Kolumnen

Mike Matusow – Es ist schwer sein Herz zurückzubekommen

Freitag Abend, die Redaktion verlangt ein Interview für KW 50 und Werthan hat keine Idee mit wem er reden soll. Das letzte Interview im Sommer mit Tom Dwan hat er so richtig verbockt – die Technik war es. Die Aufnahme leuchtete rot und blinkte – wahrscheinlich hätte es nicht blinken sollen. Von diesem Interview blieb ein Rauschen und mitleidige Blicke von Kollegen sonst nichts. Von Mike Matusow bekam er in Vegas die Telefonnummer und jetzt kann er sie wirklich gebrauchen.


Mike MatusowMike bist du traurig, dass du nicht mehr bei High Stakes Poker mitspielen darfst?

Bei was?

Na, bei der TV-Pokershow High Stakes Poker.

Kenne ich nicht.

Mike, welche Pillen nimmst du zur Zeit?

Ich bin so entspannt. Ich nehme diese kleinen, weißen Pillen und jetzt noch  „the new doctor pill“. Die macht mich richtig relaxed und fokussiert, ich hab nicht mehr diese Wellengänge. Willst du welche?

Ja, vielleicht bitte ich dich später um eine Packung.

Was immer du möchtest, Buddy, ich schicke sie dir dann.

Gut das du relaxed bist….

Ja gut.  (langes Schweigen) Ich spiele jetzt auch besser.

Du verkündest ja immer den „new Mikey“ und der ist viel ruhiger und entspannter. Nimmt dir die Medikation auch das aggressive aus deinem Spiel?

Ich spiele nicht mehr so aggressiv. Die Leute spielen zu gut. Ich spiele nur noch meine Spots. Und ja, ich spiele jetzt viel tighter, ich mixe mein Spiel vielleicht ein wenig, aber nicht wirklich viel.

Ich frag das jeden und deshalb auch dich: War in deiner Pokerkarriere mal eine Zeit, in der du einfach keinen Sinn in Poker sahst?

Na klar, als ich zum Beispiel mein ganzes Geld verspielt hatte. Ich hatte nicht nur keine Kohle, sondern auch keinen Skill mehr. Das war ne richtig harte Zeit.

Was hast du dagegen getan?

Es ist schwer sein Herz zurückzubekommen. Aber ich hab hart an mir gearbeitet. Ich hab mir einen Mind Coach genommen. Wir haben jeden Tag gearbeitet und er hat mir geholfen, meine Seele wieder zu bekommen.

Wenn Spieler so eine Krise haben, was würdest du ihnen sagen?

Poker ist ein brutales Leben. Ich spiele jetzt seit 17 Jahren. Es ist grob und ich würde es einfach niemanden empfehlen, dieses Leben zu leben. Da ist genau ein Prozent der Leute, die mit Pokerspielen Geld verdienen und jeder denkt, dass er es auch kann. Das ist das größte Problem und nicht, ob jemand die Lust am Poker verloren hat. Wenn einer keine Lust mehr hat, dann soll er einfach aufhören. Ich bin sehr dankbar, dass ich erfolgreich bin, aber es ist nicht leicht.

Es ist ja kein Geheimnis, dass es Pokerspieler gibt, welche ihr Spiel mit „Upers“ (aufputschende Pillen) verbessern.

Ich hab sie genommen…

Deshalb frage ich ja genau dich.

Ich nahm sie um die Nebenwirkungen der anderen Medikamente auszugleichen. Diese Leute nehmen sie, weil sie zwölf Stunden am Tag, sechs Tage in der Woche spielen wollen. Das ist nicht gut. Ich weiß ,das Pokergeschäft ist brutal und ich möchte auch niemanden etwas vorwerfen, aber es sollen nie mehr als acht Stunden pro Tag sein.

Wie verändern Medikamente eigentlich ein Spiel?

Ich weiß es nicht, weil du es ja gar nicht registrierst, dass du anders bist und du siehst auch keinen Grund es zu sehen. Außerdem sind Amphetamine und das ganze Zeug ja eh illegal (lacht). Ich hab bis vor vier Monate auch Upers genommen und das drei Jahre lang. Ich mochte die Nebenerscheinungen nicht mehr. Ich nehme die Pillen von damals jetzt nicht mehr. Die anderen sollen sie nehmen, wenn sie wollen. Mein Doc hat mir wirklich geholfen und mir neue Pillen gegeben und die wirken echt Wunder. Mein Leben wurde besser, mein Fokus auf die wichtigen Dinge war wieder da und ich hab diese ups und downs nicht mehr.
Hast du mein Buch gelesen?

Nein, aber ich hab es zu Hause mit einer Widmung von dir drinnen.

Das ist gut. Das ist gut.

War das Buch eine Seelenreinigung für dich, so etwas wie eine Vergangenheitsbewältigung?

Ja natürlich, aber es war auch mehr als das. Ich bin ein netter Junge. Ich bin geradlinig. Die meisten Menschen kennen mich aber nur als eine herummaulende Person, die niemanden respektiert. Der, der im Gefängnis war wegen Drogen und so weiter. Aber das bin ich nicht. Ich wollte die Leute einfach wissen lassen, was mein Weg ist und weshalb ich herumschreie, wenn ich schreie. Ich wollte, dass die Leute mich kennenlernen, mich verstehen. Das ist natürlich keine Versicherung, dass es dann wirklich so ist, aber wenn du dich aufmachst, gehst es dir einfach besser. Es ist ein gutes Buch.

Mike bist du jetzt eigentlich traurig, dass du nicht mehr bei High Stakes Poker mitspielen durftest?

Bei was?


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