Kolumnen

Rekorde. Und noch mehr Rekorde!

Vor einigen Jahren haben nicht wenige Menschen geglaubt und erzählt, dass der Pokerboom vorbei ist; dass es so nicht weitergehen kann und so nicht weitergehen wird. Und noch mehr Menschen haben Poker wegen Corona ins Koma fallen sehen und dem wohl einzig wahren Kartenvergleichsspiel den natürlichen Tod vorhergesagt.

Weit gefehlt. Ein Rekord jagt den nächsten. Ein neuer Rekord überbietet die alte, erst kürzlich aufgestellte Bestmarke. Spielerzahlen live, Spielerzahlen online, neue Spieler, Turnieranzahlen generell, Buy Ins, Gewinnsummen, Neumillionäre, Neu-Lizenzen, Streams, TV-Übertragungen, öffentliches Interesse und all der andere Bling-Bling, der zum Erfolg dazugehört. Nutten, Koks und veganer Mate-Tee. Und alle zwei Wochen eine Story in der Bild-Zeitung.

Ja, Poker ist wieder da. Größer und strahlender als jemals zuvor. Ein globales Multimilliarden-Business. Auch die letzten Zweifler sind verstummt. Ja, Poker ist ein Faszinosum seinesgleichen. In seiner reinsten Form. Applaus.

Ja, Poker ist angekommen im Mainstream. Und wird dort ernstgenommen. Damals, in den alten Zeiten waren wir die Avantgarde; die Outlaws in Anzug und noch ohne Hoodie und Sonnenbrille. Damals. Ja, wir waren die Coolen. Oder die Belächelten, je nach Sichtweise. Früher waren wir ein kleiner Kreis von Eingeweihten, von Heiligen. Heute muss man sich schon vier Wochen vorher bei einem Turnier anmelden, um einen der 500 Plätze an Starttag 1B zu bekommen. Mainstream halt. Kein Haushalt mehr, die keinen Chipkoffer haben. Kaum noch eine Butterfahrt mit Rentnern, bei der nicht gezockt wird. Auch wenn eine 3-bet hier nicht bekannt ist. Und schon gar nicht erwünscht.

Früher war es mehr Kult. Der Zeit voraus. Damals haben wir noch darüber diskutiert, ob es ein Glücksspiel ist; heute ist das völlig scheißegal. Ja, damals war es noch Aufregung pur; heute gibt es Meditationskissen speziell für Pokerspieler. Früher waren wir die Gesetzeslosen; heute sind wir Teil des Kommerzes. Die Kunst ist verschwunden.
Moderne Ritterspiele. Und populistische Projektionsfläche von Wünschen, Sehnsüchten und von großer Freude. Wir sind mittendrin.

Also, früher war nicht alles schlechter. Aber auch nicht besser. Halt nur anders. Aber auch früher hat dein Drilling meinen Neun-hoch-Flush-Draw geschlagen. Ich Fisch.


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
2 Comments
Inline Feedbacks
View all comments