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Der Pokerknigge

Mit seinem Poker Fengshui hat PokerIdol Aushängeschild Udo Gartenbach schon dargelegt, dass er eine etwas andere Sichtweise am Pokertisch hat. Da überrascht es auch nicht, dass jetzt der Pokerknigge folgt, der manche Situationen doch etwas anders darstellt.


Seit Anfang letzter Woche gibt es den von allen Pokerorganisationen gemeinsam herausgegebenen neuen Pokerknigge. Bislang im deutschsprachigen Raum unveröffentlicht, aber dank einer Ausnahmegenehmigung und der Übersetzung von Udo Gartenbach hier nachzulesen.

Alle Pokerspieler und vor allem solche, die sich dafür halten, sind angewiesen, sich daran zu halten, um ein entsprechendes Benehmen am Pokertisch, sei es in privaten Runden, auf Turnieren oder in den diversen Casinos weltweit zu gewährleisten. Den Knigge also nicht knicken. Das war im übrigen möglicherweise der erste Übersetzungsfehler von Gartenbach. Es ist schon lange her, das er Englisch als Schulfach hatte und bekannterweise sind seine anglophilen Ausdrücke generell nicht ganz richtig, wie beispielsweise Fold in the dark.

Der neue Pokerknigge ist in der Tat herausragend dazu geeignet, etwas mehr Lebensfreude und noch mehr Spielspass in dieses unseres Lieblingsspiel hereinzutragen.

Auzüge aus dem umfangreichen 480 Seiten-Buch im folgenden:

Lautes, deutliches und jedem Mitspieler klar verständliches Ansagen seiner Hole Cards. Mit klarer Bezeichnung von Wert und Spielfarbe. Ansagen erfolgen im Uhrzeigersinn, vor dem ersten Einsatz. Beginnend bei der Position Cut On plus vier.
Ab nur noch 4 Spielern am Tisch werden die Karten dann offen gespielt, eine entsprechende Ansage muss nicht mehr erfolgen.

Verbot von Kapuzenpullovern. Verbot von Sonnenbrillen. Besonders Kapuzen und Sonnenbrillen zusammen werden ab sofort mit einer 20-minütigen Strafe belegt. Ganz ehrlich, so was will wirklich niemand sehen. Und, noch ganz viel ehrlicher, das eigene Pokerspiel verbessert es auch nicht. Entweder man kann Poker, dann geht´s auch ohne Verkleidung. Kapuzen, Brillen und überdimensionale Kopfhörer zusammen werden sogar von der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen nicht mehr gebilligt.

Verbot von lebenden Tieren am Pokertisch. Nein, das Peterle oder wie auch immer diese Katzenviecher heissen, will nicht beim Pokern zuschauen. Tiere sind lediglich in Miniaturform als Card Protectoren gestattet.  Solange sie den ästehtischen Mindestanforderungen entsprechen. So sind selbstgebastelte Nagetiere ebenso verboten wie hässliche Eulen aus irgendeinem undefinierbaren Jade-Material aus dem Sperrmüll. Ausnahme sind Blindenhunde. Eine weitere Ausnahme ist Südamerika – hier sind Hamster am Tisch ausdrücklich erlaubt.

Erlaubnis von Handys am Tisch. Schliesslich muss man Mutti ja live mitteilen können, was für Deppen mit einem am Tisch sitzen und welchem Depp man gerade Chips abgenommen hat. Die mobilen Kommunikationsmittel sind auch ausdrücklich zum Dreh kurzer Videosequenzen erlaubt; immer auf den Gegner und seine Karten halten und entsprechend kommentieren „Schaut mal, womit der Fisch mich callt“ oder „Ja, ja, es war doch klar, dass du wegschmeist und ich meinen 3-hoch-Bluff durchbekomme“.

Bei Multi-Table-Turnieren ist sich erst einmal generell auf den falschen Platz zu setzen. Dieses mit einem Ausruf wie „Na, Ihr Fische“ oder „Oh Gott, schon wieder nur Anfänger und Blinde hier“. Dieses Verhalten ist nach Platzverweis an dem nächsten, ebenso falschen Tisch zu wiederholen. Kommt man dann irgendwann durch richtiges Hinführen des Floormans an seinen tatsächlichen Tisch, sind erst  einmal all seine mitgbrachten Utensilien aus einer Mindesthöhe von 70 cm auf den Tisch zu werfen. Dieses betrifft vor allem Handys, Geld (hierbei die Münzen bitte zuerst), mitgeführte Medikamente und eventuell mitgeführte Sexspielzeuge. Familienfotos bitte ebenfalls, sowie das mitgebrachte Buch „Poker für Laien“.
Danach beim Hinsetzen ist unbedingt darauf zu achten, den Chipstapel seines Nachbarn umzuschmeissen. Gleichzeitig in entsprechender Lautstärke den Floorman auffordern „komm ma ran hier und lass den Kindergeburtstag hier beginnen“.

Bei grösseren Turnieren ist es ratsam, sich erst einmal den Lokal-Matador auszusuchen, der bekannt für sein gutes Spiel und seinen vielen Cashes in der letzten Zeit ist. Zu ihm hingehen und ihn ansprechen „Wow – ein neues Gesicht. Das erste Mal hier ?“

Direkt nach der ersten gespielten Hand den Verlierer eben dieser Hand mit mitfühlenden und wohlgemeinten Ratschlägen versorgen „Meinst Du eigentlich, dass das hier das richtige Hobby für Dich ist ?“ oder „Vielleicht solltest Du erstmal mit Uno anfangen.“

Generell sind All In´s mit Händen wie 7 3 oder 8 4 zu callen, vorausgesetzt, dieses Monster ist einfarbig. Nachdem dann die Asse oder die Könige natürlich geknackt wurden, dem Gegner mit einem deutlichen Kopfschütteln signalisieren, was man von ihm hält. Aber auch entsprechende Belehrungen hinterherschicken, wie „Ich steh total auf Karo“ oder „Es war doch logisch, das der Herz-Fläsch kommt“. Auch sollte dem Unterlegenen erklärt werden, welchen Fehler er gemacht hat. Dieses ist einer für ihn verständlichen Ausdrucksweise.

Alkohol am Tisch ist erlaubt. Sogar auf dem Tisch, solange es sich nicht um ein mitgebrachtes 10-Liter-Bierfass handelt. Alkoholfreie Getränke hingegen sind verboten. Besonders Milch und Kamillentee ist hier zu nennen. Es empfiehlt sich, sich vor dem Spiel bereits ganz proffessionell einen anzutrinken und mit seinem Idealpromillegehalt an den Tisch zu kommen.

Immer, generell und zu jeder Zeit, unabhängig von der Spielsituation „Time“ rufen. Gerne auch für den Nachbartisch geltend.

Die Dealer sind in Befehlsform anzusprechen. Auch empfiehlt sich ab und zu ein zusammenhangloses und fälschliches Anschreien „Mach voran, du Tunte. Wir bezahlen Dich schliesslich“.
Weibliche Dealer dürfen aufgrund fehlender Oberweite (alles unter Doppel D) angesprochen, aber nicht sexuell belästigt werden. Vor allem in den USA kann dieses bei einem strengen Floorman manchmal zu einer 10-Minuten-Zeitstrafe führen.


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