Kolumnen

Daniel Colman

Auf den ersten Blick erscheint es schade, dass im Megaduell der Giganten der falsche Daniel gewonnen hat. Negreanu wäre ein so viel strahlenderer Champion gewesen. Und doch finde ich es toll, was passiert ist. Denn die aktuell viel diskutierten kritischen Worte des Champs haben in sich ihre Berechtigung, sollten gehört werden:

„Als aller Erstes, ich schulde Poker nichts. Ich bin glücklich genug, finanziell von diesem Spiel zu profitieren, aber ich habe lange genug gespielt, um die dunkle Seite dieser Welt zu kenne. […] Ich habe nichts dagegen, wenn jemand aus eigenem Willen Poker spielen möchte, doch ich widerspreche, dass man Glücksspiel bewerben sollte. Genauso, wie ich widerspreche, dass man Zigaretten oder Alkohol bewirbt. […]

Es beschäftigt mich, dass vielen das Wohlergehen von Poker so sehr am Herzen liegt. Es ist ein Spiel, welches einen solchen negativen Effekt auf Menschen hat, die es spielen. Beides, finanziell als auch emotional. […]“ (Daniel Colman nach dem Gewinn des Big One for One Drop 2014, vgl. http://www.pokerfirma.com/news/daniel-negreanu-colman-schuldet-poker-seine-dankbarkeit/238472)

Das sind unabhängige Worte der Stärke. Ich teile sie nicht im Detail, teilweise widerspreche ich. Aber ich schätze die klare Warte sowie manchen kommunizierten Wert in ihnen.

Es spricht ein kluger Kopf, der sich seinen Status erkämpft hat. Er weiss, wie steinig und weit der Weg ist, wie dünn die Luft. Dieser Daniel schuldet Poker tatsächlich nichts. Doch auch Negreanu hat für sich gesehen Recht, indem er Colmans Worten widerspricht (vgl. obigen Beitrag). Früh wurde ihm sein Weg per Sponsorenvertrag erleichtert. Seine Energie splittet sich seitdem in seinen Wert als Spieler wie als Botschafter. In beiden Fällen ist er großartig. Seine Gesamtleistung ist nicht minder zu bewerten als die Colmans – aber durchaus anders.

Letztlich ist und bleibt Poker immer das, was man draus macht.

Wenngleich ich Daniels Gambling-Kategorisierung von Poker nur als versehentliche Nebenaussage verstehen kann (oder glaubt etwa jemand ersthaft, dass Daniel Colman per Glück einer der besten Heads Up Spieler der Welt ist und/oder dies selbst so sieht), so stimme ich ihm dennoch darin zu, dass Poker für manche tatsächlich genauso gefährlich sein kann wie Alkohol oder Nikotin. Doch es ist nicht das Spiel selbst, was gefährlich werden kann. Es ist der historisch bedingte Wahn, es unbedingt teuer spielen zu wollen.

Poker wird nur allzu gerne missbraucht, um Gier und Eitelkeit auszuleben. Das muss nicht sein. Es geht auch anders. Clevere Jungs an der Weltspitze durchschauen das längst und profitieren ungemein davon.

Das Spiel macht starke Charaktere nur klarer und schärfer. Ich bin und bleibe ein großer Fan dieses Mindsports. Das Spiel versteht es, die Charaktereigenschaften eines jeden binnen weniger Stunden auf den Punkt zu bringen. Wenn das Spiel schlecht ist, dann nur, weil wir Menschen es sind. Daran aber mag ich nicht glauben.

Zahler zocken – Könner kalkulieren

Stephan Kalhamer
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