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Die Arroganz deutscher Casinos – WestSpiel Poker Tour 09

Manche haben es schon verstanden, dass der moderne Pokerspieler ein intelligenter und denkender Mensch ist. Die WestSpiel Casinos haben diese Entwicklung offenbar verpasst und verkaufen die Pokerwelt weiterhin für dumm. Doch die Rechnung der WestSpiel Poker Tour 09 (wpt09) haben sie ohne die Spieler gemacht.

Die wpt – das größte Sachpreisturnier überhaupt. Irgendwie eine interessante und lukrative Sache, wie die letzten Jahre gezeigt haben. Doch seit den Rebuy-Vorfällen im Casino Hohensyburg und den Unstimmigkeiten beim Wert des Audi R8 (Hauptpreis 2008) ist der Ruf der wpt schwer angeschlagen. Und dann präsentiert WestSpiel Preise für die neue Tour, auf die man auch noch stolz ist. Raumflüge, Tauchgänge, Expeditionen und sonstige Ausgefallenheiten.

Die Hauptfaktoren der wpt in Kürze zusammengefasst.

– 7 Qualifikationsrunden à 5 Tage
– Finalticket im Wert von € 1.000
– Preise am Final Table:
Sachpreise im Wert € 190.983,
zusätzliche Buy-ins im Wert von € 22.750
ergibt in Summe € 213.733.

Soweit so gut. Mit 214 Finalisten hätte man das Plansoll erreicht. Wahrscheinlich sogar bei weniger, denn Jochen Schweizer wird mit Sicherheit gute Rabatte an WestSpiel gewähren.

Die erste Station der wpt im Casino Bad Oeynhausen ist gespielt. 17 Finaltickets wurden ausgespielt. Letztes Jahr qualifizierten sich noch 40 (!) Spieler in Bad Oeynhausen für das Finale, darüber hinaus gab es bereits Geldpreise in der Vorrunde. Bei WestSpiel nennt man das nun dennoch „Furioser Start in die wpt09“!

Von wegen furioser Start, Bruchlandung oder Rohrkrepierer trifft es wohl eher. Was erlaubt sich WestSpiel mit einer derartig lächerlichen Veranstaltung? Poker außerhalb des Casinos um Geld ist verboten, weil ja illegales Glücksspiel, aber im Casino ist wohl alles erlaubt. Preise, die gar keine Preise sind, weil man noch zusätzliches Geld (Flugreisen etc.) investieren muss, um überhaupt den Gewinn beanspruchen zu können. Eine Barablöse ist nicht möglich, das kann man ja noch akzeptieren. Wenn ich ein Auto gewinne, das ich nicht haben will, dann verkaufe ich es eben bei Ebay und mache ein schönes Plus. Aber bitte wer kauft mir denn eine Expedition ins Weltall zum Preis von € 99.999 ab? Schneemobil oder Formel 1 fahren mag den ein oder anderen reizen. Doch was ist, wenn man damit so gar nichts anfangen kann? Die Standard-Aussage der WestSpiel-Verantwortlichen „Man muss ja nicht mitspielen, wenn man die Preise nicht mag!“ Richtig, liebe Damen und Herren. Und eigentlich ist es schade, dass sich noch immer Teilnehmer finden und damit dieses Katastrophen-Projekt weiter unterstützen.

Ein Pokerspieler will im Casino ein Turnier spielen, bei dem er Geld gewinnen kann. Deshalb geht er ins Casino. Sachpreisturniere findet man an jeder Ecke. WestSpiel ist die größte Casinokette in Deutschland und liefert eine katastrophale Perfomance ab. Sicher, es gibt Ausnahmen. Einzelne Standorte wie das Casino Bad Oeynhausen unter der Pokerleitung von Werner Horstmann oder das Casino Bremen mit Andree Tettenborn machen es vor. Gute Turniere mit guten Strukturen und die Spieler danken es. Man kommt auch gerne wieder ins Casino.

Die Pokerszene lebt von Mundpropaganda. Ein Spieler erzählt dem anderen, wie es ihm wo gefallen hat und gibt eine Empfehlung ab. Glauben die Verantwortlichen von WestSpiel tatsächlich, dass ein Pokerspieler einem anderen nahe legt, die wpt09 zu spielen?

Es heißt immer, Österreich sei ein Pokerparadies. Vergleicht man die Performance von Casinos Austria mit der von WestSpiel, dann ist Österreich eindeutig der Pokerhimmel. Die Casinos Austria Poker Tour trifft den Geschmack der Spieler. Variierende Buy-ins von € 200 bis € 2000, gute Strukturen und Organisation, das ist es, was Spieler wollen. Sieht man sich die steigenden Teilnehmerzahlen der CAPT an, so gibt die Pokerszene Pokermanager Edgar Stuchly eindeutig recht.

Pokerspieler wollen vor allem eines, nämlich pokern. Gute Turniere, heiße Cashgame-Partien bei akzeptabler Rake. Dafür sind sie sogar bereit, viele Kilometer zu fahren. Jeder Gast im Casino ist jemand, der Eintritt zahlt, der Getränke und vielleicht auch Speisen konsumiert, der Rake zahlt und auch Trinkgeld gibt. Haben es die WestSpiel Casinos nicht nötig, sich um diese Gäste zu bemühen? Wenn man die Pokerspieler nicht im Casino haben will, dann wäre es an der Zeit, dass die Casinos eine Initiative zur Verbannung des Pokerspiels aus den Spielbanken starten. Denn vielleicht kann sich die Pokerkultur in Deutschland dann endlich in privaten Cardcasinos richtig entfalten.


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