„Poker soll vor allem Spaß machen“ – Jessica Teusl im Pokerfirma Exklusiv-Interview

Letztes Wochenende hat win2day Testimonial Jessica Teusl wieder einmal zugeschlagen und das Main Event der Big Stack Series geholt. Wir haben die dreifache Ladies Europameisterin zum Interview gebeten.

Pokerfirma: Jessica, schön, dass Du Dir die Zeit für ein kurzes Interview nimmst. Wie geht’s dir im Dauer-Lockdown?

Jessica Teusl: Prinzipiell geht es mir gut, aber ich freu mich schon so richtig, wenn „normales“ Leben wieder möglich ist – Freunde treffen, Essen gehen. Und natürlich ein Pokerevent, bei dem man sich treffen kann.

Corona hat dich beruflich ja auch hart mit Deiner Werbeagentur getroffen.

Jessica Teusl: Ja, mir geht es da wie vielen anderen, die in der Veranstaltungs- und Eventbranche beschäftigt sind. Langsam gibt es wieder mehr Aufträge, aber im letzten Jahr hatte ich doch viel Zeit für Poker. Dabei habe ich aber auch gelernt, was es mit dem Sprichwort „Poker is the hardest way to make an easy living“ auf sich hat. Poker als Hobby ist toll, aber ich freue mich auch schon wieder aufs Arbeiten.

Wie sieht der typische Lockdown-Tag der Jessica Teusl aus?

Jessica Teusl: Früher hat mein Arbeitsleben auch meinen Tagesablauf geprägt, jetzt schlaf ich dann doch länger. Poker ist in den Vordergrund gerückt und Netflix und ich sind ganz dicke Freunde geworden. Langsam gibt es in der Agentur wieder mehr zu tun, aber das lässt sich dann auch gut mit Poker vereinbaren.

Auf einer Skala von 1 – 10 – wie sehr vermisst du Live-Poker?

Jessica Teusl: Ich würde sagen – eine glatte 10. Aber so sehr ich Live-Poker vermisse, es kommt schon auf die Mischung an. Online Poker mag ich auch und wenn man das gut aufteilt, dann ist das perfekt. Nur online oder nur live sollte es nicht sein, sondern schon gut gemischt. Was ich wirklich sehr vermisse, sind die größeren Pokerstopps wie die Poker EM oder die CAPT Seefeld. Gar nicht so sehr wegen dem Pokern an sich, sondern schon wegen der sozialen Aspekte. Man trifft viele Freunde, geht essen, diskutiert Hände und Strategien und hat auch Spaß abseits der Tische.

Du bist überwiegend Turnier-Spielerin. Live hast Du ohnehin mit Deinen drei Ladies Europameistertiteln Geschichte geschrieben, aber auch online bist Du mittlerweile sehr erfolgreich. Spielst du lieber live oder online, was sind deine Lieblingsevents?

Jessica Teusl: Eigentlich spiele ich lieber online. Man ist flexibel, kann kurz spielen oder eine lange Session, mal eben ein Twister Sit & Go klicken oder nur ein bisschen Cash Game und vor allem man kann wirklich überall spielen. Auch im Wartezimmer, wenn man Langeweile hat. Online ist eines meiner Lieblingsevents auf jeden Fall die AFOPS auf win2day. Die Turnierserie find ich abwechslungsreich und gut gemacht und – es gibt am Ende die Live-Komponente mit dem Abschluss in Finnland. Das finde ich super, weil man so auch wieder neue Leute kennenlernt. Live sind es Turniere wie die Poker EM oder die CAPT Seefeld, die ich schon sehr vermisse. Das Ambiente der Events, die Leute die man dort trifft. Wie ich vorhin schon sagte, die Mischung macht es aus. Und ich muss auch zugeben – ich war noch nie in Las Vegas. Natürlich ist es ein Traum von mir, bei der WSOP das Ladies Event und das Main Event zu spielen. Letztes Jahr hatte ich den WSOP Trip schon fix eingeplant, vielleicht klappt es ja dieses Jahr.

Du bist Brand Ambassadorin von win2day. Der Online-Pokerroom der Österreichischen Lotterien richtet sich vor allem an Freizeitspieler. Die Buy-Ins, die Größe der Felder, die Preisgelder sind durchaus mit der täglichen Action in den ehemaligen österreichischen Cardrooms vergleichbar. Wo siehst du den größten Vorteil gegenüber den großen internationalen Anbietern?

Jessica Teusl: Eigentlich genau in der Größe der Felder und der passenden Struktur der Turniere. Gerade für Freizeitspieler sind die riesigen Felder bei internationalen Anbietern oft abschreckend. Die Turniere bei win2day sind so angelegt, dass sie ins Berufsleben passen – unter der Woche sind die größeren Turniere um Mitternacht durch, am Wochenende um 2, 3 Uhr früh. Die Auszahlungsstrukturen passen gut zu den Buy-Ins. Für die Profis ist das Angebot nicht so interessant und das wiederum macht es für die Freizeitspieler umso attraktiver, weil man eben gegen Seinesgleichen spielt. Oder ich sag es anders – jeder hat hier gute Chancen zu gewinnen.

In Lockdown-Zeiten hat quasi jeder Pokerspieler seinen eigenen Twitch-Stream begonnen. Gibt es Überlegungen, dass Du auch unter die Streamer gehst?

Jessica Teusl: Ja, es gibt viele Twitch Streams, weil viele auch glauben, dass sie dadurch Geld verdienen können. Es gab und gibt Überlegungen auch von Seiten win2day, dass ich einen Twitch-Stream mache, aber sicher keinen herkömmlichen „12 Tische jeden Abend“ Stream. Wenn der Zeitpunkt passt und auch ein gutes Konzept gemeinsam mit win2day da ist, dann gibt es vielleicht „Jessica Teusl on Air“. Aber momentan ist es eher ein „Nein“.

Bringt es beim Online-Poker Vorteile, als Frau auch so erkennbar zu sein oder bleibt der weibliche Charme beim virtuellen Poker vollkommen auf der Strecke?

Jessica Teusl: Ja, es gibt Vorteile, aber ich kann ehrlich gesagt nicht beurteilen, ob es der Status „Frau“ oder „Testimonial“ ist. Ich komme bei vielen Turnieren in Situationen, die haben andere Spieler nicht. Es liegt glaube ich schon bei vielen daran, dass sie dann im Hinterkopf haben „Ah, die Jessi bluff ich jetzt“ oder „Der zeig ich es jetzt“. Da bekommt man dann schon „Geschenke“, die es für andere Spieler nicht gibt.

Frauen am Pokertisch sind immer ein Diskussionsthema, nicht zuletzt durch den Staub den Dan Bilzerian mit seinen Aussagen aufgewirbelt hat. Die Pokerwelt wird von Männern dominiert, aber ist es als Frau unangenehm an den Live-Tischen oder gehören die Machosprüche schon der Vergangenheit an?

Jessica Teusl: Das kommt darauf an. Wie man wieder gesehen hat – wenn ich ein Turnier auf win2day gewinne, dann hagelt es schon Kommentare, dass ich ja nur dort gewinnen kann. Ich denke, dass ich mich sowohl live als auch online schon bewiesen habe und dass nur der Neid von vielen ist. Aber da glaube ich, dass es gar nicht so sehr mit mir als Frau zusammenhängt, sondern generell am Neid liegt.

Live muss ich sagen, dass es immer wieder dumme Sprüche gibt, aber das würde ich auch nicht so sehr aufs Pokern beschränken. Als ich mit Poker begonnen habe und alleine ins Casino ging, fühlte ich mich schon „fehl am Platz“ und ich dachte, alle starren mich an. Aber das ist vergleichsweise in einem Fitnessstudio auch so. Den Geschlechterkampf gibt es überall, ich glaube nicht, dass er im Poker ausgeprägter ist.

Mittlerweile gibt es einige „Ladies-Organisationen“, die sich für Frauen im Poker stark machen. Bist Du selbst in diesen Gruppen vertreten bzw. was würdest Du Dir als Frau für die Pokerwelt wünschen?

Jessica Teusl: Ja, ich bin in einigen Gruppen, aber nicht aktiv. Ich finde es wichtig, dass es diese Gruppen gibt, weil sich viele Frauen unter Frauen sicherer und wohler fühlen. Ich hatte nie ein Problem, mich unter Männern zu behaupten, aber es gibt viele Frauen, denen es viel leichter fällt, mit anderen Frauen über ihr Spiel zu reden. Auch bei Live-Events ist es sicher einfacher, wenn sich Frauen treffen und sich dann eben nicht so alleine fühlen.

Als dreifache Ladies-Europameisterin – wie stehst Du zu den Ladies Events? Sollen sie verstärkt werden (trotz der Männer, die dann meinen benachteiligt zu werden) oder reicht es einzelne Highlights wie das Ladies Event der WSOP zu haben.

Jessica Teusl: Wenn man drei Mal die Ladies EM gewonnen hat, dann muss man Ladies Events toll finden, oder? (lacht) Ich brauche kein tägliches Ladies Event, aber es hat schon etwas, besondere Events nur für Frauen zu haben. Eben wie bei der WSOP, da könnte man auch nicht nur ein Event machen, sondern vielleicht auch noch ein Bounty Turnier oder ein Omaha. Auch bei größeren Festivals ist ein Ladies Event super. Ich würde es auch toll finden, wenn es bei Turnieren wie der CAPT Ladies Turniere als Unterhaltung gibt, nur mit einem kleinen Buy-In. Viele Spieler haben ihre Frauen mit bei den Events, da könnte man doch immer wieder etwas machen und so vielleicht auch mehr Frauen zum Pokern bringen.

Welchen Tipp würdest Du einer Poker-Anfängerin geben – sowohl live als auch online? Und allgemein – was wäre Deine Antwort, wenn ein absoluter Pokeranfänger zu Dir kommt und Dich fragt, wie er am besten zu spielen beginnt.

Jessica Teusl: Regeln lernen, die Wertigkeiten, all die Basics eben. Und dann bei Freerolls mal mitspielen oder für ganz kleines Geld online „sein“ Spiel finden. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen und nicht über sein Limit zu spielen. Klar träumt man oft von den großen Pokergewinnen, aber Poker soll vor allem Spaß machen.

„Poker soll Spaß machen“ ist ein guter Abschluss – vielen Dank für Deine Zeit und weiterhin viel Erfolg!

Jessica Teusl: Danke! Und so viel Werbung darf ich jetzt auch noch machen – folgt mir auf Instagram oder Facebook, ich verlose auch immer wieder Turniertickets 😉

 


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