Kufstein – Eine Reise in die Vergangenheit und eine neue Gegenwart

Das Poker Royal ist doch immer wieder für Überraschungen gut. Selbst ich bin letzte Woche ganz unerwartet über die Nachricht gestolpert dass nun in Kufstein eine neue Niederlassung eröffnet wird. Leider war ich zeitlich nicht in der Lage an der großen Eröffnung am vergangenen Wochenende teilnehmen.

Es scheint aber in jedem Fall eine große und erfolgreiche Party gewesen zu sein. So musste wohl kurzerhand das Catering auf den Gehsteig verlagert werden, damit man mit ein paar extra Tischen den Ansturm der Pokerspieler bewältigen konnte. Als besonderes Schmankerl durfte man dann auch noch Full Tilt Pro Martin Kläser als „Special Guest“ begrüssen.

Da ich die Eröffnungs-Party verpasst hatte wollte ich mir dann aber doch baldmöglichst mal ansehen wie denn die Resonanz so im regulären Alltagsbetrieb aussieht. Also kurzentschlossen rein ins Auto und in einer Stunde die knapp 100 km von München nach Kufstein bewältigt.

Kufstein hat für mich (und vielleicht auch einige andere Münchner Pokerspieler) eine besondere Bedeutung. Als ich 2004 meine ersten Schritte im Live-Poker unternahm war es Christian Seyferths „Cotton-Pokerclub“ der sozusagen meine zweite Heimat wurde. Auch wenn es erst 5 Jahre her ist – es waren pokertechnisch gesehen ganz andere Zeiten. Texas Hold’em (Limit) löste erst langsam das bis dahin beliebte Pot-Limit Omaha ab und der Betrieb eines Pokerclubs war ein großes und nicht gerade alltägliches Abenteuer. Der Pokerboom stand erst am Anfang und es war noch nicht abzusehen welche Ausmaße das Ganze einmal annehmen würde.

Als mich mein weiterer Weg dann mehr und mehr ins No Limit Hold’em und dort vor allem in das Turnierspiel führte, wurden meine Reisen nach Kufstein leider immer seltener. Daher hat es mich natürlich um so mehr gefreut Christian nun im Management-Team des neuen Poker Royale wiederzufinden. Nicht nur weil es schön war einen alten Freund wiederzutreffen, sondern auch weil sich hier ein Kenner der lokalen Szene mit viel Energie dafür einsetzt, dass dieses Projekt ein Erfolg wird.

Das neue Poker Royale befindet sich in der Andreas Hofer Strasse 2 – nicht weit entfernt vom Zentrum Kufsteins und ist täglich ab 17 Uhr (Sonntag ab 14 Uhr) geöffnet. Direkt nebenan gibt es einige öffentliche Parkplätze die ab 18 Uhr kostenfrei genutzt werden können. Vom Bahnhof sind es nur wenige Minuten Fußweg und wer übernachten möchte findet diverse Optionen in verschiedenen Preislagen in der näheren Umgebung.

Wer das Poker Royale in Wiener Neustadt schön findet, wird sich hier schnell zuhause fühlen. Das traditionelle Royale-Rot verbreitet eine angenehme und gemütliche Atmosphäre und mit 10 Tischen ist man sowohl für den Turnierbetrieb als auch das Cashgame ausreichend gerüstet.

Am heutigen Montag stand ein €10+5 Rebuy Turnier auf dem Programm. Die 41 Teilnehmer machten von den Rebuys zu jeweils €5 reichlich Gebrauch, so dass am Ende ein Preispool von über €1.000 auf 5 Plätze verteilt werden konnte. Für Platz 5 gab es immerhin noch €60 während der erste Platz sich über €450 freuen durfte. Freuen durfte ich mich selber auch, nämlich über das Preisgeld von €220 für den dritten Platz!

Der Dienstag ist laut Plan der Tag für Satellite Turniere und Sit-and-Go’s während man am Mittwoch mit einem speziellen „Cash-Turnier“ neue und innovative Wege geht. Hier vereinen sich die beiden Welten Cashgame und Turnier in einem ganz speziellen Event. Donnerstag ist Ladies-Night und darüber hinaus für Omaha Cash-Game Spieler interessant. Am Freitag werden die Kopfgeldjäger beim Bounty-Turnier ihre Freude haben während der Samstag den Deep-Stack Fans gehört. Und am Sonntag gibt es nachmittags ein NL Hold’em und abends ein PL Omaha Turnier. Bei Buy-Ins zwischen €10 und €100 findet hier sicher jeder das richtige Turnier. Die Struktur des Montagsturniers war unter Berücksichtigung des niedrigen Buy-Ins mit 30 Minuten Blinds während der Rebuy-Phase und 20 Minuten Blinds in der Freezeout-Phase immer noch relativ moderat. Hier scheint man der Strategie des Stammhauses zu folgen und qualitativ bessere Turniere als die Konkurrenz anbieten zu wollen.

Auch im Cashgame differenziert man sich vom Wettbewerb. Natürlich hofft man bald auch Cashgame Runden in den höheren Limits anbieten zu können – aber man ist bestrebt stets ein Angebot für Newcomer und Spieler mit einem etwas kleineren Budget bieten zu können. Dementsprechend findet man zusätzlich zum traditionellen €1/2 NL die im Livespiel doch eher unüblichen Blinds €0,50/0,50 und €0,50/1. Dass diese Idee gut aufgenommen wird zeigte die für einen Montagabend erfreuliche Anzahl von vier vollbesetzten Cashgametischen gegen Mitternacht (von denen drei Tische um 6 Uhr morgens immer noch besetzt waren). Leider war für mich nach dem fünfstündigen Turnier keine Zeit mehr das Cash-Game auszuprobieren – dass werde ich allerdings sicher beim Nächsten mal nachholen. Nach Auskunft des Poker Royale beträgt das Rake im Schnitt 3-6% wobei erst ab einer Potgröße von €16 überhaupt Rake anfällt. Für die kleinen Limits (€0,50) gibt es ein spezielles Cap von €5 bei Potgrößen ab €100.

Über das reguläre Angebot hinaus möchte man aber auch immer wieder mit speziellen Aktionen auf sich aufmerksam machen. Diverse kleine und größere Überraschungen sind schon in Vorbereitung. Natürlich will man sich damit von der „großen“ Konkurrenz in Salzburg und Innsbruck absetzen. „Weg mit der Langeweile und her mit innovativen Ideen“ ist die Devise. Und wenn die Zentrale in Wiener Neustadt dem Team in Kufstein genügend Spielraum lässt wird man hier sicher das optimale Programm für das lokale und überregionale Zielpublikum zusammenstellen können.

Sehr erfreulich auch die Qualität des Floorpersonals und der Dealer. Turnierleiter Daniel Dawid kann auf eine gut ausgebildete Mannschaft zurückgreifen. Kein Vergleich zu anderen Neueröffnungen der letzten Zeit bei denen auch nach Wochen die Dealer in vielen Situationen immer noch deutliche Schwächen zeigten. Der einzige wirkliche Kritikpunkt ist derzeit die Position der Turnieruhr. Diese ist im Moment leider so angebracht, dass sie von diversen Tischen und Positionen während des Turniers gar nicht oder nur sehr schlecht eingesehen werden kann. Hier sollte man baldmöglichst nachbessern. Abgesehen davon bleibt der professionelle Gesamteindruck aber ungetrübt.

Denn was den besonderen Charme des Poker Royal in Kufstein ausmacht ist genau diese Mischung aus Professionalität und dem Gefühl ein willkommener Gast zu sein. Das Poker Royale ist groß genug um ein ansprechendes und abwechslungsreiches Angebot zu bieten aber immer noch klein genug um ein persönliches Verhältnis zu den Gästen aufrecht erhalten zu können.

Solange man in Bayern richtiges Poker nur in den “Bayerischen Spielbanken” und unter für den Durchschnittsspieler indiskutablen Bedingungen spielen kann, ist das Poker Royale speziell für Pokerspieler aus Rosenheim und München sicher ein geografischer Glücksgriff. Näher wird ein Cardroom wohl auf absehbare Zeit nicht an München heranrücken können.

Ich bin mir jedenfalls sicher nach einigen Jahren Abwesenheit nun in Kufstein meine alte und neue Pokerheimat (wieder)gefunden zu haben.

Achtung: Am Samstag den 03.10. hat das Big-Money Turnier ausnahmsweise ein Buy-In von €200 und nicht wie im Flyer angekündigt €100!