Kolumnen

Pokerspieler und Spielsucht

Der allseits unbekannte 2. Bundesliga Spieler Rene Schnitzler ist letztens mit folgender Neuigkeit an die Öffentlichkeit getreten. Ihm wurden 100.000 € von einem Wettpaten angeboten für die er fünf Spiele manipulieren sollte. Das Geld hat er genommen, die Manipulation blieb er schuldig. Ziemlich gewagt, auch wenn sich hinter dem Wettpaten wohl nur ein einzelner Holländer und keine albanische Mafia verbarg.

Und als er dann so am Plaudern war erzählte er auch von seiner persönlichen Spielsucht und die vereinsintere Zockerei. Poker war das Spiel seiner Wahl und er war öfter in Schenefeld an der Kasse als im Millerntor am Ball. Die Spielbanken haben ihn wohl auch trotz Sperre weiter spielen lassen. Durch die Internetgemeinde ging ein Aufschrei der Entrüstung. Die Casinos wieder mal. Raffgierige Institutionen, die nur den eigenen Profit im Sinn haben.

Da sind die online Plattformen doch ganz anders. Belohnungssysteme wie V.I.P Level und Rakeback haben nicht etwa die Spielerbindung zum Ziel, nein, sowas gibt es nur, um das viele Geld an die Spieler zurück zu geben.

Und während das Leben an den Nachwuchsnerds vorbeirauscht, werden morgens die Vorhänge zugezogen, damit das Sonnenlicht nicht blendet auf der Jagd nach dem Platinumstar. Privilegiert ist wer gleich im Keller lebt. Der hat dann wiederum das Problem des Treppensteigens mit voller Pissflasche.

Und wenn man dann doch mal eine Pause einlegt, auf den Pokernewsseiten surft und vom Schicksal des Herrn Schnitzler liest, kann man froh sein, dass man nicht auch spielsüchtig ist. Man gewinnt schließlich . Und außerdem müsste man dann ja raus in die Casinos gehen und verpasst womöglich die nächste Milestone Hand.

Viele entschuldigen den teilweise schon pathologischen Spieldrang mit der monetären Vergütung. Es geht nicht ums Spiel, sondern ums Geld. Das Streben nach Geld ist aber nur solange eine legitime Entschuldigung bis das Ziel erreicht ist. Denn wann ist denn mal Schluss? Selbst die Millionäre hören nicht auf, sondern spielen dann halt 100k Events in der Karibik. Egal wieviel gewonnnen wird, es wird sowieso ein Leben lang weiter gespielt.

Mir wäre es neu, wenn ein Minenarbeiter, der sich 2 Millionen erarbeitet hat, immer noch nichts anderes als die Mine im Kopf hat. Oder der sich sogar im Urlaub eine Mine sucht und abends ne Runde arbeiten geht. Es geht also nicht ums Geld, sondern ums Spiel.

Als Fazit bleibt zu sagen, dass Spielsucht keine Krankheit ist, die man sich nur im Casino am Automaten holt, die völlig unabhängig davon ist, ob man gewinnt oder verliert, und man von keiner Institution Hilfe erwarten kann, die vom Spieltrieb lebt , egal ob online oder live. Lieber sollte die Pokergemeinde dieses Outing zum Anlass nehmen, das eigene Spielverhalten zu hinterfragen, auch unter Einbezug der Meinung von Dritten. Denn wie heißt es so schön: Ich habe kein Problem mit dem Zocken, aber fragen Sie mal meine Frau.


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