Die Bezeichnung ‚Newsbombe‘ ist eine Untertreibung. Denn die Nachricht, die gestern über die Ticker ging, sprengt alle bisherigen Dimensionen. PokerStars möchte Full Tilt Poker kaufen. Die Online Poker Welt steht nach diesem Gerücht Kopf, vor allem weil kurz darauf die Groupe Bernard Tapie ihren Ausstieg aus den Verhandlungen mit dem Department of Justice erklärt hat.
Es wurde viel spekuliert und vermutet, doch nachdem sich der aufgewirbelte Staub nun gelegt hat, kann man ein Fazit ziehen. Fakt ist, dass die Groupe Bernard Tapie (GBT) aus den Übernahmeverhandlungen mit dem amerikanischen Justizministerium (Department of Justice) ausgestiegen ist und somit Full Tilt Poker nicht aufkaufen wird.
Bei der GBT gab man zwei Gründe an, warum der Deal gescheitert ist. Zum einen wurde man sich nicht über die Auszahlung der Spieler einig, zum anderen sah die GBT eine Gefahr darin, dass die wichtigsten Aktiva von FTP nicht in den USA liegen und daher nicht unter die Jurisdiktion des DoJ fallen.
In der offiziellen Stellungnahme zeichnete die GBT das Worst Case Szenario auf: „Ein nicht amerikanisches Gericht könnte den möglichen Aufkauf als ‚betrügerische Transaktion‘ werten und für ungültig erklären oder den Käufer der Aktiva für die Schuldansprüche der Gläubiger verantwortlich machen.“
Beide Punkte stimmen an sich, doch zeigt es ganz deutlich, dass die GBT tatsächlich weniger Interesse an der Übernahme hatte, wie allgemein proklamiert wurde. Zum einen war Punkt 2 von Anfang an klar und ein Risikofaktor. Somit war die Auszahlung die letzten sieben Monate der große Streitpunkt zwischen DoJ und GBT.
Auf dem Pokernachrichten-Blog DiamondFlushPoker.com wurden Insiderinformationen veröffentlicht, welche die Aussage der GBT ebenfalls in ein anderes Licht rücken. Die GBT hatte unterschiedliche Entwürfe für Auszahlungspläne, doch immer drehte es sich darum, dass die Kunden erst ihre Gelder freispielen müssen. Das DoJ hielt an seiner Forderung, allen Kunden innerhalb von 90 Tagen das Geld auf Wunsch auszuzahlen, fest.
Damit hat Matt Glantz recht behalten. Der Poker-Pro schrieb Ende Februar auf seinem Blog (MattGlantzPoker.com), dass er sich sicher sei, die GBT hat kein wirkliches Interesse Full Tilt Poker zu kaufen. Glantz vermutete, dass die Publicity nur dazu genutzt wird, die International Stadium Poker Tour zu promoten.
Spannend ist natürlich die Frage, wie es weiter geht. Alexandra Berzon beruft sich in einem Artikel bei Wall Street Journal auf eine anonyme Quelle, die behauptet „PokerStars würde [versuchen] die Aktiva seines kleineren Rivalen kaufen“ und dieser Deal wäre ein „Bestandteil einer größeren Abmachung im Rahmen der Zivilprozess des DoJ gegen die beiden Firmen.“
Im Prinzip würde PokerStars damit mit einem Schlag mehrere Probleme beheben. Zum einen würde man sich mit dem Justizministerium einigen. Sieht man die bisherigen Deals im Rahmen des Black Friday, bedeutet dies sicherlich das Fallenlassen der Anklage gegen Isai Scheinberg. Zudem hätte PokerStars wieder realistische Chancen, auf den amerikanischen Online Poker Mark zurückzukehren, sollte dieser reguliert werden.
Zum Anderen würde PokerStars einen Konkurrenten aus dem Weg räumen, der lange Zeit dicht im Nacken saß und bei einem Relaunch wieder zum zweitgrößten Pokerraum hätte werden können. Von PokerStars gibt es dazu nur eine wage Äußerung und auf dem Corporate Blog:
„Wie ihr mitbekommen habt, befindet sich PokerStars in Verhandlungen mit dem US Justizministerium. Da solche Verhandlungen immer vertraulich sind, können wir keine Gerüchte kommentieren.“
Ähnlich wage auch die offizielle Meldung von Full Tilt Poker zu den jüngsten Ereignissen. Allerdings ist man hier positiv eingestellt, was die Entwicklung angeht: „Full Tilt Poker bestätigt, dass die Vereinbarung mit der Groupe Bernard Tapie tatsächlich beendet wurde. Trotz dieser Entwicklung ist Full Tilt Poker optimistischer denn je, dass das Hauptziel erreicht wird: Die Full Tilt Spieler auszuzahlen. Full Tilt Poker war in Einigungsgesprächen mit dem US Justizministerium. Da solche Verhandlungen immer vertraulich sind, können wir keine Gerüchte, welche die Details dieser Diskussion behandeln, kommentieren. Sobald wir Informationen haben, teilen wir diese mit der Öffentlichkeit.“
Wie es weitergeht, ist unklar. Wird Full Tilt Poker wieder gestartet. Gibt es ein Rebranding oder wird FTP gar ein Skin des ‚PokerStars Netzwerk‘. Sicher ist nur, dass die Kunden von FTP seit dem Shutdown niemals so nah dran waren ihr Geld wieder zu sehen.