- Erneute Festnahme: Poker-Räuber Ucarkus reist mit falschem Pass nach Berlin ein – Festnahme im Krankenhaus.
- Spektakulärer Coup: 2010 überfiel eine maskierte Bande das größte Pokerturnier Deutschlands und erbeutete 242.000 e.
- Beute verschwunden: Trotz Geständnissen bleibt ein Großteil des Geldes bis heute verschollen.
Fast 15 Jahre nach dem Überfall auf das EPT-Pokerturnier im Berliner Grand Hyatt ist einer der vier Täter erneut mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Mustafa Ucarkus, heute 35 Jahre alt, war 2021 nach Verbüßung einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe in die Türkei abgeschoben worden.

Nun wurde er im St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin verhaftet – mit einem gefälschten Pass, der sein Foto, aber einen anderen Namen zeigte. Die Berliner Staatsanwaltschaft stellte daraufhin Haftbefehl wegen unerlaubter Einreise und Urkundenfälschung aus. Seitdem sitzt Ucarkus wieder in Untersuchungshaft.
Spektakulärer Raub beim größten Pokerturnier Deutschlands
Ucarkus war Teil einer maskierten Bande aus vier Männern, die im März 2010 einen der spektakulärsten Überfälle in der deutschen Kriminalgeschichte verübte. Mit Pistolen und einer Machete bewaffnet, stürmten die Männer am helllichten Tag den Vorraum der Spielbank am Potsdamer Platz, wo gerade das größte Pokerturnier Deutschlands stattfand. Der Hauptpreis: eine Million Euro.
Die Räuber räumten den Tresor leer und entkamen mit rund 242.000 €. Zwar gelang es einem Sicherheitsmann kurzzeitig, einen der Täter festzuhalten, doch seine Komplizen befreiten ihn, bevor sie gemeinsam flohen.
Strafmaß, Geständnisse – und verschwundene Beute
Bereits kurz nach dem Raub gingen alle vier Täter den Ermittlern ins Netz. Ucarkus, zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt, war bereits wegen acht Raubüberfällen vorbestraft. Auf Druck seiner Familie stellte er sich freiwillig den Behörden. Im Prozess vor dem Berliner Landgericht wurde er nach dem Jugendstrafrecht verurteilt.
Gefälschte Pässe: Einfallstor für Rückkehrer
Abgeschobene Straftäter nutzen immer wieder gefälschte Dokumente, um erneut in den Schengen-Raum einzureisen – oft unentdeckt.
- Fälschungskosten: Biometrische Fake-Pässe kosten auf dem Schwarzmarkt zwischen 3.000 und 10.000 €.
- Herkunft: Viele Fälschungen stammen aus der Türkei, vom Westbalkan oder aus Nordafrika.
- 2023 in Deutschland: Über 4.000 Fälle von Urkundenfälschung bei Grenzkontrollen registriert.
Im Gegenzug für sein Geständnis und Hinweise auf einen mutmaßlichen Hintermann, den Onkel eines Mitangeklagten, profitierte er von der Kronzeugenregelung. Von der Beute selbst fehlt allerdings bis heute jede Spur – lediglich 4.000 € präsentierte Ucarkus bei seiner Festnahme.
Staatsanwaltschaft: Kein Einzelfall
Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft sei die erneute illegale Einreise von Straftätern wie Ucarkus kein Einzelfall. Auch wenn der aktuelle Aufenthalt durch eine medizinische Behandlung motiviert gewesen sei, sehe sich die Justiz gezwungen, entschieden gegen Rückkehrer mit gefälschten Papieren vorzugehen. Für Ucarkus dürfte die aktuelle Verhaftung wohl die baldige Rückkehr in die Türkei bedeuten.
Update vom 23.05.2025: Ucarkus in Berlin angeschossen – mögliche Rache im Clan-Milieu
Wie jetzt bekannt wurde, ist der frühere Pokerräuber Mustafa Ucarkus am 16. Mai 2025 in Berlin-Friedrichshain angeschossen worden. Der 35-Jährige erlitt Schussverletzungen an Bein und Gesäß, konnte jedoch noch eigenständig das St. Hedwig-Krankenhaus aufsuchen. Dort flog er bei der Anmeldung mit gefälschten Ausweispapieren auf und wurde festgenommen.
Ermittler prüfen Milieuhintergrund
Laut Informationen aus Sicherheitskreisen könnte es sich bei der Tat um eine gezielte Straftat im Umfeld der organisierten Kriminalität handeln. Ucarkus war bereits im Zusammenhang mit dem Überfall auf das EPT-Pokerturnier 2010 mit Berliner Clanstrukturen in Verbindung gebracht worden. Ermittler prüfen nun, ob alte Feindseligkeiten oder offene Rechnungen zu dem Anschlag geführt haben.
Bei seiner Festnahme legte Ucarkus einen gefälschten Ausweis mit seinem Foto, aber anderem Namen vor. Die genauen Umstände seiner illegalen Rückkehr nach Deutschland und mögliche Unterstützer werden derzeit ebenfalls untersucht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.