Kein moralischer Zeigefinger, wer gerne Pornos sieht, kann trotzdem mein Freund sein. Die nackten bunten Filmchen im Netz sind scheinbar Teil der männlichen Gegenwartskultur und gäbe es nicht diese unvermittelten ekligen Nahaufnahmen, könnte ich mein Herz und sonstige Organe auch dafür erwärmen. In diesem Sinne entspannt und gleichzeitig verärgert widme ich mich im folgenden Text der aktuellen Werbeinitiative von Partypoker. Aufmerksam gemacht wurden wir durch einen Leser, der doch lieber anonym bleiben will. Ein weiteres Indiz dafür, dass es mit der gesellschaftlichen Akzeptanz von Porno scheinbar immer noch nicht zu besten steht.
Xhamster.com als eine Art YouTube der nackten Tatsachen, hat es unter die Top50 Webseiten weltweit gebracht. Da wären wir mit Pokerfirma.de zugegeben auch gerne. Mit dem Verkauf von einem Prozent meiner Anteile könnte ich dann wahrscheinlich lebenslang mein inferiores Omaha PL Spiel finanzieren und jeden Sonntag ein Eis ging sich auch noch aus.
Xhamster.com hat somit sicher einen astronomischen Wert und mit Partypoker einen entsprechend solventen Kunden. Zugeschnitten auf deutsches Klientel mit entsprechender Verlinkung wird man als User von Xhamster.com per Popup zwangsweise auf neue Aktionen und den aktuellen Bonus aufmerksam gemacht. Wer sich an Clips mit poetischen Titeln wie: „Deutsche Amateur Nutte mit schleimiger Votze“ oder „Fette Sau gut gefickt – O Ton“ ansehen möchte wird darf sich von dem Partypoker Logo nicht stören lassen beim Genuss. Schelmische Geister mögen den Hinweis „Jetzt herunterladen“ auch ganz neu interpretieren. Und der Partypoker Slogan „FEEL IT“ bekommt angesichts der spannenden Perspektive „3 Plugs im Arsch“ auch eine erhöhte und lebensnahe Bedeutung.
Die Problematik liegt eben in der gesellschaftlichen Akzeptanz. Poker war auch einmal im hintersten Ecke der breiten Wahrnehmung. Irgendwo zwischen Drogenhandel und Zuhälterei. Umsichtigen und verantwortungsvollen Unternehmen wie Pokerstars und Full Tilt ist es zu verdanken, dass man für viel Geld und Einsatz einen Imagewandel zumindest einmal gut vorbereiten konnte. Partypoker hat sich davor immer gedrückt. Gier und Verantwortungslosigkeit als Geschäftsprinzip bewähren sich zwar kurzfristig, aber wer nicht perspektivisch denkt, sondern sich nur nimmt, was er kriegen kann und die anderen die Arbeit tun lässt, handelt deutlich unmoralischer als die Klavierlehrerin, die ihrem Schülern statt Etüden anale Freuden näher bringt.
Partypoker steht für die Gier des Neoliberalismus. Was der Bilanz nicht nützt, interessiert nicht. Nur schade, dass damit die üblen Klischees wieder einmal bedient werden und traurig, dass die so erfolgreiche Arbeit der Testimonials für Poker als sauberen Sport wieder ein Stück weit entwertet wird. Vielleicht besinnt man sich ja in der Chefetage bei Partypoker und reiht sich ein in die Riege der ehrenwerten und repräsentativen Online-Anbieter. Zu wünschen wäre es zumindest.