Kolumnen

Geschäft ist Geschäft

Liebe Pokerfreunde, neulich war ich endlich mal wieder in der Heimat in der Nähe von Split. Ein Urlaub in Kroatien. Und was ich dort erlebt habe, kann man nur schwer begreifen.

Wir lagen jeden Tag am Strand, wo die fliegenden Händler die tollsten Waren feilboten. Ray Ban Sonnenbrillen, Neik-Strandtücher und echte Roll-Ex-Uhren. Wie die Namen schon vermuten lassen, waren alle Produkte absolute Originale. Aber auch feste Stände gab es zur Genüge. Eine Bude mit Getränken, eine weitere mit Obst und auch ein Crêpes-Stand. Der Typ mit den dünnen Pfannkuchen fiel uns besonders auf. Er hatte ein loses Mundwerk und schien einer der geschäftstüchtigsten Menschen an diesem Ort der Welt zu sein. In regelmäßigen Abständen schrie er seine gesamte Palette der Leckereien an seinem Stand heraus und schaffte es, jeden in einen kleinen Smalltalk zu verwickeln.

Wir haben uns schnell mit ihm angefreundet und schlugen unser Strandlager nur noch in seiner näheren Umgebung auf. Er erzählte uns, dass seine Frau ihm den Teig zubereite und immer in einem Eimer mitgab. Diese Mischung reiche genau für 50 Crêpes und er sei froh, wenn er so viele Crepes am Tag verkaufen könne, denn dann sei der Unterhalt für seine Familie gesichert und er könne davon gut leben. Aber 30 pro Tag reichen auch. Aber dann nur noch zum Leben. Ich machte mir den Spaß, und zählte mit. Und er anscheinend auch, denn pünktlich zum 30. Pfannkuchen hellte sich seine ohnehin schon gute Stimmung nochmal um eine Stufe und er wirkte noch lockerer und gelöster.

Am vierten Tag nach unserem ersten Treffen gab es einen wahren Run auf seinen kleinen Stand. Schon um 10 Uhr standen die Touristen Schlange. Und schon um 12 Uhr hatte er sein Soll erreicht. Der Ansturm ebbte nicht ab und eine halbe Stunde später war der Eimer mit dem Teig vollkommen geleert. Und nun geschah etwas, das ich nicht begreifen kann. Anstatt die Wartenden kurz zu vertrösten, seine Frau anzurufen und neuen Teig zu ordern, machte er die Klappen seines Standes dicht, sagte zu den Touristen, morgen gäbe es wieder neue Crêpes und legte sich zu uns. Schnell zog er seine Hose aus, unter der er eine Bade-Shorts trug und rannte ins Mittelmeer, um sich abzukühlen. Danach bestellte er bei seinem Standnachbarn eine Flasche Rotwein und ein paar Gläser und stieß zu unserer gemütlichen Runde, um einen auszugeben.

Auf der einen Seite fand ich es angenehm, dass sich der Typ Zeit für uns nahm und uns einige tolle Geschichten über den Ort und den Strand erzählte, auch wenn ich viele der Anekdoten schon kannte. Andererseits fand ich es ein wenig sonderbar, dass jemand, der uns noch zwei Tage zuvor erzählte, er müsse für seine Familie sorgen, im Augenblick des Erfolges die Arbeit ruhen lässt, um sich dem Vergnügen hinzugeben. Es scheint, als lebe ich schon zu lange in Deutschland. Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Leute, wenn Ihr die Möglichkeit habt, Geld zu verdienen, dann ergreift sie. Zeit für Spaß bleibt auch noch nach der Arbeit. Also bleibt gesund und munter und Eurem Spiel treu.

Euer Dragan


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