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Finanzamt jagt die Pokerspieler – Eddy Scharf wehrt sich

Laut Glücksspielstaatsvertrag ist Poker ein Glücksspiel. Das Finanzamt allerdings sieht darin einmal mehr eine Chance, die leere Staatskasse zu füllen und will seinen Anteil an den Pokergewinnen. Eddy Scharf kämpft seit Jahren gegen das Finanzamt und nun ist auch der Spiegel darauf aufmerksam geworden.

Im Pokerfirma-Interview während der CAPT Velden betonte Eddy Scharf, dass Poker ein Glücksspiel sei. Genau das ist der Streitpunkt, denn das Finanzamt vertritt die Meinung, dass ein Poker-Profi wie Eddy Scharf es sei, „das Spiel durch persönliche Fähigkeiten und ein tieferes Spielverständnis“ zu seinen Gunsten beeinflussen könne. In den Augen des Finanzamts muss man sich das (vereinfacht aber doch) so vorstellen: Ein Spieler raist, Eddy weiß sofort, dass der nur die Könige hat, geht mit seinen Assen all-in, der andere bezahlt und schon hat Eddy seine Vorteile zu seinen Gunsten genutzt.

Aufgrund dieser Fähigkeiten handelt es sich im Falle von Eddy Scharf um eine „Gewerbliche Tätigkeit“ und die sei nun mal steuerpflichtig. Auch andere Pros wie Michael Keiner haben denselben Kampf mit dem Finanzamt. Und hunderte andere namhafte – und vor allem erfolgreiche – Spieler haben Post bekommen. Eddy Scharf flüchtet weder in die Anonymität noch ins Ausland, sondern hat seinerseits Klage gegen das Finanzamt Köln/Mitte eingereicht. Sein Anwalt Robert Kazemi, selbst anerkanntes und langjähriges Mitglied der Poker-Community, hat einen umfassenden Schriftsatz eingereicht und wurde mit einer knappen Antwort abgespeist. Das Finanzamt gibt sich siegessicher und noch hat sich das Gericht nicht mit dem Fall befasst. Aber noch in diesem Jahr könnte der Fall vor Gericht gehen und damit ein Präzedenzfall geschaffen werden.

Mehrere Aspekte dieses Rechtsstreits zwischen Eddy Scharf und dem Finanzamt sind dabei interessant.

1. Die Legislative beharrt darauf, dass Poker ein Glücksspiel sei, das Finanzamt erkennt in gewissen Fällen eine „gewerbliche Tätigkeit“.

2. Eingerechnet werden dabei nur Pokerturniere und wenn es nach dem Finanzamt geht auch nur jene, bei denen man gewinnt. Fakt ist aber, wenn Pokergewinne der Gewerbe- bzw. Einkommensteuer unterliegen, dann können Verluste ebenso geltend gemacht werden.

3. Was ist ein Poker-Profi? Wer beurteilt, wann die gewerbliche Tätigkeit beginnt?

4. Wenn Poker-Pros einer gewerblichen Tätigkeit nachgehen, dann gilt für diese Tätigkeit auch der freie Dienstleistungsverkehr der EU – und Online-Poker ist demzufolge auch legal.

Das Verfahren von Eddy Scharf könnte in Deutschland Pokergeschichte schreiben. Eddy Scharf ist keiner, der sich ein Blatt vor den Mund nimmt. Auch wenn er sich mit seiner Aussage, dass Poker ein Glücksspiel sei, aktuell wenig Freunde in der Poker-Community macht – sein Kampf gegen das Finanzamt betrifft jeden Spieler.


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