Kolumnen

Die Magie des Laufs

„Er läuft und läuft und läuft!“ Wer kennt ihn nicht, den Duracell Hasen. Oder den Lauf im Poker.
Viele Spieler jammern sehr oft über die negative Ausprägung der Varianz, doch es gibt sehr wohl auch die positive: den absoluten Lauf.

Es scheint alles zu gelingen. Jeder Move sitzt, jede Hand hält, jeder wichtige Showdown wird gewonnen. Coinflips sind scheinbar 80%er, mit Selbstverständnis werden auch eigene Suckouts zur Kenntnis genommen. Doch wie erklärt sich das? Es ist phasenweise unerklärlich. Ist es nur Glück?
Nehmen wir ein paar Beispiele teils renommierter Profis.

Letzte Woche fand die CAPT in Seefeld statt. Mit dabei wie fast zu erwarten war, einer der wohl besten österreichischen Turnierspieler Harry Casagrande. Unbestritten hat er Edge in diesen Feldern. Doch seine Ergebnisse der letzten Woche sind besonders beeindruckend, vor allem, wenn man mitberücksichtigt, dass dieses mal Rekordteilnehmerfelder am Start waren:
4. Platz im € 250 Bounty Turnier (230 Teilnehmer)
2. Platz im € 200 Rebuy PL Omaha bei (107 Teilnehmer)
15. Platz im € 1k NL Hold´em Event von (220 Teilnehmer)
3. Platz im € 2k NL Hold´em Mainevent (192 Teilnehmer)
Viermal im Geld, davon drei Top Vier Platzierung sprechen für sich. Eine klasse Performance. Im Mainevent war er in mittlerer Turnierphase extrem short, fand dann aber doch erneut den Weg an den Final Table.

Nehmen wir den Tschechen Jan Skampa. Ein eher unbeschriebenes Blatt. Bis zum August des letzten Jahres. Dann schaffte er es, bei der WPT in Bratislava den Finaltable des $ 4.000 Events zu erreichen (er wurde letzlich Achter). Eine Woche darauf gewann er das $1.500 WPT Merit Cyprus Classic in Kyrenia. Wieder nur zwei Monate später gelangte er erneut an den Finaltable, diesmal bei der EPT in Vilamoura und belegte Platz vier in diesem hochkarätigen Feld. Der große Wurf gelang ihm dann wieder kurz darauf, als er Back to Back den Finaltisch der EPT erreichte, dieses Mal in Prag und den Event sogar für sich entschied. Eine unglaubliche Serie für einen bis dato unbekannten Spieler.

Diese Cinderella Story konnte ein Spieler sogar noch toppen: Der 26 Jahre junge Martin Kabrhel. Bis Juni 2009 noch ohne Hendonmob Eintrag erreichte er zunächst bei mehreren kleineren und mittleren Turnieren Topplatzierungen. Dann ging sein Stern auf. Beim Mainevent der Pokereuropameisterschaft in Baden setzte er sich gegen ein Topgegnerfeld durch und gewann den Titel. Nur einen Monat später siegte er beim $ 2.000 Sideevent der EPT in Vilamoura. In Prag erreichte er nicht nur Back to Back den Finaltable des $ 2.000 Sideevents, sondern siegte erneut. Wer nun meint der Lauf ist zu Ende, der täuscht sich gewaltig. Vor wenigen Tagen gewann er bei der EPT in Deauville das $ 20.000 High Roller Event. Was für eine Serie. Innerhalb weniger Monate hat Kabrhel vier Titel gegen große und sehr starke Gegnerfelder geholt. Mal sehen wie lange dieser Lauf anhält.

Aber was macht diese Läufe aus? Haben diese Spieler mehr Glück?
Es spielt vieles zusammen. Einerseits sicherlich die positive Auslenkung der Varianz. Anderseits hilft das gewonnene Selbstvertrauen ungemein. Glaubt man an sich, trägt man sein Spiel schlüssiger vor. Das ist unbestritten. Und halten die Gegner einen für schier unbesiegbar, verstärkt sich das noch einmal.

Den Lauf kann jeder Spieler bekommen. Nur je spielstärker ein Gegner ist, desto wahrscheinlicher ist dieser. Und je besser man performt, desto länger läuft der Hase in die richtige Richtung.
Man kann sich sein Glück also sehr wohl erarbeiten. Man nehme als Beispiel auch Luca Pagano. Wer sechsmal am Finaltable einer EPT sitzt, der kann nicht nur Glück oder einen Lauf haben, der ist einfach ein überlegener Spieler. Somit wäre es wohl zu einfach solche Serienerfolge nur auf den Lauf eines Spielers zu schieben. Das Glück in allen Ehren – aber alle hier genannten Spieler haben Außergewöhnliches geleistet und sind von der positiven Seite der Varianz für ihren Skill belohnt worden.


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