- Angle-Shooting-Vorwurf: Aleksandr Shevliakov gerät nach fragwürdiger Aktion gegen Jamil Wakil unter Verdacht.
- Neue Regel live eingeführt: Turnierleitung verbietet während des Finaltischs elektronische Geräte an der Rail.
- Starker Sieger: Shevliakov triumphiert über 1.195 Teilnehmer und gewinnt 1.000.000 €.
Der 37-jährige Russe Aleksandr Shevliakov sicherte sich beim Main Event der European Poker Tour (EPT) Monte Carlo 2025 den Titel und ein Preisgeld von 1.000.000 € – doch sein Sieg wird von einem brisanten Regelverstoß überschattet.

Bereits beim ersten Bustout des Finaltags geriet Shevliakov in die Kritik, als er mit A♥️K♥️ nach einem Raise von Jamil Wakil (Q♦️J♦️) zunächst nur leicht erhöhte – und zwar unter dem Mindestbetrag. Die Turnierleitung musste eingreifen und den Mindestbetrag für eine 3-Bet durchsetzen. Wakil pushte daraufhin all-in, wurde gecallt und schied aus – ohne jede Hilfe vom Board: 10♣️ 7♠️ 3♣️ 6♣️ K♠️.
Livestream-Kommentatoren, Mitspieler und selbst Wakil vermuteten, Shevliakov habe gezielt eine illegale Betgröße gewählt, um eine falsche Schwäche zu suggerieren. Wakils Anspielung, dass Shevliakov dies „schon bei 20 anderen“ gemacht habe, sorgte für Gesprächsstoff – und der Vorwurf des Angle Shootings stand für den Rest des Events im Raum.
Was ist Angle Shooting?
Angle Shooting bezeichnet fragwürdige, aber nicht zwingend regelwidrige Verhaltensweisen am Pokertisch, mit denen ein Spieler versucht, sich durch Irreführung oder taktische Grauzonen einen unfairen Vorteil zu verschaffen. Beispiele sind etwa absichtlich undeutliche Ansagen, das Vortäuschen von Schwäche oder falsche Chipbewegungen, um Gegner zu Fehlentscheidungen zu verleiten.
Regeländerung mitten im Spiel
Die Ereignisse am Finaltisch waren aber noch aus einem weiteren Grund so aufgeladen, dass es bereits vor dem ersten Bust zu einem Eingreifen der Turnierleitung kam. Shevliakov protestierte über Kontakte von Gegenspieler Angelov zur Rail. Dort soll sich der Bulgare über das Smartphone eines Freundes Szenen aus dem um 30 Minuten verzögerten Event-Livestream angesehen haben.
Daraufhin wurde von der Turnierleitung spontan eine neue Regel eingeführt: Ab sofort waren elektronische Geräte und Coaching von außen untersagt. Shevliakov hatte zuvor absichtlich nur eine seiner Holecards auf dem RFID-Sensor platziert, um auf die ungleichen Bedingungen aufmerksam zu machen.
Nach Diskussionen mit der Turnierleitung wurde dann die Pflicht zum Kartenscan sowie ein Rail-Verbot offiziell eingeführt – mitten in der laufenden Übertragung.
Hochklassiges Duell mit bitterem Ende für Kokhestani
Als sich die Wogen wieder geglättet hatten, kam es im Heads-up zwischen Shevliakov und dem Ukrainer Khossein „Amir“ Kokhestani zu einem spannenden Duell: Auf einem Board von K♣️6♣️6♥️K♦️2♥️ hielten beide Spieler ein Full House – Shevliakov hatte das bessere.
Der daraus resultierende 3:1-Chiplead führte direkt zur letzten Hand: Kokhestani limp-callte mit A♠️6♣️ ein All-in von Shevliakov mit K♣️2♥️ – der Flop brachte 9♦️ 7♠️ 2♣️, und Turn sowie River (Q♥️ 8♣️) besiegelten das Turnier. Trotz starker Leistung musste sich Kokhestani mit 694.950 US-$ begnügen.
Die Ergebnisse am Finaltisch:
Platz
Spieler
Nationalität
Preisgeld
1
Aleksandr Shevliakov
Russland
1.000.000 €
2
Khossein Kokhestani
Ukraine
615.000 €
3
Boris Angelov
Bulgarien
439.200 €
4
Enrico Coppola
Italien
337.900 €
5
Mariusz Golinski
Polen
259.900 €
6
Jamil Wakil
Kanada
199.750 €
Auch wenn Shevliakov durchweg dominant spielte und mit mehreren Hero-Folds brillierte, bleibt der Vorwurf des unsportlichen Verhaltens haften. Das Turnier, das mit 1.195 Entries die zweithöchste Beteiligung in der EPT-Monte-Carlo-Geschichte verzeichnete, wird leider weniger wegen des Spiels an sich, als wegen der Ethikdiskussionen in Erinnerung bleiben.