Kolumnen

Poker ist Religion

Buddhismus, Katholizismus, Ron Hubbard, die Vertreiber evangeliker Traktate. Von Jehova gezeugte Zeugen. Die Koranleser. Und sonstige Gläubige. Jedem das seine. Jeder Jeck ist anders. Helau und Amen. Wir haben schließlich das Privileg der Meinungs- und Religionsfreiheit.

Wir beten eine andere Gottheit an. Den heiligen River. Und seinen Sohn, den Flop. Unsere Götter. Unsere Heiligkeiten. Auferstanden in Kreuz. Ein böses Wortspiel. Es kann auch entstanden sein in Pik.

Unsere Religion ist voll von Nächstenliebe. Geben ist seliger denn Nehmen. Das war jetzt irgendwie gelogen. Aber in unseren Geboten steht nichts von „immer die reine Wahrheit sagen“. Trotzdem ist unsere Religion erfüllt von Herz. Und von Karo.

Casinos sind die modernen und einzig wahren Kathedralen. Unsere Tempel. Mit manchmal entsprechender Klagemauer. Hier geben wir freiwillig unser Zehntel ab. Meistens sogar mehr. Die Gottesdealer als Gottesdiener wollen schließlich auch ihre entsprechende Menge an Messwein käuflich erwerben können. Auf das auch sie auferstehen. Auferstehung übrigens nennen wir a Chip and a Chair.

Kirchensteuer zahlen wir auch, wir nennen es Rake. Wird auch automatisch vom Lohn abgezogen; so sollten wir ihn denn erhalten. Die meisten von uns machen das allerdings ehrenamtlich; und zahlen sogar noch dafür. Halleluja. Die heilige Kommunion nennen wir Final Table. Auch ein einmaliges Erlebnis, ein besonderer Moment in unserem armseligen christlichen Leben.

Fedor ist unser Hohepriester. Ich persönlich spiele eher wie die unbefleckte Jungfrau, die von Tuten und vom Blasen keine Ahnung hat. Allerdings habe auch ich schon empfangen. Den Bauchschuss, den mein Bauchgefühl mir prophetisch vorhergesagt hat.
Ich kann nicht übers Wasser gehen, dafür kann ich Rotwein in Urin verwandeln. Ich habe keine 10 Gebote, sondern nur zwei. Vorm Flop ist jede Hand super. Und – die anderen können es auch nicht besser.

Auch unsere Religion ist voll von Ketzern und Ungläubigen. Der Statt, die Glücksspiellobbyisten, die EU, meine Nachbarin und viele mehr. Wir versuchen sie zu bekehren. Mit mäßigem Erfolg; vielleicht wäre mal wieder eine Inquisition angebracht. Wie damals. Notfalls müssen die Falschgläubigen von der einzig seligmachenden Richtigkeit unserer Argumente mit Gewalt überzeugt werden. Hauen wir Ihnen aufs Maul; das ungläubige Pack hat es nicht anders verdient. Schließlich machen das fast alle Religionen. Brecht das Brot und deren Knochen. Hosianna. Rosi und Anna. Phil und Ole.

Der heilige Gartenbach hat nun also geschrieben. Die richtige, friedvolle Kolumne zur aktuellen Weihnachtszeit. Geschenke von allen Seiten, fette Gänse und die große Freude über die Verwandtschaft. Wenn sie denn dann endlich abreist. Ja, das war die heilige Schrift vom heiligen Gartenbach. So gehet also hin und verbreitet sein Wort. Und lobet und ehret ihn. Und seid besonders heute, am heiligen zweiten Tag, aktiv unterwegs. In den Computertempeln unserer Religion.


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
3 Comments
Inline Feedbacks
View all comments