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Die GSOP in Sevilla und klischeehafte Spanier

Der Fahrer des Kleinbusses sieht aus, als ob er 16 wäre, wahrscheinlich ist er kaum älter und drückt seinen gesamten jugendlichen Testosteronüberschuss direkt ins Gaspedal. Die Hupe ist notwendig, der Blinker nicht. Werthan ist bei der GSOP und sah sich in Sevilla um.

Sevilla ist die letzte Station der GSOP und alles ist klischeehaft spanisch. Es ist noch nicht wirklich heiß hier unten, 27° tagsüber. Während die Touristen in der Altstadt  Feinripp zeigen, zieht der Spanier seinen Zipp etwas nach oben – es ist doch etwas kühl heute. Die Altstadt ist schön und alt und voll mit Touristen und laut, gerade so wie es sich für eine spanische Altstadt gehört. Gesprochen wird nur spanisch, „Du brauchst nicht glauben, dass du da mit englisch kommen kannst“. Aber wenn du statt „Ham“ ein „Jamon“ raus stammelst, grinst die Thekenkraft und legt ein paar Blätter mehr des leicht fett schimmernden Rohschinken auf den Tapas-Teller. Es nicht so leicht ist die Aufmerksamkeit der fünf Kellner und -innen hinter dem Tresen zu erlangen. Es scheint, als ob die alle früher mal in einem Baumarkt arbeiteten – immer auf der Flucht vor dem Kunden. Übertreiben kann man es aber auch. Betsson Spielerbetreuerin Fränzi Wostrack lebt zwar auf Malta, trotzdem bleibt sie ihren deutschen Wurzeln treu. Wer fragt schon in einem spanischen Fischrestaurant: „Do you have German Bratwurst?“. Der Kellner geht ab, etwas belustigt, etwas verwirrt.

Die Altstadt ist etwa 15 Minuten vom Hotel entfernt und es gibt ein Shuttle zu jeder vollen Stunde dahin. Der Fahrer des Kleinbusses sieht aus als ob er 16 wäre, wahrscheinlich ist er kaum älter und drückt seinen gesamten jugendlichen Testosteronüberschuss direkt ins Gaspedal. Die Hupe ist notwendig, der Blinker nicht.
Die angereisten Spieler nutzen das Angebot nicht, sie sind ja zum spielen hier und nicht für Kultur, Land und Leute. Dabei bietet Sevilla mehr als nur die Erinnerung vom 1. FC Köln Urgestein und Österreicher Toni Polster, „Ich hab in Sevilla gespielt“, Sevilla so gesprochen wie man es schreibt.  Kulturell gibt die Stadt einiges her und wundervolle Namen für ihre Plätze und Straßen haben sie auch. Dem Taxifahrer erklären, dass man zum „Plaza de toros de la Real Maestranza de Caballería de Sevilla“ möchte ist eine Aufgabe für Sprachhochbegabte, aber nichts für einen Pokerjournalisten.

Die Sevillanas, also die Sevillianerinnen, teilen sich in zwei Gruppen auf. Die unwahrscheinlich Attraktiven und die unwahrscheinlich Unattraktiven, die in unseren Breiten bekannte Attraktivitätsmittelschicht ist quasi nicht vorhanden,  bei den Jungs ist es vielleicht ebenso, da kennt Werthan sich aber nicht wirklich aus.
Irgendwie dachte er auch, dass in Spanien die Leute um 22 Uhr ihre Wohnungen verlassen, auf die Straße gehen, in den Lokalen sitzen und irgendwo jemand Flamenco tanzt – Irrtum. Um ein Uhr sind bis auf zwei, drei unseriöse Bars alle Lokale geschlosssen, die Straßen leer und getanzt wurde vielleicht irgendwo für Touristen für €150 Unkostenbeitrag. Sevilla ist dann doch nicht so klischeehaft spanisch.

Die, die hier Poker spielen werden, kümmert die Stadt überhaupt nicht. Sie sitzen in ihren Zimmern und grinden, wahrscheinlich bei zugezogenen Vorhängen, draußen scheint die Sonne.

190 Spieler werden am ersten Tag angetreten sein, 180 davon werden als Qualifier gelistet und zehn werden sich tatsächlich eingekauft haben. Der Erste wird am Sonntag € 93.130 entgegen nehmen. Das sind 23,10% des Gesamtpreispools, der 27. immerhin noch 4.430 oder 1,10%. Wirklich bekannte Gesichter sind nicht dabei, der EPT Sieger von Wien, Michael Eiler, wird noch der bekannteste sein, Tim Sattler vielleicht auch noch, der begleitet aber nur seinen Buddy.
Die, die ausscheiden werden, müssen sich nicht langweilen, denn Sevilla ist ne geile Stadt. Vom Turnier, vom Casino und die spielerische Qualität wird morgen berichtet.


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