Viereinhalb Monate voller Unklarheiten und Unsicherheiten sind vorüber. Seit der Neueröffnung des Casino Berlin am Fernsehturm Anfang Oktober 2010 (siehe – Kein Live-Game mehr im Casino Berlin) hatte es kein Live-Game, weder Roulette noch Black Jack, geschweige denn Poker gegeben.
Umso überraschender war die Einladung, die mir vor wenigen Tagen ins Haus flatterte und die Eröffnung des klassischen Spiels für Mittwoch, den 16.2.2011 ankündigte. „Mit je zwei Poker- AmRoul- und Black-Jack Tischen macht der „SPANNENDSTE SPIELPLATZ BERLINS“ sein Spielangebot komplett“ hieß es im Begleitschreiben.
Einigermaßen neugierig machte ich mich erneut auf den Weg zur neuen Casinolokation und war erneut etwas irritiert vom strammen Dreihundertmetermarsch vom S-Bahnhof Alexanderplatz zum Funkturm, durch dunkles, wenig einladendes Gelände.
Die Eröffnung des klassischen Spiels war für 19:00 Uhr angekündigt. Um 18:15 hatte ich demnach noch reichlich Zeit, die Örtlichkeiten in Augenschein zu nehmen. Der Live-Game-Bereich befindet sich im Obergeschoss. Auf dem Weg dahin muss man die rasselnden, klingelnden Automatenschluchten passieren und eine rotverkleidete Treppe hinauf. Oben angekommen dann ein etwas merkwürdiger Eindruck. Auf reichlich verfügbarer Fläche befinden sich tatsächlich je zwei Tische für American Roulette, Black-Jack und Poker. Die Tische sind brandneu. Nicht mehr wie vorher mit navyblauem Wolltuch bespannt, sondern mit zweifarbigem abriebfesten Kunstfasergewebe: dunkles Grau die Hauptflächen, in hellerem Grau abgesetzt die Setzfelder bei Roulette und Black-Jack bzw. der Bettingbereich der Pokertische. Das sieht insgesamt sehr, sehr edel aus. Trotzdem wirken die Tische innerhalb der verfügbaren großen Fläche etwas verloren, wie ein erzwungener Kompromiss. Hier wäre Platz für mindestens zwei weitere Roulettes und natürlich könnten auch noch weitere Pokertische aufgestellt werden.
Etwas später, als die Croupiers auflaufen, komme ich mit einem ins Gespräch. Er berichtet mir, dass aktuell keine Erweiterung des Pokerbereichs geplant ist. Man werde täglich an den zwei Tischen Cashgame anbieten mit Blinds von 2,50/2,50 und 2,50/5. Alles Weitere wird von den Erwartungen der Pokergäste abhängen.
Etwas deutlicher wird dann Betriebsrat Uwe Harberts. Er erklärt, dass die Entscheidung „pro Live-Game“ letztlich durch die Berliner Senatsinnenverwaltung forciert wurde, die dem Betreiber offenbar mit Konzessionsentzug gedroht haben soll, wenn kein Live-Game mehr angeboten würde. Die Entscheidung fiel relativ kurzfristig Ende Januar und lt. Hr. Harberts entspricht das jetzige Angebot ziemlich genau der Minimalanforderung der Berliner Innenverwaltung.
Für Uwe Harberts ist das jetzige Ergebnis auch auf die Publicity-Aktionen (vgl – Protest-Kundgebung vor dem Casino Berlin und Casino Berlin – Croupiers kämpfen weiter) von Mitarbeitern und Betriebsrat des Casinos zurückzuführen. Er freue sich, dass alle damals freigestellten Kollegen wieder in Lohn und Brot seien.
Wie wird es weitergehen? Heute zur Eröffnung waren die beiden Roulettetische dreireihig umlagert und es wurde deutlich, dass zwei Tische keinesfalls ausreichen. Die Hauptstadt hätte sicher auch das Kundenpotenzial für einen zweiten Pokerroom. Letztlich wird es davon abhängen, wie die Gäste ihre Erwartungen an das Management artikulieren.
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