Kolumnen

Poker. Mehr als nur ein schmerzhaftes Spiel.

Poker ist tatsächlich mehr als nur ein Spiel. Denn die meisten Aspekte des tatsächlichen, realen und täglichen Lebens finden wir in der Beschäftigung mit den 52 Karten. In der aktiven Beschäftigung. Wie auch im echten Dasein. Wer nur abwartet, wird das gesetzte Ziel nie erreichen. Das Heft muss schon in unserer eigenen Hand sein. Und die Karten müssen fest in unseren eigenen Händen sein. Gepaart mit unseren Instinkten, jeglicher Art von Gefühl sowie Strategie und Geschick.

Wie auch im richtigen Leben sollten wir uns nur selten bis gar nicht in die Karten schauen lassen. Und dafür steht Poker als hervorragender Lehrer. Wenn wir denn in der Lage und willens sind, die Lehren anzunehmen. Es bestraft uns sofort, direkt und unmittelbar für unsere Fehler. Und es belohnt uns genauso direkt und intensiv. Eine Weiterentwicklung unserer Fähigkeiten und Möglichkeiten auf eine direkte und schnelle Art und Weise. Eindeutigere Analysen und Entscheidungen werden möglich.

Ja, Poker ist mehr als nur ein Spiel. Poker ist ein grausam schönes Spiel. Manchmal auch nur grausam. Denn natürlich gibt es kein Spiel ohne Wunden und ohne Schmerzen. Das ist eine logische Zwangsläufigkeit. Ebenso wie Lust, Freude, Freudentränen und Leidenschaft. Und Liebe und Geborgenheit. Aber auch Schmerz und abgrundtiefer Hass. Schon Eva und ihr Adam kannten Schmerz. Im Paradies. Und die beiden haben nicht einmal gepokert; nur um diesen dämlichen Apfel gezockt. Ja, Liebe und das falsche Obst zur falschen Zeit kann genauso wehtun wie Poker auch. Und verletzen. Und auch ab und zu das Herz brechen. Vor allem auf dem River.

Dann aber schütteln wir uns. Machen weiter und begeben uns wieder an den Tisch, wieder in den weltfremden Zustand, der uns am liebsten ist. Im sanften Rhythmus des Wohlergehens beim nächsten Spiel. Denn es gibt immer ein nächstes Spiel. Und stellen uns in unserer Illusion Poker als einen glücklichen, entspannenden Moment im Bälleparadies vor. Ohne Schmerz kein Leid; ohne Leid aber auch keine Freude, die schon um die Ecke steht und uns überraschen will. Denn die Zeit heilt alle Bankrolls. Das wussten schon die Indianer.

Poker ist tatsächlich mehr als nur ein Spiel. Weil Freud und Leid so eng wie sonst nirgendwo zusammen liegen. Richtig Sado und noch mehr Maso. Und genau so wollen wir es. Weil wir es lieben, weil wir es brauchen. Wir brauchen Schmerz und Erniedrigung. Wir wollen bestraft werden. Wir wünschen uns, zu peinigen und zu quälen. Das ist wahre Macht. Aktiv wie passiv. Dominanz am Tisch. Wir lieben es zu leiden, weil nur so wir das folgende Glück noch grösser empfinden können.

Lustgewinn durch Schmerz. Demütigung durch Chipverlust. Und alle sehen uns dabei zu, im Swingerclub der Leiden. Alles kann, nichts muss. Vor allem nicht auf dem Flop. Du kommst als Freund und gehst als Fisch.
Ja, so sind wir. Lassen uns freiwillig, gegen Bezahlung schlagen und demütigen. Wir sind Sklaven, die uns durch das Spiel fesseln lassen. Und wir lieben es. Ohne Schmerz keine Freude. Fragen Sie dazu Ihren Arzt oder Apotheker. Oder Ihren Floorman.


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