Kolumnen

Dragan Galic im Pokerfirma Exklusiv-Interview: „…Poker frisst mich auf.“

Einen dick belippten und sonst völlig entspannten Dragan Galic baten wir im Hotel Atlantis zu Wien um ein Gespräch.

Werthan: Dragan, deine Lippen sind geschwollen. Hast du eine aufs Maul bekommen?

Dragan: Nein, ich hatte eine Zahnoperation.

Das ist ja noch grausamer – anderes Thema. Seit Ewigkeiten auf keinem Turnier gewesen und die WSOP war ebenso galiclos. Hast du dem Poker abgeschworen?

Ich bin seit einem halben Jahr unterwegs, nur nicht in der Pokerszene.
Ich hab in Deutschland Haus und Hof verkauft und bin aus liebestechnischen Gründen nach Zagreb gezogen. Ich bin zwar kroatischer Abstammung, habe aber bis auf den Reisepass kein einziges kroatisches Dokument, weder eine Steuernummer, Krankenversicherung usw. Aufgrund der kroatischen Bürokratie dauert so etwas sehr lange und in meinem Fall vier Monate. Alleine die Haushaltsauflösung in Deutschland war schon ein gewaltiger Aufwand. Das hat alles viel Zeit in Anspruch genommen und deshalb war weniger Zeit für das Pokerspiel. Urlaub machten wir auch noch.

Böse Zungen behaupten, dass es ein Notverkauf war.

Nein, kein Notverkauf. Ich bin einfach nur von Deutschland nach Kroatien ausgewandert. Ich bereue es nur, dass ich damit so lange gewartet habe. Ich hätte das Ganze schon vor zwei oder drei Jahren machen sollen.

Was wird sich ändern?

Familie. Wir haben einfach den Plan umgesetzt, zusammen zu leben und da wäre es unsinnig ein Haus in der Lüneburger Heide zu haben, in dem ich alle zwei Monate mal an einem Wochenende war.

Und jetzt Haus im Speckgürtel von Zagreb…


Nein, ein Haus im Zentrum in einem schönen Wohnviertel.

Heißt das, dass du dich langfristig vom Poker zurückziehen wirst und bei Udo Hausmann-Tipps holst?

Wir haben beschlossen, Hanna spielt ja auch Poker, dass, wenn wir zu einem Turnier fahren, dies gemeinsam tun. Aber unsere Priorität ist nicht mehr Poker. Wir wollen nicht mehr von EPT zu WPT und umgekehrt fahren. Das hat weniger finanzielle, sondern ausschließlich familiäre Gründe. Aber ich werde sicher kein Maniac mehr sein und in der Welt herumfahren und schauen wie ich mein Geld los werde. Ich hab das Gefühl, dass Poker mich auffrisst.

Mehr Online?

Jetzt wieder mehr.

Bedeutet dieser Wandel mit Haus und Frau auch, dass du dir auf deine alte Tage noch ein Kind wünscht?

Alte Tage? Das Potenzial ist vorhanden.

Was wäre die Alternative zu Poker?

Ich hab einige Optionen, aber über die will ich nicht reden, solange sie nicht sicher sind. Aber mach dir keine Sorgen, ich muss nicht arbeiten um zu überleben.

Wie sieht es mit deinem Kroatisch aus?

Mein Kroatisch wird immer besser.

Wie sieht es pokermäßig in Zagreb aus. Die Geschichten die ich von dort höre klingen etwas unschön.

Es gibt ein paar private Casinos, die bei 100 Euro aufwärts beginnen, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich bin ja kein Cash-Gamer.

Spielst du dort?

Ab 300 Buy-in spiele ich dort. Bei kleineren Turnieren empfinde ich es als Zeitverschwendung.

Aber im Prinzip ist es fast egal. Ob man bei einem 300er Turnier oder einem 50er ausscheidet.

Das schon…

Wann also das nächste Turnier?

Mal sehen. Ich möchte nur ab und an ein Turnier spielen und es soll Spaß machen…

…sagt ein völlig entspannter Dragan Galic, Danke für den Kaffee und das Gespräch.


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