Kolumnen

Ja, das tut man nicht wissen tun

Man weiß es nicht so genau, man kann sich nie sicher sein. Kann ich die Blonde dort hinten an der Bar ansprechen, ohne von ihrem Freund aufs Maul zu bekommen? Soll ich die Boxershorts in grau oder in schwarz kaufen, oder beide? Kann ich noch nen halben Liter Wein trinken? Ok, das war eine eher rhetorische Frage.

Kann ich die große, übergroße Bet des Bettnässers auf Seat 3 mit Top Pair und einer vernünftigen Kickerin callen? Hier zumindest kann ich eine Antwort geben. Aufgrund meiner jahrelangen Erfahrung an den Filztischen dieser Welt gibt es hierzu eine eindeutige Statistik. Folde ich, zeigt er mir den Bluff. Call ich, zeigt er mir das gefloppte Set. Kicker egal. Da hilft auch keine Tafel Schokolade mehr. Und auch keine Schokotorte mit Vanille. Die Stimmung ist im Keller.

Ja, das ist schon so eine Sache mit dem Wissen, dem Halbwissen und dem Gewissen. Gewiss kann man das alles callen, ungewiss allerdings der Ausgang. Und wenn man zu viel callt, ist man bald am Ausgang.

Bis dahin allerdings hat man seinen Anteil an Spaß, an Freude gehabt. Eine nahezu sinnliche Freude gepaart mit emotionalem Wohlergehen. Wie sonst nur bei gutem Essen und gutem Sex. Alles passt, alles ist ein Genuss. Lebenszufriedenheit durch einen guten Call. Unsere Nervenzellen merken sich diese Momente, diese Glücksgefühle. Dopamin pur. Sogar rezeptfrei. Und Serotonin als das Wohlfühlhormon schlechthin.
Ein gelungener Call macht munter, steigert das Ichgefühl und dank des Zentrums im Vorderhirn werden wir konzentrierter und positiv aggressiver. Der Final Table ist in greifbarer Nähe.

Wenn man halt nur wissen würde, getan zu haben, wann der richtige Moment des Calls ist. Jo, das tut man nicht wissen tun.

 


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