News

Martin Sturc: Poker ist kein Glücksspiel

Erst kürzlich hat ein deutsches Gericht wieder entschieden, dass Poker eindeutig als Glücksspiel einzustufen ist. Der Wiener Sportwissenschaftler Mag. Martin Sturc setzt sich seit Jahren mit dem Spiel auseinander und kommt klar zu dem Schluss, dass Poker als Geschicklichkeitsspiel und Denksport anerkannt werden muss.

pokeristdenksportDie Diskussion, ob Poker nun als Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel zu behandeln ist, geht bereits über Jahre. Die Judikatur ist in allen Ländern eindeutig, aber die Sportwissenschaftler gehen mit damit nicht d’accord.

Martin Sturc fasst es so zusammen: „Der Sport kann als Mutter aller Geschicklichkeitsspiele verstanden werden. Es geht um Wettkampf, Leistungsvergleich und schließlich um die Frage, wer der beste bzw. geschickteste Athlet von allen ist“. Ob die hierbei zum Einsatz kommenden Fähigkeiten der Sportler in erster Linie physischer Natur sind (z.B. beim Boxen) oder auf kognitive Aspekte zurückzuführen sind (z.B. beim Schach), sei für die Klassifizierung als Sport nach internationalen Standards irrelevant. In Brasilien beispielsweise ist Poker ebenso wie Fußball als Sport anerkannt.

Hingegen wurde gerade in der letzten Fassung des Glücksspielgesetzes in Österreich Poker explizit als Glücksspiel angeführt. Die Entscheidung über das Spielergebnis hängt ausschließlich und überwiegend vom Zufall ab und deshalb sei Poker eindeutig Glücksspiel. Damit kann sich Sturc nicht identifizieren: „Dieser Definitionsansatz ist absurd. Das würde bedeuten, dass Fußball ebenfalls zum Glücksspiel wird, wenn die Zufallsvariable namens Schiedsrichter eine Fehlentscheidung trifft und dadurch das Spielergebnis beeinflusst wird.“
….„Bis heute gibt es kein anerkanntes Messverfahren, um die Zufallskomponente bei Spielen prozentuell zu bestimmen. Es wird also nach etwas gesucht was nicht gefunden werden kann. Die Folge ist eine willkürliche Kategorisierung von Spielen, die sich jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entzieht.“

Martin Sturc vertritt die Meinung, dass die Klassifizierung anhand des Glücksanteils die falsche Herangehensweise sei. Der Geschicklichkeitsvorteil sollte ausschlaggebend sein: „Bereits der gesunde Menschenverstand verrät einem, dass immer dann von einem Geschicklichkeitsspiel die Rede sein muss, sobald ein Spielteilnehmer geschickter sein kann als seine Gegner. Dies ist bei Glücksspielen wie Lotto oder Roulette nicht der Fall, sehr wohl aber bei Poker.“

Bei Geschicklichkeitsspielen ist der Geschicktere im Vorteil und so gibt es Favoriten und Außenseiter. Bei jedem Sport kann auch der in den Fähigkeiten unterlegenere Spieler als Sieger vom Platz gehen. Der Unterschied zu Glücksspielen besteht darin, dass bei Roulette oder Black Jack ein Spieler trotz größter Anstrengung niemals die Favoritenrolle einnehmen kann. Die Spielregeln sind nämlich zu seinen Ungunsten ausgelegt und verdammen ihn dazu, langfristig zu verlieren, sofern ihm Fortuna nicht zur Seite steht. Ein Sieg bei einem Glücksspiel kann demnach niemals dem Geschick des Spielteilnehmers zugeschrieben werden sondern basiert einzig und allein auf Glück.
Sturc dazu: „Wenn man die Ursache von Spielresultaten untersucht, gilt es fehlendes Glück von mangelndem Geschick zu unterscheiden. Eine Niederlage ist bei Glücksspielen aufgrund der Spielregeln vorprogrammiert und ohne Glück nicht abwendbar. Eine Niederlage bei Geschicklichkeitsspielen hingegen ist dem fähigkeitsbasierten Defizit des unterlegenen Akteurs zuzuschreiben. Glück braucht immer nur der Außenseiter und wer bei einem Geschicklichkeitsspiel wie Poker darauf angewiesen ist, spielt schlecht.“

Skill beats LuckSchon seit seiner Studienzeit ist es für Martin Sturc ein wichtiges Thema, wie man Poker als Sport klassifizieren könnte und nun ist es ihm gelungen, den relativen Geschicklichkeitsvorteil im Pokerspiel zu quantifizieren und sichtbar zu machen. „In unseren Untersuchungen von einem vereinfachten Pokerspiel, bei dem jeder Akteur lediglich eine Entscheidung zu treffen hat, sehen wir, dass ein geschickter Spieler aufgrund seiner gewählten Strategie eine Favoritenrolle von 65:35 einnehmen kann. Im realen Pokerspiel haben die Akteure natürlich einen größeren Handlungsspielraum zur Verfügung und daher ist der Wert noch höher anzusetzen, weil die unterlegenen Spieler dann auch entsprechend mehr Möglichkeiten haben Fehler zu machen.“

Wer sich mit dem Thema genau auseinandersetzen will, findet die Arbeit von Mag. Martin Sturc mit dem Titel „Skill beats Luck – Der Geschicklichkeitsfaktor im Pokerspiel“ ist als Printbuch oder E-Book unter der ISBN 978-3734765940.

Die Austrian Poker Sport Association (APSA) setzt sich in Österreich für die Anerkennung von Poker als Denksport ein und hat nun eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen. Man fordert die Streichung von Poker aus dem österreichischen Glücksspielgesetz und die Aufnahme von Poker in die heimischen Sportorganisationen. Zumindest 500 Unterschriften sind nötig, damit das Schreiben beim Ausschuss des Nationalrates für Petitionen und Bürgerinitiativen eingereicht wird.

Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies mit seiner Unterschrift unter www.pokeristdenksport.at tun.


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
26 Comments
Inline Feedbacks
View all comments