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Everest Poker European Cup – Im Wartesaal der Talente – Teil 3

Werthan schlendert über den Strand, sieht den schönen Menschen von der Insel beim Kitesurfen, Beachvolleyballen und beim Surfen zu. Dazwischen tummeln sich Spieler, die er von den letzten Tagen kennt, sehr leicht zu erkennen an den frühsommerlich geröteten Gesichtern, Armen und Knien. Rot die Farbe derer, die bei ihrem Spiel nicht viel Glück hatten, rot die Farbe der Verlierer.

Sechsunddreißig Spieler sind für den letzten Tag verblieben, darunter sieben Deutsche, vier Schweizer und ein Österreicher. Jetzt merkt man einigen Spielern doch an, dass ihr Live-Spiel mit so hohen Blinds noch eher unerfahren ist. Eindeutige Charaktere und den daraus leicht ersichtlichen Spielweisen, wie Thomas Schaaf analytisch bemerkt.

In der Zwischenzeit haben die ausgeschiedenen Spieler die Möglichkeit ein fünfzig Euro „Beat the Everest Pro’s“ Sit n’ Go zu spielen und der Veranstalter bietet eine lustige Runde. Kim Wooka Gewinnerin der All Japan Championship 07, die nicht nur exotisches Flair an den Tisch mitbringt, sondern auch kunstvolle Gebilde, welche hinlänglich als Fingernägel bekannt sein sollten. Den finnischen Poker-Rocker Voitto Rintala, mit Haaren, soviel, dass ganze Vogelkolonien daraus Nester für Jahre bauen können und Kontaktlinsen, durch die man bei einem intensiven „sich-in-die-Augen-sehen“ mit Sicherheit den Verlierer darstellt und den von seinen italienischen Landsleuten mit frenetischen Jubel empfangenen, temperamentvollen Cristiano Blanco.    
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Und dann war da unter acht weiteren Spielern noch Franz Fussbroich, ein charmanter, lustiger, vielleicht etwas rundlicher Spieler, der als Begleitung seiner einundsechzigjährigen Mutter mit nach Sardinien mitgereist ist. Aufgrund der Akzentschwierigkeiten des Deutschen mit den freundlichen, aber des Englischen manchmal nicht wirklich beherrschenden Mitarbeitern der Veranstalter, glaubt er ein fifteen anstatt ein fifty Sit n’ Go zu spielen und als der Cashier ihm auf seinen Fünfziger, der gleichzeitig sein gesamtes Budget für das Wochenende bedeutete, kein Wechselgeld herausgibt, bemerkt er seinen Irrtum, aber sein Stolz verbietet ihm einen Rückzieher zu machen. Frank nimmt mit einer Gelassenheit eines routinierten Highrollers einen Spieler und die Pros mit süffisanten Lächeln vom Tisch und gewinnt die € 550, den schlechten Englischkenntnissen sei dank.

Währenddessen lichten sich beim „Mainevent“ die Reihen. Silke Burghardt erwischt es nach beherzten Smallstackspiel als Dreißigste und Johann Richter, den letzten verbliebenen Österreicher, als fünfundzwanzigsten.
Mit dem zwölften Platz verpasst Angelika Von Hielmcrone nur hauchdünn den Finaltisch und somit sind alle Deutschen draußen.

Alle sind jetzt beim Dinnerbreak. Werthan steht alleine im Turnierbereich, am noch leeren Finaltisch und denkt über das Verlieren nach und er denkt sich, dass wahre Spielstärke sich dadurch identifizieren lässt, dass sie nicht das Objekt des Stolzes ist, sondern des Selbsthasses, denn wie sonst sind die selbsterniedrigenden Selbstzweifel nach einem Ausscheiden erklärbar. Natürlich erhofft sich jeder Spieler die Erlösung aus dem Selbsthass durch die ästhetische Verfeinerung des nächsten Turniergewinns mit einer perfekt gespielten Finalhand. Dann versteht er seine eigenen Gedanken nicht mehr und geht auch essen.

Jetzt sitzen drei Schweizer, zwei Niederländer, zwei Schweden, ein Pole und ein Spanier am letzten verblieben Tisch, nachdem sie mit brachialphonetischer Musik und ehrlichen Applaus und Gejohle empfangen wurden. Nach zwei Stunden und zweiundzwanzig Minuten sitzen noch zwei Schweizer und ein Schwede am hell ausgeleuchteten Tisch und nur wenige Hände später hatte man das Gefühl, es wären nicht acht, sondern achthundert Schweizer als Railbirds im Raum, als nämlich feststand, dass die beiden Schweizer Gael Seydoux und Pablo Finini das Finale in Angriff nehmen werden, welches aber nach sechs weiteren Minuten auch schon wieder vorbei ist.

Mit und der behaglichen am River beendet Pablo den Traum  von Gael auf den Gewinn von einundzwanzigtausend Euro, der mit Pocket Achter, Anstand und Restfreude verliert.

Es war ein, von den Frauen und Mannen rund um Olaf Schimpf, perfekt organisiertes Wochenende. Es wurden Freundschaften geschlossen, die über das Poker hinausgehen, aber im Poker ihren Anfang fanden.


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