Kolumnen

Lukrieren. Und andere alte Wörter.

Also, meine Gleichgesinnten des gepflegten Kartenspiels. Also, reden wir heute über lukrieren und andere alte, zu Unrecht vergessene und aus dem Duden gelöschte Wörter.

Die klare und eindeutige Absicht des Pokerspiels ist es zu lukrieren. Denn nur lukrieren*1 geht über studieren, sagt der Kaufmann.
Auch wenn man Poker als sein Hobby, ja sogar als sein Feinliebchen*2 ansieht, so ist das möglichst späte Aufstehen vom Tisch mit möglichst viel dazugewonnenem Geld doch noch lieblicher. Und der einzig wahre Sinn des Spieles, des Kampfes.

Wer zu früh das Spiel beendet, dem bleibt nur die Drangsal*3 in der Popine*4.
Eine tatsächliche Dissonanz*5. Man sollte als behufs*6 inmitten von Krethi und Plethi*7 und zwischen der Demimonde*8 zusehen, dass man künftighin*9 Zislaweng*10 entwickelt, um zu gewinnen.

Denn merke, der Mammon*11 ist keine Maskerade und kein Mummenschanz*12. Schon gar nicht beim Pot Limit Omaha*13. Oder beim Seven Card Stud*14. Oder beim Razz*15.

Gewinnen also ist unser Manifest*16.

Erklärungen (wichtig, um den Text zu verstehen):

*1 Einnehmen, erhalten, als Gewinn erzielen. Ursprung findet sich im lateinischen Verb lucraci. lucrativus ist das entsprechende Partizip Perfekt Passiv.
*2 Geliebte, Amouröse, Bumsbeziehung. Laut Duden „dichterisch veraltet. Ursprung in der Romantik. Bereits um 1700 im Berliederbüchlein zum ersten Mal genannt. Das heisst tatsächlich so.
*3 Leiden, qualvolle Bedrückung. Während das Wort Drang im 18. Jahrhundert die Bedeutung „innerer geistiger Trieb“ annahm, so blieb Drangsal immer ein Wort des Leidens. Der Bedrängung, der Nötigung.
*4 Kneipe, Kaschemme, Garküche. Entstanden aus dem lateinischen popina. Damals im alten Rom eine Weinschenke für die unteren Klassen. Eine eher zwielichtige Einrichtung mit reichlich Möglichkeiten zu Amüsieren mit Würfel, Wein und Weibern. Herrlich, irgendwie. Heute vergleichbar mit der Bar im Casino. Dem Platz der Tränen.
* 5 Missklang, Disharmonie. Differenz (Unterschied) zwischen Erwartung und Realität. Wieder einmal. Aber auch nur, weil der Idiot das gecallt hat. Das hätte der niemals callen dürfen.
*6 zum Zwecke, zu. Leitet sich vom Substantiv Behuf ab, welches wiederum aus dem mitteldeutschen behuof hervorging. Behufs, seit dem 18. Jahrhundert im Umlauf ist ein erstarrter Genitiv. Erst wird das Substantiv in den Genitiv gesetzt, dann wird es zur Präposition gemacht. Aber das wusstet ihr ja sicherlich schon.
*7 Alle möglichen Leute, jedermann, Pöbel. Poker ist für alle da. Für Manfred, für Krethi, für Werder Bremen Fans und für Plethi. Der Begriff gilt als die bildungsbürgerliche Entsprechung zu Hinz und Kunz. Seinen Ursprung hat er im alttestamentarischen Hebräisch. Und zwar im zweiten Buch Samuels. Und zwar im achten Kapitel.
*8 Zwielichtige, anrüchige aber elegant auftretende Gesellschaftsschicht. Betrüger in Nadelstreifen. Entstanden ist der Begriff um 1868, als die Pariser Verhältnisse unter Napoleon gebrandmarkt wurden. Dekadenz, Betrug und halbseidene Halbwelten. Sittenlosigkeit, aber gut angezogen und charmant.
*9 in Zukunft, bald. Demnächst. Die verstärkte und bereits im 16. Jahrhundert belegte Variante zu „künftig“. Ursprung im althochdeutschen chumpft. 1860 findet es sich auch in Brehms Tierleben. Miau.
*10 Kniff, Dreh, Schwung. Ursprung im Berlinerischen. Wie die Currywurst ohne Darm. Bedeutete damals eine „an Zauberei gemahnende Fixigkeit“. Mit einem Ruck zur richtigen Lösung.
*11 negativ behaftete monetäre Assoziation. Geld, Pinke, Knete, Chips. Wird schon in der Bibel verwendet. Und was das steht, stimmt ja wohl. Halleluja.
*12 Ursprünglich tatsächlich ein Würfelspiel. Heute hat es die Bedeutung einer Maskerade. Vor allem im Karneval.
*13 Kann ich relativ schlecht.
*14 Kann ich gar nicht.
*15 Will ich erst gar nicht können.


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