Kolumnen

Das infernale Spiel

Inferno von Dante Alighieri gehört auch nach mehr als 700 Jahren seiner Veröffentlichung zu den geheimnisvollsten Schriften der Literatur. Ein Text, der vielen Lesern heute noch große Rätsel aufgibt. Zu Poker, dem wohl komplexesten aller Spiele kann sich durchaus eine Parallele ziehen lassen. Manchmal geheimnisvoll; vor allem hinsichtlich der Aktionen und Reaktionen der Mitspieler. Vor allem aber gibt es vielen Spielern heute noch große Rätsel auf. Ungelöste Rätsel der Menschheitsgeschichte.

foto 2 zu infernoJa, es ist ein infernales Spiel. Mit 52 Karten treibt es uns manchmal in die Hölle. Einem kleinen Funken folgt eine große Flamme. Sagte der alte Dante schon damals. Perfekter kann man die explosionsartige Verbreitung von Poker nicht beschreiben. Und damit verbunden die Höllenqualen, die wir durchleiden müssen. Dem ollen Dante sein Zitat „Wir sind nur Würmer, doch dazu geboren, ein himmlischer Schmetterling zu werden“ können wir erweitern um „Wir sind nur Fische, doch dazu erkoren, niemals ein Hai mit Armband zu werden“. Die Schritte des Spiels jedoch verhallen nicht, manchmal werden sie sogar lauter, während sie uns mit unerbittlicher Entschlossenheit verfolgen und uns mit wahnsinniger Beharrlichkeit einholen. Um uns dann im Fegefeuer der Leidenschaft leben zu lassen.

Und dennoch haben wir Spaß in der Hölle. Höllischen Spaß. Manchmal. Meistens. Wenn wir ehrlich zu uns selber sind – meistens. Auch wenn es heiß wird und wir wieder einmal den Teufel in Gestalt des Dealers und der letzten Karte vor uns haben. Wir zwingen unseren geschundenen Körper und unsere genauso geschundene Bankroll immer wieder, immer wieder aufs Neue in das Inferno. Eine wahrlich infernale Welt in Satans eisigem Griff. Doch (auch das wieder von Dante)  – je vollkommener eine Sache, desto empfindlicher für gute und für böse Behandlung. Poker ist in seiner Grundstruktur, in seiner Darreichungsform vollkommen; lediglich wir Spieler hinken diesem Anspruch mit unserem fehlerhaften Können hinterher. Das genau macht das Spiel zu einem Inferno der Widersprüche, zu einer höllischen Angelegenheit.

Der Wahnsinn lockt uns. Er ruft, und wir kommen. Lassen uns freiwillig in die Ecke drängen, dieses mit einem Lächeln im Gesicht. Wir steigen nicht zum Himmel hinauf, wir wandern in die Unterwelt. Der Teufel führt uns in die Leere. Statt uns zu lehren. Und dennoch begreifen wir die Brillanz der Schöpfung. Wir verspüren Ehrfurcht und sündigen der Liebe in diesem Spiel. Wir sind Teil des Meisterwerkes, auch wenn es von diabolischer Schönheit ist. Wir sprechen Gebete, wir flehen, wir fordern, wir fluchen. Verstoßen gegen so ziemlich jedes Gebot, dennoch fühlen wir uns rein. Wir, die wir die faktische Wahrheit verstanden haben, werden die Wahrheit des Spiels niemals verstehen. Infernal. Abgrund. Und gerade deswegen so faszinierend. Ein Geschenk der Hölle an uns Menschen.

Mir war, als ob uns eine helle Wolke, die dicht und fest und lauter war, umhüllte. So klar wie ein sonnenbestrahlter Diamant. Und diese ewige Perle nahm in sich uns auf, so wie das Wasser einen Lichtstrahl hineinlässt, aber ungeteilt verweilt. So schrieb Dante einst in Unkenntnis des infernalen Spiels, dennoch folgerichtig auf das infernale Spiel bezogen.

Nächste Woche werde auch ich wieder in teuflischer Form und mit absoluter Unkenntnis das Inferno wüten lassen. Mindestens zwei Level; wenn der Gott der Karten es will. In Oldenburg, mit einem höllisch geilen Bounty.

https://www.facebook.com/events/1440780922853900/

foto 1 zu inferno


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