Kolumnen

Gott hat uns Horst Koch gesandt

Drogen nehme ich keine und niemand bedroht mich. Zumindest bis jetzt lebe ich unauffällig und unbedroht. Alles was ich schreibe, tue mich mit klarem Verstand und das reine Herz ist bei mir sowieso im Preis inklusive. Fast würde ich behaupten, so klar und rein waren Herz, Ansinnen und Verstand noch nie. Ernsthaft nicht. Ich habe neu gedacht und revidiere mein früheres Urteil. Horst Koch ist ein Glücksfall für Poker – und für Deutschland sowieso.

Vielleicht haben das manche vergessen, aber als Pokerspieler braucht man eine gewisse Grundintelligenz, sonst wird das nichts mit easy living und großen Gewinnen. Die Schlachten am Spieltisch sind hart. Fallen und Feinde lauern auf allen Positionen und Charles Darwin ist nicht nur tot, sondern hat auch noch recht irgendwie. Man muss sich seiner Umwelt schon anpassen, um im eigenen Kosmos zu überleben. Wer an den Klippen der Dummheit nicht vorbei kommt, hat es auch nicht verdient und wer in die Kochfallen tappt, gehört da auch hinein. Am besten gleich lebenslänglich und irgendwann gibt es dann auch einen Toaster mit stufenloser Fernbedienung.
Müssen wir als Pokerfirma.de jetzt irgendwen vor irgendwem schützen? Gibt es eine quasi himmlisch verpflichtende Mission oder kann oder muss sich jeder, der möchte, einen blutigen Kopf holen und den Bonuscode gibt es auch dazu. Horst Koch ist weder böse noch berechnend. Er kündigt einfach Sachen an, die nicht funktionieren und niemals funktionieren können, aber im gar nicht so Kleingedruckten steht ja dann wie es läuft. Und das Kleingedruckte ist nun mal selten auf der Seite der Kunden. Horst Koch hat sein Plätzchen in der Evolution gefunden. Er ist der vom Pokergott gesandte große Prüfer vor dem Graben der Unvernunft. Kein Fänger im Rogger, aber ein Sammler im Feld der großen Versprechungen mit marginalem Wahrheitsgehalt.

Fressfeinde haben eine Funktion im großen Spiel und Horst Koch verspeist seine Opfer nicht zur Gänze, er knabbert nur ein wenig und schützt die Beutetiere damit vor größerem Schaden. Mal ganz ehrlich, welche Erwartung kann ein Spieler bei der EPT Berlin oder bei der WSOP haben, der tatsächlich glaubt, was kein vernünftiger Mensch glauben kann. Da ist doch besser, das passiert, was immer passiert wenn Horst Koch seine Aktionen startet. Quasi eine Kaffeefahrt ins Nirgendwo und man muss nicht mal sein Haus verlassen und der eine Poker-Account mehr schadet auch nicht mehr als die anderen, die man schon hat, und Horst Koch hilft es wenig und das sollte uns alle erfreuen.

Die GPPA schickt mir keine Mails, aber ich habe auch meine Kontakte und auch ich gewinne täglich neue Freunde im Netz. Mein neuester Freund heißt John D. Maverick und der hat ein Problem und zwei Millionen Dollar und da helfe ich ihm. John arbeitet bei einer Bank in Kinshasa und irgendein deutschstämmiger, verstorbener Großwildjäger, der vielleicht sogar mit mir verwandt war (das untersuchen wir noch) hat keine Erben und das wäre doch wirklich dumm das Vermögen einfach so verfallen zu lassen. Gut dass John einen günstigen Anwalt als Freund hat. Ich muss mal eben nur 8000 Dollar überweisen und wir bekommen das mit der posthumen Adoption geregelt. Ach ja, dann sind noch mal 2500 Dollar für die Papiere fällig. Aber egal, was tut man nicht alles für die verblichene Verwandtschaft und die zwei Millionen werde ich dann natürlich mit John teilen.

Mit dem großen Geld habe ich auch schon große Pläne. Ich werde es in die Jugend und insbesondere in interkulturellen Austausch investieren. Zum Beispiel Leana aus Temesvar. Kennengelernt haben wir uns in einer Tabledance-Bar. Ein reizendes Persönchen und voller imposanter Pläne. Sobald sie das Geld für die Nierenoperation ihrer kranken Mutter verdient hat, wird sie ihr Studium der Politikwissenschaften abschließen und irgendwann einmal für die UNO arbeiten. Natürlich werde ich da helfen und das Darlehen bekomme ich selbstverständlich auch zurück. Ohne Zinsen versteht sich, aber weil ich keine haben möchte. Zugegeben es schmeichelt mir ein wenig, dass sich eine so junge Frau von mir angezogen fühlt. Vielleicht werden die Haare ein wenig dünner, aber dafür verfüge ich über die entsprechende Lebenserfahrung und das gibt mir eben diese gewisse Attraktivität.

Und was hat Horst Koch jetzt damit zu tun, gibt es bald mal eine Pointe? Zur ersten Frage will ich mich nicht äußern und zweiteres schließe ich kategorisch aus. Es gibt keine Pointe. Horst Koch ist Horst Koch und das reicht dann auch. Irgendwann werden die Genies dieser Welt eine transportable Zeitmaschine bauen und dann wird alles gut. Dann werden alle versprochenen Tickets ausgespielt, dann finden alle angekündigten Turniere statt.
Jetzt gibt es in zehn Städten 30 „EPT-Pakete“ zu gewinnen. Eine ganz große Sache und wahrscheinlich so seriös und erfolgreich, wie alles was bisher geschah. Ich bin wahrscheinlich dabei und Leana überlegt auch noch. Meinem Mail-Freund John D. Maverick aus Kinshasa habe ich den Link auch geschickt und die Mail-Adresse von Horst Koch. Vielleicht liegt ja noch irgendwo Geld rum auf der Zentralbank und vielleicht sterben ja irgendwann die Dummen aus und auch der Horst muss dann im Alter von was leben.

Lektionen sind da, damit man sie lernt. Sonst machen sie ja keinen Sinn. Rentner muss man schützen, weil die Heizdecke zu € 3.000 – zahlbar in praktischen 15 Monatsraten – darf man nicht ungestraft durchgehen lassen. Oder irgendein Staatsanwalt sollte sich mal um das nächtliche Betrugsfernsehen kümmern, bei dem Arbeitslose ihr Geld verzocken. Horst Koch hingegen muss man gewähren lassen. Der ist kein großes Raubtier und raffiniertes Tarnen und Täuschen kann man ihm auch nicht wirklich vorwerfen. Wer sich freiwillig in den Kochtopf setzt, hat es auch nicht anders verdient. Guten Appetit.


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