Kolumnen

Gertrude Ederle

Vor 90 Jahren durchschwimmt Fräulein Gertrude Ederle als erste Frau den Ärmelkanal. In Deutschland geboren, nach Amerika ausgewandert stellte sie elf Weltrekorde auf und wurde Olympiasiegerin mit der 100-Meter-Staffel anno 1924. Zwei Jahre später steigt sie in Frankreich ins Wasser und schwimmt rüber nach England. Bei ziemlich rauer See. Ankommen oder unterwegs sterben. Sie galt damals als eine der berühmtesten Frauen der Welt und wurde liebevoll die Königin der Wellen bezeichnet.  Sport, Ruhm, Ehre, Körperlichkeit. Die junge Frau also und das Meer. Mehr Meer.

Das sind wahre Helden. Wahre Legenden, Ikonen ihrer Zeit. Und nicht wir, die wir dann mit Glück und dank der Mischkünste des Dealers; mit viel Glück und wenig Verstand auf dem River dann endlich treffen. Nein, wir sind bei aller Demut, die wir nur selten haben, nicht der Nabel der Heldenwelt.

Helden wie die Gertrude. Sicherlich kein massenkompatibles Hobby wie Poker, aber schon ne irre Nummer. Auf jeden Fall irrer als mit zweiundachtzig anderen Irren sich irre Sachen zu sagen. Shoved you wegen my edge at the button for backstreet pair draw. Gepflegte Unterhaltung geht anders; sagt zumindest der Feuilleton-Redakteur von Deutschland Radi Kultur. Aber der fährt wahrscheinlich auch kein Motorrad und geht nur ungerne ohne Schwimmflügelchen ins Wasser.

Helden wie die Gertrude. Nichts für Nasenbohrer. Ikonen für die Ewigkeit. Wir taugen nur für ein Kurzzeitblitzlichtgewitter. Nächstes Jahr weiß niemand mehr, wer Pius war. Und übernächstes Jahr wissen nur noch Insider um den Lauf von Fedor. Aber trotz allem; welches ich soeben für die Nachwelt aufgeschrieben habe, ist absolut richtig.

Poker ist geil. Und irgendwie dann doch nicht so irre, wie von Frankreich nach England zu schwimmen.

foto-gertrude


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