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EPT Präsident Edgar Stuchly im Interview: „…den Kaffee mache ich mir noch selber.“

Seit einem Jahr ist Edgar Stuchly Präsident der PokerStars European Poker Tour (EPT). Grund genug für uns, ihn in seinem wohlverdienten Urlaub zu stören, um mit ihm ein Interview zu führen. Große Themen sind natürlich die neuen EPT-Festivals, Player-Experiences und die Zukunft von Poker.

Werthan: Servus Herr Präsident! Hast du dich eigentlich schon daran gewöhnt „Herr Präsident“ genannt zu werden?

Edgar Stuchly: Nein nicht wirklich und daran werde ich mich auch nicht gewöhnen. Das ist ein Titel, den die Position mit sich bringt, weil ich die höchste Instanz der EPT bin, aber ich mag das nicht so sehr „Herr Präsident“ genannt zu werden.

Wie sieht denn der Tagesablauf eines Präsidenten aus? Frühstück von der Dienerschaft ans Bett gebracht und anschließendes Repräsentieren, Hände schütteln und aus einer Strech-Limousine winken, wie Präsidenten das tun?

Nein (lacht), den Kaffee mache ich mir noch selber. Es ist sehr viel interne Kommunikation, Planung, Strategie und Vertragsverhandlungen. An einem normalen Arbeitstag verbringe ich durchschnittlich 5 Stunden auf Telefonkonferenzen und Meetings und die restliche Zeit am Computer. Ich bin ja nicht nur EPT-Präsident, sondern Hauptverantwortlicher aller PokerStars Live-Operations in Europa. Das heißt, ich bin auch für die nationalen Touren wie Estrellas, FPS et. zuständig. Wir haben ein großes Team, das eine super Arbeit macht und untereinander sehr gut funktioniert.

Ein großes Team muss viel arbeiten, deshalb gibt es viel Neues auf der Europäischen Poker Tour, erzähl mal.

Wir haben uns die vergangenen Saisonen angesehen, haben recherchiert und Feedback vom wichtigsten Teil der Tour gesammelt – den Spielern. Diese tragen mit ihrem Feedback und ihrer Kritik einen großen Teil dazu bei, dass wir uns in die richtige Richtung entwickeln. Wir haben dadurch gelernt, dass es vereinzelt Dinge gibt, die verbesserungswürdig sind, damit wir das bleiben, was wir sind – eine Premiumtour. Das Spieler-Feedback nahmen wir natürlich ernst, gehen mit diesem Relaunch auf die Wünsche der Spieler ein und frischten damit die Tour auf.

Wie sieht das konkret aus?

Es gibt zwar weniger Stopps, aber dafür mehr Poker. Wir haben großes Augenmerk darauf gelegt, dass wir das Angebot auf den Festivals ausbauen. Die Anzahl der Events, die Anzahl an Varianten, die gespielt werden, die Buy-in Ranges, also vom 300er Turnier bis hin zu vermehrter Highroller-Action. In Barcelona haben wir zum Beispiel erstmalig ein € 50.000 Turnier. Es gibt Championship-Events, Omaha, 8-Game und alles mögliche, aber alles auf unser Core-Produkt Poker fokussiert. In Barcelona haben wir 47 Events in 11 Tagen. Wir bauten die EPT als Festival aus, welches auch den letzten Stopp der nationalen Touren beinhaltet, damit auch diese Spieler die EPT-Experience, mit einem niedrigen Buy-in einmal im Jahr erleben können. Der zweite wichtige Punkt ist die Player-Experience.

Player-Experience? Ein schönes Wort, mit dem ich aber nichts anfangen kann.

Player-Experience? Du kannst damit nichts anfangen? (lacht) Es ist das Erlebnis des Spielers am Event. Wir möchten, dass der Spieler, wenn er vom Festival abreist, sagt, „Das ist das schönste, größte, perfekteste Pokerturnier, das ich je besucht habe“.

Das verstehe ich schon, aber wie sieht das konkret aus?

Wir gingen in diesem Punkt extrem auf das Feedback der Spieler ein. Freies W-LAN zum Beispiel, freie Softdrinks, ein Player-Buffet, Chill-out Lounges, mobile Tournaments, bei denen die Spieler untereinander Spaß haben können. Ausserdem gibt es den neuen EPT Concierge Service der bei Buchungen im heißesten Nachtclub, Fußballtickets, Massagen und vielem mehr behilflich ist. Auch der Look der EPT hat sich verändert. Wir möchten unseren Spielern von der Registrierung bis hin zur Siegerehrung das Gefühl vermitteln, dass sie auf einer großen Sportveranstaltung sind. Wir bauen daher in die Konferenzsäle eine Arena mit einem neuen TV-Set und speziellen Finaltableareas für die Side-Events. Die Side-Events werden stark aufgewertet durch komplette Coverage, Fotos, Blogs und Pokale. Man darf einfach nicht vergessen, dass viele Side-Events der EPT größer sind, als die Main-Events von vielen angesehenen Pokerveranstaltungen auf der Welt. Das möchten wir würdigen. Ausserdem bauen wir unser Web-Cast Angebot und die ganze Berichterstattung um die EPT aus. Es wird mehr Web-Casts als bisher geben – zum Teil werden sogar die Finaltische live im TV gezeigt. Auch der Qualifikationsprozess wurde optimiert, wir bieten online mehr Satellites an, neue Formate, zum Teil andere Strukturen…

Bleiben wir kurz bei den Strukturen. Bekommt das Main-Event eine neue Struktur?

Das Main-Event bleibt von den Chips her gleich, aber wir haben die Levels verlängert. Es gibt also keine 60 Minuten-Levels mehr, sondern wir fahren von der ersten Hand mit 75 Minuten-Levels.

Durchgehend bis zum Finaltisch?

Nein, nur bis Level 14, ab dann sind es wieder 90 Minuten-Levels.

Einerseits sagst du, die EPT-Finaltische sollen wie eine Sportarena aufgebaut sein mit Südkurve und Fanclubs, andererseits zeichneten sich die EPTs in den letzten Jahren nicht durch Publikumsfreundlichkeit aus. In Saalbach-Hinterglemm zum Beispiel durften die Zuschauer nicht mal in den Turniersaal. Heißt das also, dass die EPT zu einem offenen Event wird?

Manchmal haben die Räumlichkeiten unserer Partner-Casinos die Anzahl der Zuschauer limitiert. Das Turniergeschehen war für uns immer vorrangig. Die EPT an sich ist aber sehr zuschauerfreundlich. Bei der Saison 9 haben wir darauf besonderen Wert gelegt und einige Optimierungen vorgenommen. So bietet zum Beispiel das neue TV Set Platz für circa 100 Zuschauer.

Du sagtest vorhin, dass die nationalen PokerStars-Touren ihr Finale bei den jeweiligen EPTs haben. Es gibt die spanische Pokertour, die italienische, eine  französische, wird es auch eine deutsche PokerStars-Tour geben?

Wir sondieren die Möglichkeiten sehr intensiv und ich denke, dass es in näherer Zukunft dazu mehr News geben wird.

Das ist jetzt sehr diplomatisch ausgedrückt. Mehr wirst du dazu jetzt wahrscheinlich nicht sagen wollen, deshalb andere Frage: Wird es wieder einmal eine EPT Wien geben?

In näherer Zukunft wohl eher nicht. Ich denke, dass die Anzahl der Stopps auf sieben, maximal acht plus PCA beschränkt bleiben wird.

Heißt das, dass die Turnierorte flexibel sind oder sind die Tourstopps für die nächsten Jahre an fixe Orte gebunden?

Wir haben zum Teil mehrjährige Verträge abgeschlossen. Das heißt aber nicht, dass Saison 10 die gleichen Stopps haben wird, wie Saison 9. Es kann sein, dass ein Stopp dazu kommt, zumal wir nächstes Jahr 10 Jahre EPT feiern, aber das sind wir jetzt erst am planen. Wir sehen uns natürlich auch die Ergebnisse sowie das Feedback der Saison 9 an und beziehen diese mit ein.

Was wäre denn deine absolute Traum-Location für ein EPT-Turnier?

Meine absolute Traum-Location ist Monte Carlo. Ich finde, dass das EPT Grand-Final einfach dort hin passt und gehört. Generell bin ich mit der Auswahl der Turnierorte sehr zufrieden. Die Tourstopps, die wir jetzt haben, sind meine Traum-Locations. Die Möglichkeiten in Europa so ein großes Event durchzuführen sind ja auch nicht unendlich. Unser längerfristiges Ziel ist es, 1.000 Spieler bei jedem Main-Event zu haben.

1.000 Spieler sind schon einiges. Wieviel Potenzial hat die EPT eigentlich?

Limitiert sind wir auf zwei Starttagen mit jeweils 50 bis 60 Tischen. Also 1.200 ist zur Zeit eine logistische Obergrenze.

Meine Frage ging eher in Richtung Marktkapazität.

Ich kann mir gut vorstellen, dass in den nächsten Jahren 1.500 Spieler am Main-Event teilnehmen werden. Es soll einfach das größte und beste Turnier sein, welches ein Spieler besucht hat.

Andere haben ja auch die Idee große Turniere aufzuziehen, zum Beispiel die ISPT (Internationale Stadion Poker Tour), die sich 30.000 Spieler vorstellen, die sich in ein Stadion setzen und gegeneinander am Laptop spielen. Ist das realistisch, oder einfach nur Größenwahn?

Ich würde jetzt nicht sagen, dass es Größenwahn ist, aber es gibt einfach unterschiedliche Vorstellungen eines  Pokerturniers. In meinen Augen ist 30.000 eine sehr engagierte Zahl. Man wird sehen, was aus diesem Event wird und ich wünsche den Veranstaltern viel Glück.

Jetzt als Präsident und Hauptverantwortlicher für sowieso fast alles: Fehlt dir manchmal  das Familiäre der CAPT (Casinos Austria Pokertour)?

Ja, ich finde es schade, dass ich sowohl Spieler als auch ehemalige Kollegen mit denen ich mich gut verstanden habe nicht mehr so oft sehe…

…und es noch immer gut verstehst.

…selbstverständlich, noch immer tue. Natürlich fehlt mir das manchmal. Aber schauen wir mal, was sich am deutschsprachigen Markt an neuen Produkten entwickelt und vielleicht kann man dann die CAPT-Spieler auch auf anderen Events wieder sehen.

Wie oft kommt der Herr Pokerpräsident selbst noch zum Pokern?

(lacht) Der Präsident pokert extrem wenig.


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