Kolumnen

Poker soll Weltkulturerbe werden

Die Unesco verleiht den Titel Weltkulturerbe normalerweise nur an Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, ihrer Authentizität und auch ihrer Integrität weltbedeutend sind. Somit müsste per Definition aus der 1972 ratifizierten Welterbekonvention jedes Casino und jeder Küchentisch, auf dem schon einmal die 52 Karten lagen, ausgezeichnet werden.

pokalDa dieses aufgrund diverser Gründe nicht umsetzbar ist, soll Poker gesamt als Kultur gewürdigt werden und Aufnahme in das Weltkulturerberegister finden. Die rechtliche Basis dafür liegt vor, verankert in dem oben schon erwähnten Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes. 186 der insgesamt 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben dieses unterschrieben. Es fehlen die Bahamas, Nauru, Osttimor, der Südsudan und auch zum meiner großen Überraschung Tuvalu sowie der Heilige Stuhl und die Cook-Inseln. Letztendlich aber sowieso alles Staaten, die von preflop-Double-Straight-Draw eh noch nichts gehört haben und somit zu vernachlässigen sind. Und irgendwie auch zu bedauern.

Poker ist Kunst. Poker ist Kultur. Cultura, wie der korrekte lateinische Begriff ist, ist laut Nachschlagewerk am und im Computer alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt. Sowie alle formenden Umgestaltungen, aber auch geistige Gebilde. Ja, sag ich doch. Poker ist Kultur. In der lateinischen Definition wird Cultura auch auf die persönliche Kultur von Individuen angewendet. Und niemand möchte an dieser Stelle ernsthaft widersprechen, das die individuelle Spielkultur so mancher Spieler besonders ausgeprägt ist.

Pinius der Ältere verstand damals schon Kultur als entweder zum Erdreich gehörend oder als etwas künstlich Hergestelltes. Pius der Jüngere hingegen entwickelte die historische Periode der Zweikarten-Kultur.

Doch, Poker ist Kultur. Poker an sich, in seiner Gesamtheit, als Spiel. Aber auch hinsichtlich seiner gesellschaftlichen Relevanz ist es definitiv Kultur. Wie schrieb unlängst einer der großen Pokerpoeten und Pokerbuch-Autor dieses Landes: Jede echte künstlerische Gestaltung ist auch eine Verbindung und Verschmelzung von künstlerischen Spiel und kulturellem Ernst. Diese, und das auf Poker reflektierend, erlaubt einen ungeheuerlichen Verschleiß an Gefühl, Seele und Charme. Mit innewohnendem Weltgefühl. Pathos und Zeitgeist wohnt dieser Kultur inne. Und natürlich Bad Beats. Unnötig zu erwähnen.

In unserem Land, also dem Land, wo irgendwie ganz anders gegangen wird als beispielsweise in Argentinien, erstellt die Kultusministerkonferenz eine deutsche Tentativliste. Diese wird an das ständige Sekretariat des Welterbekomitees weitergeleitet. Welches im Übrigen; für die interessierten Leser; im Jahr 1992 von Bernd von Droste zu Hülshoff gegründet wurde und heute organisatorisch in den Kultursektor des Unesco-Sekretariats in Paris integriert ist.

Ich nehme die Arbeit auf mich, ich werde die Anforderung auf meine Schultern nehmen und einen entsprechenden Antrag als ausgearbeitete Vorlage dem Sekretariat der ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in der Taubenstrasse in Berlin einreichen. Mit persönlicher Vorsprache. Dazu allerdings benötigen wir 2.500 Unterschriften. Es reichen dazu entsprechende Kommentare und Likes hier auf dieser Seite.
Sollte das wider Erwarten nicht zu dem gewünschten Erfolg führen, werde ich meine Rechte als ordentlicher, pünktlich seine Steuer zahlender Bundesbürger in Anspruch nehmen und eine relevante Petition beim Deutschen Bundestag einreichen. Mit Durchschrift an den Bundespräsidenten. Und an Jogi Löw.

P.S. Dieses alles hat übrigens nichts mit der Aufnahme von Poker als Weltwunder zu tun. Das wurde schon beantragt, als Gartenbach letztes Jahr einen Final Table erreicht hat.


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