WSOP Events weltmeister

Kann Cannes WSOP?

Nun ist sie also vorbei, die europäische World Series of Poker. Vielleicht die europäischste bis jetzt. Amerika trifft auf Europa. Die USA auf Frankreich. Nach vier Jahren London hat man sich ganz auf den alten Kontinent getraut. Nahezu das komplette WSOP-Team aus Las vegas war vor Ort, um in zwei Wochen sieben Bracelet-Events und zahlreiche Side-Events abzuwickeln.

Zum Vergleich, in Las Vegas werden in knapp acht Wochen 58 Titel vergeben, noch mehr Side-Events, schier unendlich viele SnGs und 24/7 Cash Game abgewickelt. Also scheinbar ein Kinderspiel die Tage in Cannes. Doch man war eben nicht zuhause. Man hatte weniger Platz, und obwohl die Turniere der WSOPE nicht mal annähernd an die Teilnehmerzahlen des Sommers in Nevada herankommen, war es schon ziemlich eng.

Für Touristen ist die WSOPE nicht zu empfehlen, ganz im Gegensatz zum großen Bruder. In Las Vegas kann man sich den ganzen Tag damit vertreiben, durch das monströse Convention Center im Rio zu streifen und auf Promi-Jagd zu gehen. In Cannes darf nur in den Turniersaal, wer auch brav sein BuyIn entrichtet hat und das mittels farbigem Entry-Bracelet auch nachweisen kann. So kommt es schon mal vor, dass ein stämmiger französischer Türsteher einen EPT-Gewinner aus dem Saal wirft. Mike McDonald verstand die Welt nicht mehr. Auch Scott Seiver wurde des Raumes verwiesen.  Also mussten die beiden wohl oder übel rüber zum Casino, BuyIn bezahlen und wieder zurücktraben. Hoffentlich wollten sie den Event ohnehin spielen und haben nicht für ein bisschen Smalltalk Eintritt bezahlt.

Aber die WSOPE schafft, was alle anderen europäischen Turniere nicht vermögen. Sie holen alle großen Namen über den Teich. Angefangen von Phil Hellmuth bis zu Daniel Negreanu, der Mizrachi-Clan oder Barry Greenstein. Ob das nun nur an den Tagen in Cannes lag, oder vielmehr an der Kombination EPT London, WSOPE, EPT San Remo ist individuell sicher unterschiedlich. Aber Bracelets ziehen die Amis noch eher an als alles andere.

Alle waren sie gekommen. Also fast alle. Einige waren entschuldigt, Texas Dolly wurde in London krank und brach seine Europa-Tour ab. Im Hause Juanda hielt sich der Nachwuchs an seinen Geburtstermin und nicht an den internationalen Turnierkalender. Bei einigen Pros gab es seit Monaten Probleme mit dem aktuellen oder vergangenen Arbeitgeber. Unangenehme Sache.

Aber sonst… Die November Niner vom Juli waren auch zahlreich erschienen. Tschechien, Belize und Deutschland waren abwesend, die anderen spielten sich schon mal warm für den Finaltisch in drei Wochen.

Alles in allem waren die Tage von Cannes sicher ein Erfolg. Die erhofften Spielerzahlen wurden alle übertroffen. Die Rekorde aus den Londoner Tagen  samt und sonders gebrochen. Dennoch darf man gespannt sein, ob das Experiment europäische Weltpokerspiele im nächsten Jahr wieder hier halt macht. Oder ob man auf die Wünsche der Spieler eingeht, die bei dem schwachen Cash-Game-Angebot dann doch eher online spielen möchten. In Frankreich gestaltet sich das aber schwierig, da unsere Nachbarn ihren Online-Markt ja abgeriegelt haben.

Noch mehr Bracelets. Geschickt terminiert. Und natürlich mit der WSOP vom Sommer verknüpft. So wird auch im nächsten Jahr für viele amerikanische Profis der Weg nach Europa führen. Zumindest für alle, die auf Titel Wert legen, zuhause grade auch nicht online spielen können oder nicht sowieso schon ihr Domizil auf dem alten Kontinent aufgeschlagen haben. Die sind dann eh schon da.


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