Kolumnen

Rob Yong hat unrecht oder Nicht jeder will zur WSOP

Rob Yong, Mastermind hinter partypoker LIVE, hat eine Vision, Poker nach vorne zu bringen, die er auch zielstrebig verfolgt. Doch sind seine Ziele zu hoch oder vielleicht sogar falsch? Seine Twitter-Umfrage zur WSOP gibt ihm recht, aber ich muss dennoch Zweifel daran äußern.

Die Verantwortlichen der WSOP jubeln über $80.000.000 Preispool und das zweitgrößte Main Event in der Geschichte. Rob Yong grätschte in den Jubel und vertritt die Meinung, dass man locker mehr als $100.000.000 Preispool erzielen könnte, wenn alle Online-Anbieter Satellites anbieten könnten und auch diverse Live-Casinos Satellite spielen und Seats garantieren würden. Auf Twitter fragte er seine Follower, ob es denn nicht Sinn machen würde und das Ergebnis war mit 84 % sehr eindeutig.

Veröffentlicht auf pokernews.com

Ich kann das Ergebnis allerdings nicht so ernst nehmen. Außerdem unterstelle ich Rob dabei, dass es ihm nur ein Dorn im Auge ist, dass 888poker der exklusive Online-Partner der WSOP ist und nicht partypoker. Die Intention relativiert sich ein wenig, wenn man die Demographie des WSOP Main Events anschaut. Nach den USA (6.110) liegen Canada (420) und England (414) fast gleichauf dahinter. Dass die Teilnahme am WSOP Main Event bei den Festland-Europäern nicht ganz so hoch in der Prioritätenliste steht, zeigen die insgesamt 105 und 73 Teilnehmer aus Deutschland und Österreich (Anmerkung: Da viele Deutsche als Exil-Österreicher registriert sind, fassen wir die Zahl zusammen). Während bei den EPTs die Deutschen eigentlich immer hinter dem Gastgeberland auf Rang 2 liegen, ist man hier quasi schon abgeschlagen.

Aber nicht nur die Deutschen haben das WSOP Main Event nicht unbedingt als oberstes Ziel. Viele Spieler reisen nach Las Vegas zur WSOP wie die jüngste Statistik wieder zeigt, aber zum Main Event hin wird es dann schon ruhiger. $10.000 Buy-In sind nun mal keine Kleinigkeit. Sicherlich könnte man die Teilnehmerzahlen ein wenig steigern, wenn alle Online-Rooms Satellites anbieten würden, aber tausende Spieler mehr würden es auch nicht sein. Schließlich würden auch die Satellites nicht billig sein und der „Moneymaker-Traum“ ist für viele bald ausgeträumt. Immer wieder gibt es Spieler, die sich von den kleinsten Steps zum großen Package hochspielen und dann auch entsprechende Erfolge im WSOP Main Event erzielen. Aber der Weg zum $10.000 Buy-In ist schon lang und da entscheiden sich dann dennoch viele dafür, andere Satellites oder überhaupt nur online zu spielen. Auch wenn Las Vegas ein Erlebnis ist, ist es kein Muss für jeden.

Live-Satellites in verschiedenen Casinos waren auf dem Höhepunkt des Pokerbooms in. Auch Casinos in Europa bewarben sich um Lizenzen und schickten Spieler zur WSOP. Groß war der Ansturm bei den Satellites aber auch nicht. Denn um ein attraktives Satellite bieten zu können, müsste man viele Tickets garantieren und das wiederum würde schon wieder ein hohes Buy-In beim Satellite mit sich bringen.

Das WSOP Main Event ist ein Massenevent, das doch keines ist. Doug Polk und Joey Ingram haben lautstark Kritik am „Ausverkauf“ der WSOP geübt. Es gibt zahlreiche Turniere mit kleineren Buy-ins für die Massen, das Main Event soll etwas Besonderes bleiben. Dass eine massive Ticketgarantie oder auch Preisgeldgarantie nicht das Allheilmittel sind, sollte partypoker mittlerweile wissen. Schließlich hat man schon einige Male kräftig draufzahlen müssen und die MILLIONS Serie lockt auch nur bedingt Spieler an. Hier versucht man ja mittlerweile mit Online Day 2s das Turnier attraktiver zu machen und den Spielern Reisekosten zu sparen.

Außerdem – selbst zu den absoluten Hochzeiten des Pokerbooms wurde die WSOP Main Event Qualifikation exklusiv vergeben. Nur ein Online-Anbieter war der Namenssponsor, aber die anderen Onliner haben dennoch Las Vegas Satellites angeboten und eine entsprechende Party gefeiert. Wenn es Rob Yong nur um das Fördern der WSOP gehen würde, dann hätte es kein partypoker MILLIONS Special im Aria geben dürfen, sondern die X partypoker Qualifikaten hätten das WSOP Main Event spielen sollen. Aber wahrscheinlich haben es von den 536 Entries ohnehin 90 % getan.

Die WSOP ist ohne Frage ein erfolgreiches Konzept, das mit seiner 50. Ausgabe die Messlatte für die nächsten 50 Jahre sehr hoch gelegt hat. Auf jeden Fall werden auch nächstes Jahr wieder viele Spieler, auch viele DACHs, nach Las Vegas fliegen. Mit oder ohne Online-Qualifikation. Und diejenigen, die es nicht über den großen Teich schaffen (wollen), haben in Europa viele Alternativen. Sicher nicht mit $100.000.000 Preispool, aber dafür chillig am Wörthersee oder am Mittelmeer.


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