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Gibt es das perfekte Pokerface?

In meinen Seminaren werde ich immer wieder gefragt ob es möglich ist, ein perfektes Pokerface aufzusetzen. Ich antworte dann immer wie gewohnt: Ein perfektes Pokerface ist nicht möglich – zumindest nicht über einen längeren Zeitraum. Warum das so ist – und auch nicht anders sein kann! – möchte ich Ihnen im Verlauf dieses ersten Blogs auf Pokerfirma.com erklären.

Jetzt höre ich schon die Zweifler rufen: „Bei mir sieht man nichts.“, „…so ein Käse….“ oder  „bei mir klappt es super, ich habe das trainiert und mache das schon immer so!“.Ich habe gerade ein Déjà-vu. Diese Aussagen kommen häufig von ambitionierten Spielern, die sich bereits mit der psychologischen Komponente des Spiels auseinandergesetzt haben.

Der Drang hin zur Individualität. Doch so individuell sind wir nicht, das zeigt sich immer wieder am Pokertisch. Natürlich kann man nicht alle Charaktere über einen Kamm scheren. Doch es ist schon erstaunlich wie exakt Mimik entschlüsselt werden kann. Wenn man weiß, worauf man achten muss.

Auch jetzt schalmeit es wieder in mein Ohr: „Das kenne ich schon alles, ich habe unzählige Bücher gelesen!“ Ich liebe Bücher! Diese sind eine tolle Grundlage und können hervorragend die theoretischen Prinzipien derfürs Pokern wichtigen Mikro-Mimiken vermitteln. Doch im wahren Leben liegen Theorie und Praxis oft weit auseinander. Im Fall der Mimik – und ganz speziell im Fall der Mikro-Mimik – ist die Interaktion, der Kontext, zwischen den Gesprächspartnern der wichtigste Aspekt überhaupt. Mimik kann man studieren, doch sie sieht bei jedem Menschen etwas anders aus. Verschiedene Gewichtungen, kulturelle Unterschiede usw.

Das Interessante ist jedoch:  Mikro-Mimiken entstehen im Limbischen System, dem Teil des Gehirns, dass sich schon bei unseren frühesten Evolutionsvorfahren zu finden ist, zum Beispiel den Echsen. Daher sind eben diese Mikro-Mimiken bei allen Menschen weltweit dieselben, unabhängig von Hautfarbe, Rasse und Geschlecht! Genau dies ist auch der Grund dafür, dass genau diese eben nichtvollständig vom bewussten Handeln kontrolliert werden können. Bewusstes, gesteuertes Handeln findet überwiegend in der Großhirnrinde statt, die eben keine vollständige Kontrolle über das Limbische System hat.

Natürlich können Sie versuchen Ihr Gesicht unter Kontrolle zu halten, Ihre Mimik einzufrieren – das gelingt auch sicher eine Weile – doch da gibt es etwas ganz Verrücktes in Ihrem Körper:  Ihre Emotionen. Ihr Gehirn spielt Ihnen immer wieder  Streiche. So auch mit Ihrer Mimik. Angenommen, ich würde eine Videokamera auf Sie richten und Ihnen einen Film zeigen. In Ihrem Kopf kommen die Informationen dieses Films an. Diese lösen Emotionen aus. Und diese sind dann sichtbar – in Ihrem Gesicht.

Natürlich differiert hier auch noch ihr Eigenbild mit Ihrem Fremdbild, also was Sie glauben nach außen zu zeigen und was Sie tatsächlichzeigen. Pokerspieler glauben häufig, keine Emotionen zu zeigen. Doch ganz ehrlich – haben Sie das schon mal mit einer Kamera vor ihrem Gesicht kontrolliert? Machen Sie das und Sie werden erkennen, dass Sie keine vollständige Kontrolle über Ihr Limbisches System haben.

Daraus ergibt sich eine Zentrale Schlussfolgerung:

Es ist unmöglich, nicht zu senden!

Paul Ekman, ein Professor aus den USA,entwickelte Ende der 60er Jahre ein System, das es Ihmermöglichte genau diese Mikro-Mimikenzu sehen, zu bewerten und wissenschaftlich fundiert einzuordnen. Die Zweifler gab es auch damals schon. Doch das sogenannte FacialAction CodingSystem (FACS) ist mittlerweile weltweit anerkannt und wird in den USA von sehr vielen Personen in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt. Sei es vom Verhandlungsführer bei wichtigen Geschäften, vom Sicherheitspersonal am Flughafen oder eben von professionellen Pokerspielern. Daniel Negreanu ist beispielsweise ein sehr prominenter und erfolgreicher Anwender von FACS!

Langsam hält FACS auch in unser Leben Einzug und selbstverständlich auch am Pokertisch.

Mittels FACS gelingt also die Analyse von Emotionen aufgrund eines naturwissenschaftlich erforschten Systems. Komplett analytisch, frei von Psychologie, Esoterik und Hokuspokus.

Und genau hier liegt die Stärke von FACS. Sie können Mikromimik entdecken und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit entschlüsseln. Ich freue mich darauf, Ihnen zukünftig in diesem Blog  immer wieder Bilder und Videosequenzen zu zeigen, in denen Sie diese Mikro-Mimikenentdecken können. Lernen Sie micromimics kennen undsetzen Sie das Erlernte am Pokertisch um. Ich würde mich freuen, Sie als treuen Leser meines Blogs gewinnen zu können.

Damit wir auf diesem unglaublich Interessanten Gebiet nicht länger den Amerikanern den Vortritt lassen müssen habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unter dem Namen micromimics das Wissen um FACS in Deutschland zu verbreiten.

Sollten Sie tiefer in das Thema einsteigen wollen, möchte ich Ihnen unsere Seminare in der ganzen Republik empfehlen. Aktuelle Infos und Termine finden Sie unter: www.micromimics.de

Herzlichst,
Ihr Jürgen Stephan


Jürgen Stephan beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit FACS und ist ein in den USA zertifizierter FACS Coach. Außerdem ist er ausgebildeter Trainer.


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