Kolumnen

Poker als Synonym

Metaphern aus der Raumfahrt und aus dem Leben der Tiere durchziehen längst schon die Wirtschaftssprache und die normale Sprache einer normalen Familie an einem normalen Tag. Alles ganz normal. The sky is the limit. Irgendwie. Reach high, touch high. Bodenhaftung schadet nur. Was ein bewundernswerter Übergang zu Poker ist. Denn auch Poker wird häufig als Synonym benutzt. Als Metapher für das wirkliche Leben. Wem dieser erste Absatz schon zu diffizil und zu holprig war, sollte übrigens nicht weiterlesen.

Eine Metapher ist ein sprachlicher Ausdruck, bei dem ein Wort aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird und das sogar ohne dass ein direkter Vergleich die Beziehung verdeutlicht. Der eigentliche Ausdruck wird durch etwas ersetzt, das deutlicher, anschaulicher oder sprachlich reicher sein soll. Die Metapher nutzt das Prinzip der Similarität und versprachlicht eine ausgewählte und damit konstruierte Relation. Das nur mal als Erklärung; damit es auch jeder versteht.

Die Grünen pokerten bei den Jamaika-Verhandlungen um einen regelmäßigen Veggie-Day in der Woche. Die Deppen. Rafael van der Vaart pokert um einen neuen Vertrag bei seinem dänischen Vordenballtretverein. Der Diesel-Chef von Volkswagen pokert um sein Ansehen und um die Reduzierung der Millionen-Strafe. Der Drops ist auch noch nicht gelutscht.

Poker ist eine Metapher, ein Synonym. Im Zusammenhang gebracht mit Verhandlungen, mit Zocken, mit einem Dickste-Eier-Contest. Im Kontext zu Bluff, zu All-In, zu Haudrauf und zum finalen Sieg. Der Zweite schon ist der erste Verlierer. Nicht richtig nach den Sternen gegriffen. Ob das jetzt alles so positiv im Sinne unseres Kartenspieles ist, lassen wir mal dahingestellt. Auf jeden Fall ist Poker so wieder erinnerlich und in aller Augen und Munde. Niemand schreibt „Messi mau maut um einen neuen Vertrag“ oder „Merkel monopolyt mit Erdogan um den Flüchtlingsvertrag“. Von Uno, Bridge und Skat gar nicht zu reden.

Mensch ärgere dich nicht kommt da schon öfter vor. Immer dann, wenn man sich verzockt hat. Wie beim Pokern. Poker ist nun mal; deshalb auch so oft Erwähnung findend; das geilste Spiel der Welt. Neben dem klassischen Vorspiel. Welches in meiner Jugend; als ich damit angefangen habe; noch Fummeln hieß. Oder laut Bravo, meiner Aufklärungslektüre, Petting. Aber das sagte natürlich niemand, genau so wenig wie Glied.

Bei allen in diesem launigen Text erwähnten Spielen gibt es Sieger, Bronzeränge und totale Looser. Aber wohl nirgendwo sonst ist der Sieg so signifikant und die Niederlage so gravierend wie beim Pokern. Und nirgendwo gibt es hässlichere Armbänder für den Bestplatzierten, die trotzdem alle haben wollen. Der Wurm muss dem Fisch schmecken.


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