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Ein Shot Clock Turnier im Test

Seit geraumer Zeit bemühen sich Veranstalter, Funktionäre und Pokerindustrie das Thema Shot Clock in die Pokerwelt einzubringen. Das PokerMagazin widmete diesem viel diskutierten Thema sogar eine ganze Ausgabe (21). Ein, für die einfache Abwicklung eines Shot Clock Turniers umzusetzender Punkt war es, ein System zu finden, welches von den Dealern leicht zu bedienen ist und absolute Transparenz bietet.

shotclockDer in der Schweiz lebende Hamburger Tomi Delinac, Unternehmer mit Casinoerfahrung, entwickelte mit einem Team aus Technikern das Shot Clock System „Timepoker“. Erstmals in Österreich wurde diese Technik im Rahmen der CAPT Bad Gastein mit einem € 100 Side Event (20 Min Level/20k Startstack) getestet. Auch zur Überraschung von Stefan Gollubits, Pokermanager der Casinos Austria, spielten dieses Experiment 49 neugierige Spieler. Das System ist einfach: Der Dealer bedient mit seinen Füßen zwei Pedale: Eines für „Uhr Start“ und das Zweite für „Time“. An der Tischbande sind in regelmäßigen Abständen leicht zu montierende Mini-Screens eingebaut, welche die verbleibende Zeit für den in der Hand befindlichen Spieler anzeigt. Mehr ist es nicht – der Rest ist Spiel.

Einige Spieler wussten nicht genau, in welches Turnier sie sich eingekauft hatten („Für was sind die Zahlen da?“), andere kauften sich ganz bewusst ins erste Shot Clock Turnier Österreichs ein – unter anderem Erich Kollmann, Markus Dürnegger, Vizeeuropameister Michael Sax und SOSA-Moderatorin Sabine Hahlweg. Jeder Spieler hatte pro Move 30 Sekunden Zeit und eine weitere Time Bank Karte für 30 Extra-Sekunden, welche er einmal im Turnier einsetzen konnte. In den ersten Levels hatte die Shot Clock kaum Auswirkungen auf das Spiel – die Spielzüge wurden eher als Provokation in die Länge gezogen („Jetzt warte ich bis die Zeit auf 19 Sekunden herunten ist, dann folde ich…“) und weniger eines schwierigen Spielzuges wegen. Diese „Spielereien“ wurden aber den meisten nach wenigen Händen selbst zu blöd.

Eher mit der Situation überfordert, waren einige Dealer. Bei Insta-Folds verabsäumten sie die Zeit für den nächsten Spieler neu zu starten, bei anderen wurde die Zeitnehmung erst nach fünf bis zehn Sekunden ausgelöst, bei anderen erst nach Urgieren der Mitspieler. Je länger das Turnier aber dauerte, desto besser beherrschten die Dealer die Technik. Shot Clock Turniere fordern von den Dealern sicher mehr Konzentration, als das bisherige Kartengeben und ein intensives Vorabtraining am Shot Clock System käme der Gerechtigkeit und Diskussionen am Tisch sicher zu Gute.

Erst ab Level 10 des „Turbos“ kam das Zeitmanagement zu tragen und die Nachdenkzeit wurde öfters bis zum Ende des Zeitguthabens ausgenutzt. Ab Level 12 kamen dann die Extrazeiten zum Einsatz.

In Summe gesehen ist die Shot Clock sicher eine Bereicherung des Liveturniergeschehens.
CAPT_BadGastein_Main_Finale_11042015_Markus_DuerneggerAllerdings bietet sich immer wieder Verbesserungspotenzial an. So meint Markus Dürnegger: „Für einen Probelauf war das Buy-in von € 100 vielleicht richtig gewählt. Für eventuell weitere Shot Clock Turniere im Rahmen der CAPT oder EM, sollte man zumindest in den Bereich von € 300 – € 500 gehen. Für viele Spieler wären Shot Clock Turniere für € 100 einfach zu lowstake.“

CAPT_BadGastein_Main_1A_09042015_Michael_SaxAuch wenn Vizeeuropameister Michael Sax im Turnier nicht sehr weit kam, so hatte er sichtlichen Spaß: „Supercoole Idee! Nur die Dealer waren mit den Hebeln ein wenig überfordert. Aber absolut wert weiter zu betreiben.“

CAPT_BadGastein_Main_1A_09042015_Erich_KollmannFür Erich „Coolman“ Kollmann war die Shot Clock ebenfalls eine Premiere: „Ich war überrascht, wie lange ich selbst überlege und wie kurz eigentlich eine halbe Minute ist. Aber man stellt sich sehr rasch ein, und es war gut zu spielen. Da ich es selbst nicht leiden kann, wenn jemand bei fast jeder Hand minutenlang Theater macht, kann ich mir schon vorstellen das die Shot Clock Zukunft hat!“

Und Sabine Hahlweg meint: „Shot Clock-Turniere wären vor allem in Hinsicht auf eine spannendere mediale Pokerberichterstattung wünschenswert. Da geht dann alles schneller und der Zuseher bleibt am Ball und ist nicht versucht, in einer dreiminütigen Tank-Zeit den Sender zu wechseln.“

Ob sie als ausgewiesene Exoten-Turniere weitergeführt werden, oder ob die Clock als Standard eingesetzt wird, wird am Mut und der Kreativität der Veranstalter liegen. Spaß macht es auf jeden Fall.

Vertrieben wird „TimePoker“ von Gambler’s Store Regensburg www.gamblerstore.de

Die Beiträge im PokerMagazin zum Thema Shot Clock:

http://www.poker-magazin.at/tag/shot-clock

 


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