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DuskTillDawn Anniversary Cup

Am vergangenen Wochenende feierte der DuskTillDawn Pokerclub in Nottingham sein einjähriges Bestehen mit einem standesgemäßen Pokerfestival. Das DTD gehört mit 45 Tischen zu den größten Pokerclubs Europas und das Festival mit seinen extrem guten Turnierstrukturen war für mich ein Anreiz diese Location einmal auszutesten.

Eingang Dusk till Dawn
Eingang Dusk till Dawn

Das Main-Event hatte zwar die beste Struktur (identisch mit dem WSOP Main-Event) lag aber mit £1.000+60 weit außerhalb meiner Komfortzone. Aber es gab ja auch zwei Side-Events mit £300+30 bzw. £200+20. Und diese boten mit langsam steigenden 45 Minuten Blindlevels und 10.000 bzw. 7.500 Chips immer noch ein Struktur die zweifellos in die Kategorie „Deepstack“ gehörte. Beide Turniere waren dementsprechend auch auf zwei Spieltage ausgelegt.

Kurze Nachfrage über die erwartete Teilnehmerzahl (es wurden jeweils mind. 100 erwartet) und Flugpreise checken. Die Reise sollte natürlich nicht allzuviel kosten. Ryanair von Frankfurt-Hahn war da ein echtes Schnäppchen. Für €30 ging es nach Birmingham (ca. 1h von Nottingham) und wieder zurück. Selbst mit den Kosten für die Zugfahrt nach Frankfurt blieben die Reisekosten so deutlich unter €150. Auch in England bevorzugte ich dann die Reise auf der Schiene, da ich mir den Linksverkehr mit Mietwagen definitiv nicht antun wollte. Leider liegt der Club außerhalb in einem Industriegebiet. Daher suchte ich mir ein Hotel im Zentrum von Nottingham, um nicht allzu abseits zu liegen. Ein Taxi zum Club kostete zwischen £7-9 (weit weniger als man in Deutschland für dieselbe Strecke zahlen würde).

Der Pokerclub selber ist ein Erlebnis. 45 Tische sind in Form eines großen Bogens auf 3 Ebenen angeordnet. Die technische Ausstattung ist absolut Top. Ausreichende Bildschirme für gleichzeitig laufende Turniere. Am Sonntag waren  es bis zu vier parallel laufende Turniere (plus Cashgame). Im Internet werden die Turnierergebnisse veröffentlicht … aber nicht erst am Ende des Turniers. In jeder Pause werden die Chipstände erfasst und eingetragen. Wie das geht? Das DTD weiß jederzeit welcher Spieler an welchem Platz sitzt – selbst nach einem Tischwechsel. Dementsprechend werden auch alle Platzierungen namentlich genau erfasst.

Neben dem Pokerbereich gibt es eine gemütliche Bar / Restaurant mit kleinen bis größeren Speisen von sehr guter Qualität. Sowohl der einfache (aber nicht kleine) Chicken-Caesar-Wrap für £7 oder das Sirloin-Steak für £14 haben sehr gut geschmeckt. Die Getränkepreise sind mit £2 für Softdrinks sehr moderat.

Außerdem gibt es rund 20 PC-Terminals an denen man online spielen (das DTD hat auch einen Online-Pokerroom) oder einfach nur im Internet surfen kann. Natürlich kostenlos. Der Online-Pokerrom des DTD bietet auch die Möglichkeit sich für die Live-Events vorab anzumelden. Eine Möglichkeit die ich natürlich gerne in Anspruch genommen habe. Die Eingangskontrolle wird sehr ernstgenommen. Ohne Ausweis geht gar nichts. Am besten registriert man sich sogar vorab im Internet um dann beim Erstbesuch sofort seine Mitgliedskarte zu erhalten.

Als ich dann Freitag Abend zu meinem ersten Event (£300) ankam, spielte man beim Main-Event bereits den zweiten Tag. Mit 186 Startern definitiv ein großer Erfolg. Im Teilnehmerfeld neben vielen lokalen Pokergrößen auch Maria Demetriou und Cristiano Blanco (2. der EPT Dortmund 2007). Während Maria Demetriou an 32. Position ausschied war Cristiano Blanco lange Zeit Chipleader und schaffte es auch an den Finaltisch.

Unser Event brachte es immerhin auf 131 Teilnehmer und einen Preispool von £39.900. Und gleich in der ersten Hand gab es an unserem Tisch ein Feuerwerk. Raise, Re-raise, All-In … wie erwartet traf AA auf KK. Die Asse hielten und es gab einen Chipleader mit 20.000 Chips. Leider änderte das natürlich auch komplett die Dynamik an unserem Tisch. So richtig ging es bei mir nie voran. Trotzdem konnte ich dafür sorgen, dass mein Stack niemals unter 8.500 fiel. Irgendwann ging es dann immerhin auf 12.000 Chips rauf. Leider musste ich dann die Hälfte davon wieder abgeben als mein geflopptes Full-House auf dem Turn von einem höheren Full-House geschlagen wurde. Glück und Pech liegen aber manchmal nahe beieinander. Denn mit 66 und Quads konnte ich wieder aufdoppeln.

Leider gab es danach viele gute Hände die sich aber nicht in Chips umsetzen ließen. AK verlor gegen das All-In eines Shortstacks mit 44, AK traf auf AK für einen Splitpot etc. Und irgendwann gab es dann nicht mal mehr spielbare Hände. Gerade einmal 5 Minuten vor Ende des ersten Tages kam dann das Ende. Platz 37 ist bei 13 bezahlten Plätzen sicher nicht, das was ich mir erhofft hatte.

Trotz allem war die Reise bis dahin schon ein schönes Erlebnis und für den nächsten Tag stand ja noch ein weiteres Turnier an. Also ausschlafen, die City erkunden und mit dem Laptop zum nächstgelegenen Starbucks. Und um 18 Uhr Abends wieder zurück an die Pokertische.

Cardroom
Cardroom

Leider blieb das £200-Event leicht hinter den Erwartungen zurück. Mit 84 Teilnehmern kam ein Preispool von £16.800 zusammen. Und wieder lief am Anfang nichts zusammen. Es war wie verhext. Gute Hände und gute Treffer die gegen noch etwas bessere Treffer verloren. Bereits nach zwei Leveln lag mein Startstack von 7.500 nur noch bei knapp 3.000 und es schien so, als sollte ich diesmal der Erste sein, der das Turnier verlassen muss.

Aber „Patience“ zahlt sich aus. Niemals zu früh aufgeben, ist meine Devise. Und irgendwann war es dann soweit. Ich hatte den Tisch und seine Eigenheiten im Griff und schafften es, mich wieder auf 12.000 Chips hochzuarbeiten (leicht über Average). Von da an war es eine regelrechte Achterbahnfahrt. Eine der wichtigsten Entscheidungen war ein Fold mit TT auf einem 2-2-8 Board. Eine Hand die mein Turnierende hätte bedeuten können – denn mein Gegner zeigte mir tatsächlich die vermutete 2 für das Set.

So richtig aufwärts ging es dann nach einem Tischwechsel in den letzten beiden Leveln des Tages. AA wurde ordentlich bezahlt und AK warf QQ eines Shortstacks aus dem Rennen. Am Ende des Tages waren noch 17 Spieler übrig und ich war mit 55.600 Chips auf Platz 4 im Chipcount.

Ausruhen und sich ins Geld folden (Neun bezahlte Plätze) … keine Chance. Mit Blinds die am zweiten Tag bei 800/1,600(200) begannen war zwar noch Pokerspiel möglich, ab aussitzen war keine Option. Leider war es aber mehr oder weniger genau das was ich mangels spielbarer Hände tun musste. Mit nur noch 10 Spielern sah es schon sehr danach aus, als würde ich wieder einmal der Bubble-Boy werden. So wie das gesamte Turnier gelaufen war, wäre das ein sehr enttäuschendes Ergebnis gewesen. Aber ein anderen Spieler nahm dies dann auf sich, als sein AQ unglücklich gegen A2 verlor.

Damit waren ein Gewinn von £336 und ein weiterer Eintrag in der HendonMob Datenbank gesichert. Mit meinem Stack hieß es nun auf eine Gelegenheit zum Pushen warten und hoffen, dass andere vor mir die Nerven verloren. Leider blieb das Spiel recht zäh und die anderen warteten offensichtlich auf eine Reaktion von mir. Immerhin ein Spieler musste zwischenzeitlich gehen und nun waren £504 gesichert.

Während ich auf ein Monster wartete, hatte auch das Main-Event nach vier Spieltagen seinen Finaltisch erreicht. Dort hatten fast alle Spieler noch ausreichende Stacks für viel Poker und die Zahl der Finalisten verringerte sich langsam. Auf Platz 5 erwischte es Cristiano Blanco. Statt mit £60.450  für Platz 1 musste er sich mit £11.160 zufrieden geben. Nachdem er lange Zeit während des Turniers den Chiplead innehatte war seine sichtbare Enttäuschung mehr als verständlich.

Für mich gab es dann mit KK endlich das erhoffte Monster und ausreichend Kundschaft um aufzudoppeln. Danach nahm die Action am Tisch deutlich an Fahrt auf und wir waren bald nur noch zu sechst.

Nachdem ich dann noch glücklich Asse knacken konnte kam die entscheidende Hand des Finaltisches. Der Spieler, dessen Asse ich geknackt hatte, war immer noch auf „Tilt“ und ging mit 74.000 Chips All-In. Ich ging mit AJ und 85.000 Chips darüber. Dann war die Reihe an Billy Ngo. Definitiv einer der besten Spieler am Finaltisch (zusammen mit dem späteren Sieger Alan Stearn). Und Billy hatte ein schwere Entscheidung zu treffen. Offensichtlich hatte er eine sehr gute Hand (und rund 160.000 Chips). Mir war klar, dass ich in großen Schwierigkeiten war, falls Billy callen sollten. Und so war es auch den mein AJ stand Billys QQ und A2 gegenüber. Ein Ass auf dem Board warf Billy Ngo jedoch auf rund 80.000 Chips zurück und machte mich mit 250.000 Chips (von 630.000) zum Chipleader. Auf Platz 5 musste dann Billy Ngo gehen. Und auf Platz 4 verließ mit Michelle Bennett die letzte Frau den Tisch.

Mit Alan Stearn, Alan Stokes und mir war es nun ein Deutsch-Englisches Duell. Allerdings hatten wir zu diesem Zeitpunkt je ca. 200.000 Chips bei Blinds 8.000/16.000(800) und einigten uns darauf den verbliebenen Preispool gleichmäßig zu teilen (je £3.150).

Was dann folgte, war mit das sportlichste Pokerspiel das ich jemals erlebt hatte. Den wir waren uns einig die Platzierungen und den Pokal trotzdem auszuspielen. Aber es gab keine All-In Schlacht sondern Poker vom Feinsten bei dem wir noch viele Flops zu sehen bekamen. Gratulation an den englischen Sportsgeist!

Am Ende musste ich mich dann  auf Platz 3 Alan Stearn geschlagen geben, als mein Open-ended-Straightdraw verfehlte und Alan ein Paar traf.

Definitiv eine Reise die sich nicht nur finanziell gelohnt hat. Das DuskTillDawn ist der professionellste und beste Pokerrom, den ich jemals besucht habe. Simon Trumper und sein Team bieten dem Besucher ein perfektes Umfeld für Poker der Extraklasse. Nachdem das DTD über drei Jahre um eine Lizenz kämpfen musste, kann man daher nur zum Einjährigen Bestehen und einem erfolgreichen Festival gratulieren!

Das DTD bietet in regelmäßigen Abständen Deepstack-Turniere an. Das nächste große Event wird die „Norwegian Championship“ im März sein. Bereits letztes Jahr wurde diese (aufgrund der Rechtslage in Norwegen) im DTD ausgetragen. Das £500 Main-Event zog dabei 514 Teilnehmer für einen Preispool von £257.000 an.

Harald Gärttner


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