Kolumnen

PokerStars Pro George Danzer über seinen dritten Platz bei der 2-7 Draw World Championship

„Zufrieden mit dem 3. Platz oder …“

„Eigentlich nicht. Ums Geld ist es mir bei dem Turnier auch nicht gegangen. Es geht natürlich nur ums Bracelet. Ich will das Bracelet gewinnen. Jetzt hab ich ne super Chance, bin am Final Table, war ein paar mal Chipleader, ein paarmal waren Pots, da hätte ich super viele Chips gehabt. Ich hätte fast die Hälfte aller Chips gehabt mit einem Pot. Dann ärgert man sich, wenn man nicht ins Heads-Up kommt und nicht ums Bracelet spielen kann.

„Wie war dein Gefühl über das gesamte Turnier gesehen?“

„Ja schon super. Ich hab immer das Gefühl, dass ich besser bin als die Gegner am Tisch, dass ich es im Griff hab, weiß, wie die spielen und ich die richtigen Sachen dagegen machen kann. Dann waren die Hände auch so, dass ich vernünftige Sachen machen konnte. Es kann ja sein, dass man komplett kartentot ist und gar nichts machen kann, so war es nicht. Ich hatte ab und zu etwas gehabt, dass ich gut Chips aufbauen konnte.“

„2-7 single draw ist ja doch ein seltenes Spiel in unseren Breiten. Es gibt Online nur ein Turnier pro Woche und in den Casinos wird es überhaupt nicht gespielt. Weshalb glaubst du, dass du trotzdem soweit gekommen bist gegen die alten Vegas Casinohasen, welche du auch am Tisch hattest, die noch dazu den Vorteil haben live zu spielen und du „nur“ Online-Erfahrung hast?“

„Man unterschätzt immer Mathe die in diesem Spiel ist. Wenn ich zum Beispiel anspiele und der andere überlegt noch, ob ich etwas gemacht habe oder nicht, dann kann das nicht auf Gefühl basieren. So machen, die das hier ja. Die schauen dich an, und wissen dann, bluffst du häufig oder nicht. Aber es ist numerisch so, dass es ganz viele Kombinationen gibt, wo ich dann weiß, wenn er ein bisschen Gefühl hat, kann ich jetzt eine neun oder eine zehn Value betten. Das ist dann einfach ne mathematische Sache. Wenn ich weiß, da spielt meine Neun noch an und da spielt meine Zehn nicht an, dann habe ich einfach einen Vorteil gegenüber dem Spieler, der sich nur auf sein Gefühl verlässt,  dass ich die neun oder zehn gemacht hab. Das heißt, man ist viel solider und man hat fast keine Tells.
Die alten Casinohasen verlassen sich dann auf die Tells und ich weiß einfach, ich hab meine Rechnung gemacht und stell halt rein. Das ist korrekt. Ich muss so und so viel vom Pot anspielen, dann kann er machen, was er will, egal ob ich bluffe oder nicht. Es ist immer korrekt, was ich mache und wenn man dann mit dieser  Überzeugung reingeht, ist man sehr schwer zu lesen.“

„Du hattest ja einen sehr lauten Fanclub an der Rail, die sangen und skandierten Schlachtrufe wie am Fussballplatz. Wirkt sich der auf dich bzw. auf die Gegenspieler aus?“

„Also das war super. Es hat mich richtig gefreut, dass die alle gekommen sind. Immer wenn ich einen Pot gewonnen hab, war es natürlich gut und die anderen haben sich ein bisschen geärgert. Besonders wenn ich ein paar Pots in Folge gewonnen hab, ist das nicht so aufgefallen, dass ich so viel Druck mache, weil immer hinten Stimmung war, Lieder gesungen wurden und das praktisch untergegangen ist in der Stimmung, dass ich die ganze Zeit gestohlen hab. Das war ziemlich gut für mich.“

„Was spielst du als nächstes?“

„Na, morgen das 10k Omaha Hi/Low und da werde ich mich jetzt gleich einkaufen.“

„Na dann tu das und einen schönen Abend noch. Party noch heute?“

„Ich weiß noch nicht, mal sehen.“


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