Kolumnen

Rab Bit Huntings erste Kolumne: Fruchtwasser, Deutsche Flugzeuge und ein Hilfsfond

Rab Bit Hunting konnte exklusiv und nach kurzen, schmerzvollen Verhandlungen für die Pokerfirma engagiert werden. Er ist bereits am Weg nach Las Vegas um von dort, exklusiv für die Pokerfirma zu berichten. Interviews, Gedanken und Skurriles sollte in den nächsten Wochen zu lesen sein, sofern er nüchtern, underfucked und breit genug ist, um zu schreiben.

Fruchtwasser, Deutsche Flugzeuge und ein Hilfsfond

Ich war schon immer etwas Besonderes. Als ich geboren wurde, wischte ich mir das Fruchtwasser aus den Bartstoppeln und erläuterte dem Arzt, er solle jetzt seine gummierten Griffel von mir nehmen. Doch anstatt das zu tun, um was ich ihn gebeten hatte, wuchtete er mir eine gestreckte Rechte auf den Hintern, er hatte den Überraschungsmoment auf seiner Seite und ich einen roten Arsch.

Nach einem völlig unnötigen Bad, machten sie ein Namensschild an mir fest, obwohl ich ihnen erklärte, dass ich sehr wohl wisse, wer ich sei: „Rab Bit Hunting aus Oklahoma City“. Das Schlimmste war, sie behandelten einen wie den letzten Vollidioten. Grinsten blöde vor sich hin und den einzigen hirnverbrannten Satz, den sie rausbekamen war: „Gulligulligulli“.

Die Nachtschwester mit einem Hüftschwung, der einem die Seele mitschwingen ließ, versorgte mich heimlich mit billigen Lakritz-Likör und Zigaretten. Ich war mir sicher mein Vater würde das vorstrecken, ich war pleite. Später versuchte ich mit den geistig minderbemittelten Neugeborenen, eine Runde 12-Game zu spielen, aber außer dass diese Idioten ständig die Karten in ihr Sabbermaul nahmen, war da nicht viel drinnen. Und die sollen mal die Zukunft dieses Landes bestimmen. Nein Danke, so wird das nichts.

Ein Problem gab es noch zusätzlich. Ich meine, Mutter okay und Milch okay, aber nichts Handfestes. Mir war nach einem blutigem Steak mit fetten Fritten. Aber das änderte sich zum Glück an einem Craps-Tisch in einem Hinterhof-Casino in Moskau. Kein freundlicher Ort, aber sicher das beste Steak nördlich des Äquators. Nebenan verkauften sie noch gebrauchte Hufeisen. Na und? Es schmeckte.

Ab 17 tingelte ich dann jahrelang durch die Casinos der amerikanischen Westküste. Spielte $4,75/9,50 7 Card Stud und 5 Card Draw Cash Game und die Bankroll war so um die $100.000, das war scheiss-viel Geld damals. Ich spielte auch beim ersten No Limit Texas Hold’em Tisch aller Zeiten mit. One Eye Joe, Big Fat Jack, Slim Jim und Calamity Maggie waren auch dabei – mittlerweile alle schon tot. Ich gewann 356 Dollar und 37 Cent an diesem Abend, aber: „Scheiß die Wand an“.

Whiskey, Steaks, Poker und billige Frauen waren meine Hauptbeschäftigung. Die billigen Frauen erinnerten mich an meine Mutter, sie war Zimmerverwalterin in einem Bordell in der Nähe von Oklahoma City. Am Höhepunkt meines Erfolgslaufes, es war so um 1976, wollte ich meine erste Poker-Europareise antreten. Bei der dreimotorigen JU-52, fielen am Weg nach Rom die Motoren aus und der Flieger stürzte in den Bergen rund um das  Oberösterreichische Fucking ab. Deutsche Flugzeuge sind scheiße. Lange Zeit galt ich als verschollen und wurde 1986 für tot erklärt.  Ich hatte einen Schlag gegen den Kopf bekommen und alle meine Erinnerungen an Casinos, Nutten und billigen Alkohol vergessen gehabt. Ich lebte in einer  einsamen, weit abgelegenen Berghütte in einem schwer zugänglichen Nadelbaum-Urwald. Ganz in der Nähe meiner Hütte werde ich ein Marihuana-Feld gefunden haben und auf einen transmediativen Trip gegangen sein. Btw: „Bob Marley lebe HOCH“, und ich werde den Wald die nächsten, nicht zählbaren Jahre nicht verlassen haben. Nachts träumte ich von unerträglich bunten Münzen, verrauchten Räumen und Geldbündeln.  Morgens wusste ich damit nichts anzufangen. Zufällig entdeckte mich der Journalist Michael Körner bei einer Wanderung mit seiner Familie in Österreich wieder. Er erzählte mir von meinen Pokerfähigkeiten, meinen sagenhaften Calls und Re-Re-Re-Re-Re-Raises, von Freunden, die meine Bankroll durchbrachten und von einer Zeit, in der das Poker nicht mehr gefährlich ist. Nur langsam weichte dieser Erinnerungsverlust auf. Bruchstückhaft tauchen Bilder aus der Vergangenheit auf. Die Pokerfirma.com titelte in ihrer internationalen Ausgabe vom 17. Dezember 2011: „Sensation! Oklahoma Poker-Star Rab Bit Hunting found in Austrian woods.“

Ich lebte dann in Las Vegas unter verschiedenen Namen. Isildur1, Jorj95 oder ScHnibL0r, später überließ ich die Namen anderen Spielern und verlegte mich aufs Trainieren. Durch meinen stechenden Blick eignete ich mich perfekt als Pokerface-Trainer. Daniel Negreanu, Freddy Deeb, Phil Ivey, Phil Helmuth, Doyle Brunson, Phil Laak, Erik Seidel bezahlten mir $3.000 pro Tag um von mir das perfekte Pokerface zu lernen. Bei Jamie Gold hat das nicht funktioniert, der sieht immer so aus wie ich. Später kamen noch die ganzen europäischen   Spieler wie Marvin Rettenmaier, Alexander Debus, Markus Golser, Benny Spindler, Ronny Kaiser, Erich Kollmann und viele andere dazu. In der letzten Woche schrieb ich drei Bücher über Poker: „Fette Fische“, „Pokerspielen ist schwul“ und „Man kann die Enttabuisierung der letzten Schamzone als Ausdruck unverkrampfter Beredbarkeit feiern, doch die vermeintliche Befreiung kann auch Selbstzweifel wecken“.

Jetzt bin ich wieder am Weg nach Las Vegas und Poker hat mich wieder und wieder und wieder und jetzt hat mich auch die Pokerfirma.com für $6x.xxx pro Monat und/oder Kolumne engagiert. Es ist zwar nicht „die beste Pokerseite der Welt“, aber wenigstens bekomme ich meine Kohle.

Rab Hunting , exklusiv für pokerfirma.com

PS: Zur Einführung ist diese Kolumne sechs Wochen gratis zu beziehen. Nach Ablauf des Gratis-Abos kostet das Lesen dieser Kolumne €1. Der Erlös kommt vollständig dem „Unterstützungsverein für ehemalige Mitarbeiter von Hochgepokert“ zu Gute. Wir danken ihnen für ihre Hilfe.

PSS: Dear Haters, I have so much more for you to be mad at. Just be patient.


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