Kolumnen

Die Wahrheit – Böse Buben, schöne Bescherung!

Es naht Weihnachten, das Fest der Liebe. Es ist die Zeit des Vergebens und Vergessens. Für Pokerspieler ist gelebte Christlichkeit eine leichte Übung, denn in der schnellebigen Pokerszene wird gern vergessen und für die meisten ist sowieso alles vergebens.

Nachdem sich die Wogen um die diversen Betrugsskandale in erwarteter Geschwindigkeit geglättet haben, wird brav zur Tagesordnung übergegangen. Für mich keine Überraschung, denn Betrug ist etwas ekelhaftes, unethisches und auch noch schlecht für´s Geschäft. Wieso schlecht für´s Geschäft, höre ich schon die ersten Dümmlinge fragen. Das irgendwer irgendwen irgendwo irgendwie betrügt hat doch gar keine sooo große Auswirkung. Hier tut Aufklärung Not. Definition laut Wikipedia:

Betrug im strafrechtlichen Sinn ein Vermögensdelikt, bei dem der Täter in rechtswidriger Bereicherungsabsicht das Opfer durch Vorspiegelung oder Unterdrückung von Tatsachen gezielt so irreführt, dass es sich selbst oder einen Dritten am Vermögen schädigt, d. h. materiellen Schaden zufügt.

Irgendwie bringe ich diesen Sachverhalt eher mit Onlinepokerseiten als mit den plumpen Diebesversuchen armseliger Kleinbetrüger in Verbindung. Nein, das kann doch nicht sein! Wahrscheinlich zuviel Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt getrunken. Oder? Doch, da tauchen plötzlich einige recht konkete Erinnerungen auf.

Mir wurde wegen vermutetem Zusammenspiel in einer Heads-up Partie (macht doch Sinn, oder) mein Guthaben eingefroren. Verdacht des Chipdumpings. Bitte sehr. Als sich nach mehrmonatigem Verhandeln der Verdacht als haltlos herausstellte und mein Account wieder aufging, fehlte ein Teil des Geldes. Auf Nachfrage erklärte man mir, dass bei inaktiven Konten eine Verwaltungsgebühr in Höhe von 10% des Guthabens pro Monat erhoben würde. Nicht genug, dass hier Zinsen aus Spielergeldern erwirtschaftet werden! Wer stirbt und sträflicherweise keinen Rake mehr erzeugen kann, wird in gleicher Art leergeblutet. Nicht etwa das Geld den Erben zukommen lassen, wie man erwarten würde. BETRUG??? Nööööööööööö!!!

Ein Freund hatte auf der gleichen Seite eine Unmenge an Vielspielerpunkten akkumuliert. Diese konnte man, eine Art Rakeback, in Geld umwandeln. Plötzlich waren die Punkte (Wert ca. $3.000) verschwunden. Begründung : Sie gewinnen ja sowieso auf unserer Seite, der Bonus ist nur für Verlierer gedacht. Nach langwierigen Verhandlungen durfte er dann wieder Punkte sammeln. Die ursprünglichen $3.000 wurden aber nie ausgeglichen. BETRUG??? Nööööööööööö!!!

Mehrere Pokerseiten haben außer Tischen in Dollar auch Tische angeboten, auf denen man in Euro oder englischen Pfund spielen konnte. Der Rake blieb immer gleich, nämlich maximal 3. Dass 3 Pfund bis zu 6 Dollar wert waren, ist dabei nebensächlich! BETRUG??? Nööööööööööö!!!

Ich könnte noch dutzende Beispiele anbringen, die irgendwo zwischen witzig und widerlich angesiedelt sind (meistens näher an widerlich), will aber meinen Lesern die Möglichkeit lassen, sich anschließend selber im Kommentarteil auszukotzen. Tatsache ist, dass die AGB´s der Onlineseiten diesen alle Möglichkeiten offenlassen, über ihre Kunden zu verfügen. Wem das nicht passt, der kann ja immer noch einen Rechtsstreit, in meist abenteuerlichen Jurisdiktionen, anstreben.

Klägerin: „Er hat mich vergewaltigt!!“
Angeklagter : „Sie hat doch die ganze Zeit geschrien: Fick mich, fick mich!“
Richter zur Klägerin : „Haben Sie die Geschäftsbedingungen gelesen?“
Klägerin : „Ja“
Richter : „Und trotzdem die Hosen runtergelassen?“
Klägerin : „Ja“
Richter : „Tja, Sie lassen mir keine Wahl.
Im Namen des gesunden Menschenverstandes ergeht folgendes Urteil:
Der Angeklagte wird in allen Punkten freigesprochen. Die Klägerin wird wegen Begünstigung von Diebstahl zum Totalverlust verurteilt. Außerdem wird sie 4 Stunden täglich mit dem Dämelsack geschlagen werden, bis sie kapiert hat, dass man seine Rechte nicht freiwillig und willenlos aus der Hand gibt.“

Ich will hier gar nicht auf die Superuser und ähnliche „Kleinigkeiten“ eingehen. Ich bin sicher die Opfer wurden schnell, vollumfänglich und unbürokratisch entschädigt. Freiwillig, ohne einen Anspruch anzumelden natürlich. Wobei mir der Gedanke an die Dunkelziffer den Schweiß auf die Stirn treibt. Oder wieviel glauben Sie hätte UB bezahlt, um den Skandal zu vertuschen? Besonders wenn man bedenkt, dass sie als Resultat von Absolut Poker übernommen wurden, einer Seite, die nicht mal 10% des Volumens von UB hatte. Ich bin überzeugt, dass ich von den von erpressten Pokerseiten gezahlten Schweigegeldern sorgenfrei bis an das Ende meiner Tage leben könnte.

Da lob ich mir doch unsere althergebrachten Casinos. Die wollen uns nicht übervorteilen und passen auch viel besser auf uns auf. Oder, besser gesagt: Die Übervorteilung wird überflüssig, da sie einfach so kräftig raken, dass es auch so reicht. Ein Preis, den man trotzdem gern bezahlt, denn meine Sicherheit lass ich mir schon was kosten. Hahaha!

Ab und zu ein Haar in der reichlich salzigen Suppe würde man noch verkraften. Aber hier ist nur sehr wenig Bereitschaft zu erkennen Schieflagen gerade zu rücken. Eine Lachnummer, wie norddeutsche Casinos jahrelang Trickbetrug Vorschub leisteten, indem nicht einmal einfachste Kontrollen korrekt durchgeführt wurden. Karten zählen im fixen, stündlichen Turnus! Wie wurden hier denn die Opfer kompensiert?

Investitionen in neue Sicherheitstechnik sind teuer! Wenn da die Pokergäste betrogen werden, wen juckt das schon. Immer wieder begegnet man der altbekannten Ignoranz/Arroganz. Dass sich zum Beispiel Mischmaschinen innerhalb kürzester Zeit durch höhere Spielfrequenz selbst bezahlt machen und einen viel höheren Sicherheitsstandard haben, sollte sich eigentlich schon rumgesprochen haben. BETRUG??? Nööööööööööö!!!

Ein EPT Turnier kommt auch ohne Überwachungskameras aus. Bei bis zu € 600 Gebühr kann man das auch wirklich nicht erwarten! Wer sich da wundert, wenn das kriminelle Elemente anzieht, ist ein weltfremder Träumer! Ich weiß von Falschspielern, die sich Gedanken machen, wie sie jemandem € 100 stehlen können. Was würden solche Leute wohl anstellen, um an mehrere Hunderttausend zu kommen? Die nehmen sicher ein paar Euro in die Hand, wenn sie neue Technik kaufen können.

Ein befreundeter, in den USA lebender Sicherheitsexperte hat ein Prüfgerät entwickelt, das sowohl im infrarot als auch im ultravioletten Bereich markierte Karten entdeckt. Alle deutschen, englischen und französischen Casinos wurden, mit dem Angebot einer kostenlosen Demonstration vor Ort, angeschrieben. Nicht ein einziges hat sich die Mühe gemacht auch nur zu antworten. Casinos Austria haben sich das Gerät demonstrieren lassen, meinten aber etwas ähnliches zu besitzen. Bei zwei Besuchen waren diese Geräte aber jedesmal defekt. Zumindest gibt es dort wenigstens ein Interesse an technischen Neuentwicklungen. Gekauft haben das Gerät vorerst übrigens nur zwei Casinos in Tschechien. Wenn hier nicht umgedacht wird, werden wir uns alle naselang wieder über einen neuen Betrugsskandal aufregen können.

Die logische Konsequenz ist, dass jeder auf sich selber aufpassen sollte. Selbst für professionelle Spieler eine schwierige Aufgabe. Für Hobbyspieler, die nur ein wenig Spaß haben und nicht immer hinter sich schauen wollen, schlicht unmöglich. Da bleibt mir nur der fromme Wunsch übrig, dass Sie nicht zu sehr zu Schaden kommen. Leider sind fromme Wünsche nicht besonders effizient, was Sie ganz einfach testen können: Wünschen Sie sich was in die eine Hand und scheißen Sie sich in die andere. Dann beobachten Sie, welche zuerst voll wird.

In diesem Sinne, frohes Fest und ein erfolgreiches neues Jahr!

Phillip Marmorstein


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