Der argentinische Pokerstar Nacho Barbero sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt, nachdem ein Bild aus seiner Instagram-Story ihn mit einem Real-Time Assistance (RTA)-Tool während eines Turniers auf ACR Poker zeigte. RTA-Programme, die Spielern helfen, mathematisch optimale Entscheidungen zu treffen, sind auf den meisten Pokerplattformen, einschließlich ACR, verboten.
Barbero, der für ACR Poker wirbt und ein WSOP-Bracelet-Gewinner ist, verteidigte sich mit der Erklärung, dass er das Tool lediglich genutzt habe, um andere Spieler auf Discord zu coachen – nicht aber für sein eigenes Spiel. Viele in der Poker-Community zweifeln allerdings an dieser Version, da der Screenshot das Tool sichtbar neben seinen Pokertischen zeigte.
Fragwürdige Reaktion von ACR Poker
Für noch größere Empörung sorgte die Reaktion von ACR Poker auf die Vorwürfe. Anstatt eine ernsthafte Untersuchung einzuleiten, verteidigte die Plattform Barbero mit einer umstrittenen Stellungnahme auf X (ehemals Twitter):
„Nacho Barbero ist ein Spaßvogel, und wir lieben ihn. Jeder, der mit ihm gespielt hat, weiß, dass er kein GTO-Spieler ist und es wahrscheinlich nie sein wird.“
Zusätzlich deaktivierte ACR die Kommentarfunktion unter dem Tweet, was in der Poker-Community als Versuch gewertet wurde, Kritik zu unterdrücken. Zahlreiche Spieler nutzten stattdessen die Zitatfunktion, um ihren Unmut zu äußern. Die mangelnde Transparenz von ACR Poker, das bereits eine lange Geschichte von Betrugsvorwürfen hat, verstärkte das aufgekommene Misstrauen weiter.
Die Plattform, die von Phil Nagy betrieben wird, hat eine lange Geschichte von Betrugsvorwürfen. So sollen Spieler dort durch den Einsatz von Bots regelmäßig Vorteile erlangen. Außerdem gab es immer wieder Berichte über fragwürdige Handverläufe, die darauf hindeuteten, dass unfaire Spielweisen auf der Plattform toleriert werden. ACR soll sich laut den Vorwürfen nicht konsequent gegen Cheating einsetzen und oft erst nach massivem öffentlichem Druck Maßnahmen ergreifen.
Unregulierte Pokerseiten zunehmend unter Druck
Der Fall Barbero ist nicht der einzige Skandal, der unregulierte Pokerseiten in den letzten Tagen erschüttert hat. Bereits Anfang der Woche hatte der sechsfache WSOP-Gewinner Brian Hastings öffentlich Betrugsvorwürfe gegen Ignition erhoben, eine weitere nicht lizenzierte Plattform in den USA. Laut Hastings kam es dort bei einem $1.055-Buy-in-Turnier zu systematischem Betrug.
Diese und ähnliche Vorfälle verstärken die Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit nicht regulierter Online-Pokerplattformen und werfen die Frage auf, ob diese Seiten tatsächlich Maßnahmen gegen Betrug ergreifen – oder ob sie sich nur hinter fragwürdigen Erklärungen verstecken, um ihre Reputation zu schützen.
Obwohl Barbero bisher alle Vorwürfe zurückweist, könnte der Vorfall obendrein langfristige Folgen für seine Karriere haben. Sponsoring-Deals und Kooperationen mit Pokeranbietern hängen oft von der Glaubwürdigkeit eines Spielers ab, und die öffentliche Diskussion über seine Nutzung eines RTA-Tools könnte potenzielle Partner abschrecken.