Kolumnen

Karishmandahalinnondo

Treffen sich vier junge Usbeken namens Karish, Manda, Halin und Nondo in einem kleinen, völlig unbekannten Ort im Nordosten des Landes. Sie trinken vergorene Ziegenmilch und spielen Texas Holdem No Limit. Cash Game. Micro Budget. Short Deck, weil es mehr Spaß macht. Manda ist auf der Gewinnerstraße, Karish musste schon nachkaufen. Er ist mit 9 hoch beim Bluffen erwischt worden. Nondo spielt kaum eine Hand.

Ja, soweit ist es schon mit mir gekommen. Soweit zu meinem Traum letzte Nacht. Ich träume von Poker an einem wackligen Küchentisch mit kaputter Resopal-Beschichtung in Usbekistan. Statt von mir in körperlicher Hingabe zugewandten jungen, hübschen Frauen (Mehrzahl) träume ich von Poker. In Usbekistan. Ein sehr plastischer und erinnerungsreicher Traum. Seltsam. Soweit ist es schon mit mir gekommen.

Bin ich wirklich schon so fertig in Rübe, dass Poker meinen Schlaf beeinflusst? Welcher Alptraum kommt als nächstes – schlagersingende Einhörner, die wie die Kelly Family aussehen? Oder ein Albtraum, bei dem ich auf der gleichnamigen Schwäbischen mit langen Stöcken und Partnerlook mit der Gattin Nordic Walking mache? Welche Grausamkeiten hält mein Schlaf noch für mich bereit?

Sollte ich irgendwann morgens aufwachen und über Varianz nachdenken und Standardabweichungen von der durchschnittlichen Winrate definieren und auf drei Stellen hinter dem Komma ausrechnen – spätestens dann suche ich mir fachliche Hilfe.

Ich will einfach nur durchschlafen und morgens ohne komische Gedanken aufwachen. Ich will nicht als erstes den Pokergott vor meinen Augen haben, der mir all meine Chips wegnimmt. Ich will nicht morgens mitten in einer Hand aufwachen und nicht wissen, wie ich sie weiterspielen soll.
Ich will nicht träumen. Nein, ich will nicht träumen. Und schon gar nicht von Poker. Auf gar keinen Fall von Poker.

 


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
1 Kommentar
Inline Feedbacks
View all comments