Kolumnen

Forecast Mainevent Heads Up

Darvin Moon stellt sich auf seinem Weg zum Titel nur noch Joe Cada in den Weg. Montagnacht ab 10 Vegastime – also im Laufe des Dienstagmorgens in Deutschland – tragen sie ihr letztes Gefecht aus. Was wird uns erwarten?

Darvin hat ziemlich genau den Stack, den er zu Beginn des Finaltisches auch hatte. War ein Drittel aller Chips gegen acht Mitstreiter noch eine Macht, ist er nun natürlich behind. Denn Joe hat quasi die komplette „Opposition“ auf sich vereinen können.

Doch nicht nur der 2:1 Chiplead spricht für Joe. Meines Erachtens nach steht es skilltechnisch sogar noch weit besser für den jungen Mann aus Michigan. Ich war vor Beginn des Finaltisches sicher, dass Darvin die 103 Tage Pause genutzt hat und man im doch recht klar abgesteckten Rahmen des Finaltisches kaum mehr Defizite in der Spielauffassung erkennen würde.

Hier habe ich mich sehr geirrt. Kompetenz hat Darvin vor allem in einem Feld: er gewinnt die Spiele „post decision“. Damit meine ich, dass er wahrlich wilde Dinge tut und dann alles dem lieben Gott überlässt. Darauf verließ sich ja auch einst Jerry Yang („Lord, if you want me to go further now, send me a four“) und Darvin gelingt dies bislang auch erstaunlich konstant. Aber Lauf, Glück, Vorsehung – wie auch immer man es nennen will – habe ich noch nie jemanden nachhaltig für die Zukunft prophezeien sehen.

Letztlich wird meist denen Glück nachgesagt, die sich einfach wieder und wieder für die bessere Hälfte entscheiden. Ich prophezeie also Joes Sieg. Er braucht einen großen Showdown weniger und ich tippe stark darauf, dass er in großen Pots auch große Equity haben wird. Denn Moon pfeift auf Wahrscheinlichkeiten. Hier eine willkürliche und problemlos erweiterbare Auswahl:

Darvin nimmt Phil Ivey per Preflop-Call mit AQ vs. AK vom Tisch. Danach pusht er in ein Opening von Steven Begleiter mit fast 1.000% Potsize. Steven hält QQ, callt, ist gegen Darvins AQ weit vorne, muss aber nach dem River nach Hause.

Seinen finalen Gegner Joe baute Darvin selbst auf: Als dieser am Existenzminimum dahinvegetierte und eigentlich nur noch erst nach dem noch stärker blutenden Jeff Shulman ableben wollte, meinte Darvin mit K9 massiv 4-beten zu müssen. Doch Joes Airlines halten in diesem Spiel.

Ein anderes Mal verliert Darvin an einem 999-K-2 Board mit 8-hoch gegen 10-hoch. Das kann ja passieren aber die Postflopaction lief so: Darvin check-callt den Flop und checkt dann zweimal um 8-hoch einbringen zu dürfen.

Natürlich ist nicht jedes dieser Spiele zweifelsfrei negativ zu beurteilen. So sehe ich keinen großen Fehler im AQ Call gegen Ivey. Der völlig überdimensionierte Push danach gegen Steven aber macht wirklich wenig Sinn. Die 4-Bet mit K9 ist auch nicht nur schlecht, weil Joe hier nur selten callen kann. Hat Darvin Joe auf einen weit größeren 3-Bet Range als All-In-Call-Range, so ist die Spielidee klar und auch gut. Im Spiel mit einem 999-Flop aber kann man einfach nicht erst Out-of-Position callen und dann mit 8 hoch zweimal checken. Wenn er am Flop callt, dann ist das ein Float. Ein Float hat aber nun mal einen späteren Bluff in der Intention. Wenn dieser ausbleibt, warum dann floaten?

Wie auch immer. Ich habe jedenfalls eine klare Meinung zu Darvins Spiel. Joe soll einfach preflop die Pots klein halten und auf Darvins wilde Postflopmaneuver warten.Viel Geduld wird er nicht brauchen. Ich werde es euch mitzwitschern. Bin gespannt, bis bald.

Zahler zocken – Könner kalkulieren
Stephan M. Kalhamer
the-gambling-institute.de


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