Kolumnen

Pokerdinge der Woche KW 48

Weihnachten ist bekanntlich die Zeit der sinnlosen Geschenke. Natürlich gibt es diese auch im Pokerbereich und ich habe da etwas ganz spezielles gefunden. Damit Sie aber nicht nur sinnlos Ihr hart gewonnenes Geld ausgeben, gibt es auch diese Woche wieder etwas aus der Rubrik „Hilfreiches am Pokertisch“.

1.

Viele sinnlose Dinge hat die Menschheit hervorgebracht. Dazu gehört ganz sicher der Lichtschalter mit Klatschfunktion, der USB-Aschenbecher, sowie Flashmob und Coffee to go (weshalb diese Variante des Kaffeegenusses eine der widersinnigsten Einfälle ist, erkläre ich Ihnen gerne bei einer Tasse Melange in einem Wiener Kaffeehaus). Dass auch Poker von dem Versuch mit völlig schwachsinnigen Dingen überschwemmt zu werden nicht ausgenommen ist, ist schon klar, aber dann bitte mit ein wenig mehr Geistesvermögen als Pokerkarten aus Edelstahl im lustigem Zebradesign auf den Markt zu werfen. Falls ich mich getäuscht haben sollte und die werten Leser finden nur eine einzige sinnvolle Verwendung für diese hochpreisige Blödsinnigkeit, dann bitte teilen Sie mir diese mit und ich behaupte fortan das Gegenteil.


Edelstahl Poker Karten

Größe: 8,7cm x 5,6cm x 0,02 cm
Preis: € 280
www.iwantoneofthose.com


2.

Dialog in einer Hand

A: „An deinem Setzverhalten merkt man, dass der Neoliberalismus nicht unbedingt immer das Richtige sein muss.“

B: „Lieber Freund, bedenke, dass an diesem, deinem vorangegangenen Spielzug sich am schönsten die Floskel „fiktionales Element“ erklären lässt.“

A: „Verehrter Gegner, du klebst an deinen Karten wie zwei Gummibärchen an einem heißen Sommertag und dies wirkt eher kindlich verzweifelt als talentiert.“

B: „Bedenke, Spendenquittung gibt es beim Pokern keine. Wenn du jetzt den von mir gespielten Betrag bezahlst, musst du dies aus vollster humanistischer Überzeugung tun und weniger aus spielerischen Können heraus.“

A: „Dein Lernziel für diesen Abend lieber Pokergegner: Wie gehe ich mit offener Feindseligkeit um?“

B: „Arm kam er an einen reichen Tisch, reich ging er vom armen Tisch fort. Ich danke dir.“

Acht Spieler springen vom Tisch auf, die deutschen Krankenkassen bleiben weiterhin defizitär.

Verbotene Rhetorik
Die Kunst der skrupellosen Manipulation von Gloria Beck
2005 bei Eichborn/Frankfurt
336 Seiten / Hardcover mit Schutzumschlag
Preis:€ 22,90

3.

Pokern kann manchmal sehr sehr langweilig sein, zumeist dann, wenn dich der Kartentod eiskalt und unnachgiebig erwischt hat. Stundenlanges Sitzen am Tisch und die beste Hand, die du bekommst ist J 9 offsuited, aber genau dann sitzt du auch noch UTG + 1 und kannst dir diese höchst spekulative Hand maximal auf den Bauch hauen, bildlich gesprochen. Weil du aber weißt, dass dieser Zustand nicht ewig andauern kann, beweist du Sitzfleisch und wartest bis das Kartendrama vorüber ist. Was tun in der Zwischenzeit? Genau, sich beschäftigen. Aber weil du nicht wie Marc Gork ständig mit den Gesamtausgaben von Böll, Camus und Falkner herumläufst, bleiben dir nur andere, ebenso kreative, Ablenkungen am Pokertisch. Zum Beispiel vier Minuten nicht an Pinguine zu denken oder tief Luft holen und so lange als möglich ein Geräusch machen und wenn jemand am Tisch lächelt, darfst du dir dafür Punkte geben. Du kannst auch ein Wort solange wiederholen, bis es an Sinn verliert, bei diesem Spiel vielleicht maximal murmelnd. Das alles hat zwei Vorteile, erstens es vergeht die Zeit bis deine Karten wieder auf Betriebstemperatur sind und zweitens wird dein Tischimage ein völlig neues sein.

Langeweile-Killer für den Pokertisch und den Alltag
www.urban75.org/useless/bored.html


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