine Überraschung: Bei der EPT Registrierung konnte mir niemand sagen wann man sich eigentlich für das Main Event anmelden konnte. Die Hostessen waren zwar durchwegs nett anzusehen, aber leider ahnungslos. Schließlich teilte mir ein höflicher Verantwortlicher mit, dass er das leider auch nicht wisse, er glaube aber um 19:00. (war auch falsch, da war Anmeldung für das letzte Satellite, mit den damit verbundenen Tumulten)
Egal, schließlich war ich ja zum Cashspielen hier also weiter in die benachbarte Spielbank Berlin. Dort fand ich mich an 127. Stelle der Warteliste für 2/5 NLH und an 97. für 5/10 NLH. Die Länge der Warteliste (über ein ausgeklügeltes Computeranmeldesystem) war in Anbetracht der Anzahl von ca. 15 eng aneinander gepressten Tischen nicht sehr erstaunlich. Wartezeit genützt für einer Runde durch die Spielbank bis hin zum Roulettebereich. Viel freier Raum, den man offensichtlich nicht durch hässliche Pokertische verstellen wollte.
Beim Roulette selbst herrschte ein einzigartiges Tempo! Es dauerte jeweils geschätzte zwei Minuten bis alle Chips richtig aufgeteilt waren, und nach dem die Kugel gefallen war berieten sich die pro Tisch 4(!) anwesenden Croupiers zunächst untereinander, dann sicherheitshalber auch mit den Spielern wer denn nun welche Chips gesetzt hatte.
Wieder im Pokerbereich angekommen wollte ich mich erkundigen auf welchen Platz in der Warteliste ich mittlerweile vorgerückt sei. Da das Computersystem in der Zwischenzeit ausgefallen war, konnte mir leider keine Auskunft erteilt werden. Da die leicht überforderte Floorfrau unter den gegebenen Umständen die anwesenden Spieler bei einem freiwerdenden Platz einfach nach Gefühl platzierte befand ich mich Dank meines Wiener Charmes binnen weniger Minuten an einem 5/10er Tisch.
Bei der Anmeldung herrschte übrigens auch an den folgenden Tagen ein ähnliches Chaos, das von Tag zu Tag eher schlimmer als besser wurde. Auch da konnte man sich aber mit ein wenig Schlitzohrigkeit einen Platz erschummeln. Somit wäre ja alles soweit in Ordnung gewesen wenn der Spielablauf an sich wenigstens gut organisiert gewesen wäre. Dem war aber nicht so. Die Dealer machten in Sachen Tempo ihren Kollegen von den Roulettetischen Konkurrenz. Sie wussten auch nicht ob Karten deren Schutz aufgegeben wurde tot seien. Hier konnte auch der Floorman mit der Aussage er GLAUBE nicht, dass dem so sei keine Klarheit schaffen. Auch das Erkennen der Gewinnerhand war keine Selbstverständlichkeit. So hätte zum Beispiel eine Straße mehrfach ein Flush geschlagen wenn die Spieler nicht für Aufklärung gesorgt hätten.
Bei einem 1.800 € Pot wiederum hätte nicht die Straße sondern Toppair gewonnen. Eventuell wäre es gut gewesen sich auch in dieser Hinsicht ein Beispiel am Roulette zu nehmen und einfach mehrere Dealer zu Beratungszwecken an einem Tisch zu platzieren. Den überforderten Dealern wurde das Leben vom Casino noch zusätzlich erschwert, indem sie (aufgrund akuten Chipmangels!) nicht mehr als 100 € in Chips zum Wechseln haben durften. Dies sorgte für witzige Situationen wenn mit einem 100er Jeton auf 40 geraist wurde und mehrere Spieler ebenfalls mit einem 100er callten. Die Auskunft des Floorman als man ihn auf dieses Problem ansprach bestand aus dem Rat, dass die Spieler einfach untereinander wechseln sollten.
Die Atmosphäre war, wie schon angedeutet aufgrund der paar zusammengepferchten Tische und der Unzahl an wartenden Spielern überaus beengt. Die Tische waren auch relativ klein, aber da es ja nur wenig gab saßen dennoch jeweils zehn Spieler aneinandergedrängt an einem Tisch. Die Luft war dementsprechend schlecht und zu trinken bekam man wegen der zu geringen Zahl an Kellnern auch äußerst sporadisch. Die Enge sorgte zusätzlich dafür, dass wenn sich einmal in der Zeit das Servicepersonal zu den Spielern verirrte mit ziemlicher Sicherheit das eine oder andere schon vorhandene Getränk umgestoßen wurde.
Man hatte jederzeit das Gefühl als Pokerspieler bestenfalls ein geduldeter Störfaktor, nicht ein willkommener Gast zu sein.

Als Wiener hat man bei einem Besuch der  preußischen Hauptstadt eventuell das Klischee der unendlich gründlichen und perfekt organisierten Deutschen im Hinterkopf. Wenn dem so ist dann wird dieses Klischee in der Spielbank Berlin vollkommen zerstört. Gründlich ist dort nur das Fehlen jeglicher Organisation! Zumindest zur Zeit der EPT.


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