Kolumnen

Gossip vom EPT Snowfest

So ein Pokerturnier hat ja nicht nur die Geschichten von „Pass auf! Da mache ich so vom Cutoff mit 2,5 BB ein open raise und der Idiot von Sitz vier…“, sondern auch die Kleinigkeiten, die den Pokerzirkus so charmant machen. Dies erzählt von ihnen.

Hermann Pascha ist zwar schon ausgeschieden, doch wird er einigen, die ihn nicht kennen, in Erinnerung bleiben. Verwunderte Blicke erntete er, als er kurz nach dem Seating inmitten des Turniersaales stand und demjenigen der als erster ausscheiden wird, lebenslangen freien Eintritt in allen Pascha Entertainment Centern versprach. Fast unnötig zu erzählen ist, dass Hermann jedes seiner sehr häufigen ALL-INs lautstark und stehend durch den Raum zelebrierte. Die Inszenierung lief folgendermaßen ab. Karten ansehen – aufstehen – die Arme wie Florian Silbereisen bei seinen emotionellsten Liedern in Brusthöhe, leicht abgewinkelt haltend und in jede Himmelsrichtung laut wie nur Pascha es kann, im Saal sein ALL-IN rufend. Hermann ist einer der polarisiert, aber solche Ikonen braucht das Spiel, sonst wäre es manchmal etwas langweilig beim Kartenspiel zuzusehen.

Ein Grund weshalb das Snowfest eine so große Beliebtheit unter den Pokerspielern hat ist, dass sie tagsüber Skifahren, Snowboarden oder einfach nur in der strahlenden Bergsonne abhängen können. Zu den begnadeten Pistenhasen gehörten unter anderem Markus Golser (trotz Rückenverletzung), Liv Boeree, Ville Wahlbeck, Michael Keiner und seine höchst attraktive und charmante Freundin Maja, Johannes Straßmann, Arnaud Mattern und und und. Es überrascht aber nicht wirklich, denn wer stundenlang fast bewegungslos an einer Stelle sitzen kann, muss sich auch mal austoben.

Markus Lehmann und Erich Kollmann zählten zu jenen, die eher zu den Profis im Pre-Apres-Ski zu zählen sind. Ein Frühstück beginnt bei den beiden, ganz so wie es sich gehört, um 8 Uhr mit dem grundsätzlichen Willen die Piste zu besuchen. Das Ganze endet dann gegen 14 Uhr und was Skifahren dann genau ist, können die beiden nur noch schwer formulieren. Die Lehmannsche Philosophie steht auf seinem T-Shirt. Was er aber damit genau sagen will, ist bisher noch ungeklärt.

Was macht man am Sonntag Abend, wenn das zu spielende Turnier in Saalbach-Hinterglemm in fünf Stunden beginnt und man selbst noch in Roßhaupt (oder „Rozvadov“ wie es in der Landessprache heißt) ist und wegen der nächtelangen Sessions so etwas wie einen Pokerlag hat? Man nimmt sich ein tschechisches Taxi und fährt mit Todesverachtung ins Salzburger Land. So taten es Thorsten Schäfer, Dennis Rubba und Fabian Quoss, um dann unterstützt von koffeinhältigen Getränken den Main-Event zu spielen. Das nenne ich mal ehrliche Opferbereitschaft.

Wieder zum EPT Snowfest kam der erklärte Liebling der Dealer Jonathan Schroer. Er tippte im letzten Jahr die Dealer mit $1 (in etwa $0,025 pro Dealer). Bedenklich ist dies nur aus dem Grund, da der Lehrer aus den USA kurz zuvor $65.000 gewonnen hatte. Das wirklich keiner Mitleid hatte, als er durch einen Bad-Beat ausschied, ist redundant zu erwähnen, zumal er auch von den Spielern gehasst wurde. Bei jeder Hand in der er involviert war, dachte er pre-flop gefühlte zwei Stunden nach um danach doch zu folden.

Viele deutsche Spieler, die zum ersten Mal das Snowfest besuchen, sind auf der Suche nach „dem Raum“, jenem, in dem die German High Roller aufgezeichnet werden. Die Suche ist sinnlos, denn diesen Raum gibt es nur fragmentarisch. In dem großen Saal, in dem auch die EPT-Tische stehen, ganz hinten, ist eine kleine Ecke und dort wird das Set für die Sendung aufgebaut. Illusionen können leider so einfach zerstört werden.

Die Spielsituation ist eigentlich völlig egal. Auf jeden Fall saß Michael Csango (gesprochen wie der Wild West Fernseh-Held) in einer Hand und überlegte, ob er das All-In eines Gegners wirklich callen soll. Er rechnete herum, zählte seine Chips und rechnete wieder weiter. Irgendwann nahm er seinen Card Protector, eine antike Dollar Cent Münze, warf sie in die Luft, sah nach ob es Kopf oder Zahl sei und foldete daraufhin. Luca Pagano saß neben Michael und sagte: „This with the coin was a joke!?“ Ganz trocken sagt Csango darauf: „No“

Das Snowfest bietet nicht nur eine Poker-, sondern auch eine alljährliche Schneeballschlacht. In diesem Jahr standen sich unter anderem die bezaubernde Gloria Balding von Poker News, die ehemalige Nationalteamspielerin in Feldhockey des holländischen Teams Fatima Moreira de Melo, Sebastian Ruthenberg, Jan Heitmann und die de Meulder Zwillinge gegenüber. Die Spielregeln sind denkbar einfach. Zwei Teams, und wer getroffen wird, ist busto. Last man standing war Seb Ruthenberg. Mit unwahrscheinlicher Körperdynamik wand er sich um die heranfliegenden Schneebälle. Werthan konnte nicht mehr ausweichen wie das Foto zeigt.


Was machen so Pokerspieler, ich meine die Echten, die die Turniere ab € 3.500 spielen? Klar, sie spielen Monopoly am iPad um 10k. Die Kontrahenten sind Marvin Rettenmaier und EPT Kopenhagen Sieger Anton Wigg.

Die beiden größten Online-Pokeranbieter zeigten auf Spielerebene einen Schulterschluss. Markus Golser lud seine Golfsachen neben sein Ski-Zeug und machte Platz für das Übergepäck von Sandra Naujoks, und fuhr sie zum Flughafen nach Salzburg. Sandra war in den letzten Tagen aber etwas durch Müdigkeit beeinträchtigt. Für die „PokerStars.de Ass“ Casting-Show (ab 30. März wird auf ProSieben immer mittwochs um 0:15 Uhr ausgestrahlt), war sie wochenlang unterwegs, kam erst kurz vor der EPT nach Europa und hatte noch sichtliche Probleme mit dem Jetlag. Ob die Fahrt zum Flughafen im Porsche Turbo von Markus aber eine Entspannung war, gilt es noch zu hinterfragen.

Ein Danke an dieser Stelle an das Team Nina Methe von Pokerstars und Tanja Holthaus von Scholz und Friends für ihren Einsatz, die charmante und perfekte Pressebetreuung in den letzten Tagen.

Ihr werther Kolumnist schrieb nach dem Miterleben und Anhören von unzähligen Bad Beat Geschichten auf dem Social Network Facebook: „wenn ich noch einmal backdoorflushdraw, gutshot oder kingjack höre bin ich bereit mich ohnmächtig zu trinken…“ Ich möchte mich für die Anteilnahme von Pantea Persepolis, Meike Busch, Fabian Quoss, Frankensbester, Marcel Koller, Erich Kollmann, Nico Lindner, Martin Bertschi, dem Shipinator, Ra Don, Udo Gartenbach und allen anderen bedanken. Sigi Stockingers Geschenk, eine Packung Original OHROPAX Classic Ohrstöpsel kann und muss Werthan als Zynismus ansehen. Trotzdem Danke Sigi, Freunde wie dich braucht ein Werthan und das nächste Bier geht auf mich.


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
5 Comments
Inline Feedbacks
View all comments