Kolumnen

Pokern in Porec

Ich habe ja schon in einigen seltsamen Casinos gespielt, aber ein großes „Schusswaffen verboten“ Schild an der Eingangstür habe ich noch nie gesehen. Dieses findet sich im am Eingang zum Casino im Hotel Porec, das auch sonst einiges an Unterhaltungswert zu bieten hat.

Eigentlich wollte ich ja nur eine Woche im schönen Istrien ausspannen und eine Pokerpause einlegen, doch dann nahm ich natürlich doch wieder an einem Spieltisch Platz. Und fühlte mich auch gleich wie zu Hause: Die Gegner kamen, ähnlich den Herrn im CCC, aus allen möglichen Nachfolgestaaten Jugoslawiens, die allen möglichen mehr oder weniger legalen Beschäftigungen nachgingen. Am Ende waren die Urlaubskosten jedenfalls mehrfach gewonnen. Doch der Reihe nach.

Gleich bei der Ankunft in einem schönen Hotel etwas außerhalb von Porec stach mir, für schöne bunte Plakate nicht unempfänglich,  massive Werbung für „Texas Hold‘em 24h!“ ins Auge.  Dieses sollte im Casino/Hotel Parentium stattfinden, das dem eigenen Hotel gleich benachbart war. Natürlich waren damit Neugier und Spieltrieb geweckt und der auf den gleichen Plakaten beworbene Nightclub wollte auch entdeckt werden. Doch am Abend dann die Enttäuschung: Abgesehen von einigen zeitgeschichtlich nicht uninteressanten Relikten aus dem Realsozialismus war absolut nichts los. Nach einer Registrierung mit Aufnahme der Personaldaten wie in einem Hochsicherheitstrakt     stellte ich fest, dass außer mir nur ein einziger Gast anwesend war, der sein Glück am Automat versuchte. Auf meine mit einem entsprechenden Flyer illustrierte Frage nach Poker bekam ich von einem Angestellten folgende Antwort:“ We no Poker!“ Nach ungläubigem Blick auf den Flyer:” I not know.  We no Poker, no Table.  Roulette, Black Jack come, come play!“

Nun dieser Versuchung konnte ich gerade noch wiederstehen. Da auch der benachbarte Nightclub das gleiche sprühende Leben verströmte, zog ich es doch vor, ins Zentrum Porecs zu fahren und dort das Nachtleben zu erkunden.

Die Idee des Urlaubpokers war allerdings nicht mehr zu eliminieren und daher war es auch nur natürlich, dass ich einer weiteren Werbung  eines anderen Casinos hoffnungsfroh folgte. Dieses Casino befand sich im Hotel Porec an der Uferpromenade des Zentrums. Bei meiner ersten Erkundung stellte ich mehrere beruhigende Tatsachen fest. Schusswaffen waren wie anfangs erwähnt laut eines großen am Eingang angebrachten Schildes im Casino verboten (das galt nicht für den Portier), genügend Publikum war anwesend und Pokertische gab es auch. Ich erfuhr, dass sich gewöhnlich gegen Mitternacht genügend Spieler für eine nette Runde einfänden. Meistens die gleichen und fast nie Touristen wie mir mitgeteilt wurde. Und so war es auch. Um Mitternacht fand ich mich an einem Tisch mit den ansässigen Highrollern in einer NL Holdem 5/5 (keine Kuna, Euro!) Partie. Minimum 300 kein Maximum.

Die Runde war traumhaft! Abgesehen von dem örtlichen Oberboss, der die Runde offensichtlich organisierte und der am Feuerzeug erkennbar CCC erprobt war, gab es keinen ernstzunehmenden Gegner. Ein Tisch voller Fische! Das hatte ich in dieser Form bei einer Partie dieser Höhe noch nicht erlebt. Es war ein wahres Poker-Paradies. Auch das Rake war lächerlich niedrig: Maximal fünf Euro! Trinkgeld an die Dealer war eher unüblich. Die Stimmung war sehr unterhaltsam. Der bereits erwähnte Capo sprach gut Deutsch, die Übrigen zumindest rudimentäres Englisch. Der Capo stellte sich als Miro vor, erzählte, dass er seit langem Österreicher sei, und lachte laut über die anderen am Tisch. Zwei von ihnen borgte er je € 500 zum Spielen für einige Stunden, bis deren Angestellten die Tageseinnahmen aus ihren Geschäften vorbeigebracht hatten. Dann gaben sie ihm je € 600 zurück. Lachend teilte er mir mit, das man muss immer machen, ein bisschen ein Geschäft.

Zwischen einigen Händen monologisierte er ein wenig über den vergangenen Krieg. Sehr traurig und deprimiert blickend: „Furchtbar. Krieg immer furchtbar. So viele Tote in Verwandtschaft und Freunde, furchtbar!“ Als ich mir gerade überlegte, ob ich den guten Miro nicht doch falsch eingeschätzt hätte, ein plötzlicher Stimmungsumschwung zu glücklich, strahlend: „Aber auch gut Krieg! Sehr gut wenn du hast Kopf! Vor die Krieg ich arme Mann, jetzt Hahaha!“
Spätestens nach diesen Eindrücken war für mich klar, dass ich es vermeiden würde, ihm einen Bad Beat zu verpassen und ich im Zweifel lieber einmal öfter gegen ihn folden würde, schließlich gab es ja genügend Easy Money am Tisch. Da ich nicht der Mutigste bin und mich an diesen Vorsatz hielt, verstanden wir uns sehr gut und waren nach einigen Stunden Spiel die einzigen, die deutlich positiv bilanzieren konnten. Das Alles wiederholte ich am nächsten Abend noch einmal, sah aber auch in Anbetracht der überwiegend eher düster blickenden Gegner als ich mich wieder mit einem ordentlichen Gewinn entfernte, von einem dritten Besuch ab.

Abschließend kann gesagt werden, dass wenn man in Porec abgesehen von Cevapcici und Rasnici auch ein wenig anderes Lokalkolorit genießen möchte, pokern im Casino Hotel Porec sehr empfehlenswert ist.


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