Kolumnen

Die Beerdigung des Swiss Rankings – Swiss Poker Awards 2011

Das bezeichnender Weise ein deutsches Sprichwort mit „Totgesagte leben länger“ den Zustand unseres nördlichen Nachbarlandes und den helvetischen bezüglich des verbotenen Pokerturnierspiels ausserhalb lizensierter Spielbanken beschreibt, erscheint mir paradox. Doch im Gegensatz zu unseren Deutschen Nachbarn, verleihen wir Schweizer dafür noch Preise. „Hurra!, wir leben noch“, und gepriesen seien die Swiss Poker Awards!

Diese Preisvergabe vom 23. Februar 2011 scheint mir die letzte zu sein und es interessierte auch fast niemanden. Schliesslich durfte ausserhalb der Casinos, nur noch letztes Jahr bis Ende Mai 2010 gepokert werden und dies ist mittlerweile fast ein Jahr her. Aber bis dahin wurde noch heftig gepokert und mit dem Swissranking Punktesystem von Pokeraction.ch gemessen, aber nur mit Anbietern welche auch dieses Swissranking finanzierten. Dann geschah das Unerwartete und alle Partner dieses Punktesystems (bis auf das Casino Bregenz), wurden von der Eidgenössischen Spielbankenkommission plötzlich als illegal erklärt. Gemäss Pokeraction.ch kamen bis dahin Fr. 12’900 ) zusammen. Es sollten auch weitere Preise vom Sponsorpartner Pokerstars (wie Pokerpackages etc) folgen. Dieses gesammelte Geld sollte dann an einem Finalturnier vollumfänglich ausgeschüttet werden.

Und jetzt wurden letzte Woche eben die Swiss Poker Awards im Casino Bregenz anlässlich der Playersparty im Ausland vergeben. Der DJ war eine Katastrophe (der Plattenleger von Baden bei Wien ist die Messlatte der Casino Austria Parties), die Drinks waren genügend hoch kostenpflichtig, und es fand eine Verlosung eines Unterschriftentuchs mit vielen Skifahrerunterschriften, für welche ich die Losnummer Nr. 41 mit 10 Euro gerne dazu verwendet hätte, dieses meiner skiverrückten Mutter zu schenken. Aber eben Hauptsache etwas für den guten Zweck gespendet und eigentlich ist mir das egal, denn mein Fokus lag auf der Vergabe dieser Swiss Poker Awards.

Die Gewinner waren bis auf Sam El Sayed (Best Foreign Tournament Performance by a Swiss Poker Player ) persönlich vertreten. Sandra Salomon (Swiss Poker Lady of the Year) und Michael Friedrich (Best Online Performance) aus Zürich, Marc Horisberger (Best Swiss Pokerstaff) aus Regensdorf, Georg Strebel (Swiss Pokerplayer of the year) und Tobias von Siebenthal (Rookie of the year), alle waren sie selbständig nach Bregenz gereist. Den Preis, ein flammenartiger Pokal mit der Inschrift „2011 …“ wurde dann gegen ein Uhr in der früh allen Anwesenden innerhalb von einer Viertelstunde überreicht. Herzliche Gratulation allen Preisträgern.

Trotz meiner Freude für die Gewinner, empfand ich das Zeremoniell als dürftig. Es fand eine Preisübergabe ohne grosse Worte statt. Sie bekamen den Preis und einen Händedruck, und es wurde für die Kamera schön gelächelt und fertig. Nicht die Anreise, ein Essen oder geschweige ein Drink wurde ihnen gesponsort oder organisiert. Und es waren gerade sie welche mit ihrer Rake auch den Preispool des Swissrankings mitfinanzierten. Für eine Schweizer Preisverleihung im Ausland ist dies zuwenig und ich neige langsam dazu, Schottland und die Schweiz zu verwechseln.

Heute ist Poker in der Schweiz tot. Fast – Wäre da nicht das Grandcasino Baden, welches mit den täglichen Pokerturnieren um Geld doch den Strohhalm aufrecht erhält. Auch in Schaffhausen, St. Gallen, Interlaken und Basel finden wöchentlich ein bis zwei Turniere mit Geldeinsatz statt. Aber eben, wo sich vor einem Jahr die Anbieter noch überboten und man eine Auswahl zwischen fast 30 Möglichkeiten treffen konnte, finden heute an diesem Montag, an welchem ich diesen Artikel schreibe, gerade einmal drei legale Turniere mit Geldeinsatz statt. Zwei in Baden und eines in Schaffhausen. Und gewertet von denen wird fürs Swiss Ranking 2011 keines.

Cheers,
Martin Bertschi


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