Kolumnen

Rückblick: Was wir 2020 verpasst haben

2020 ist ein – nennen wir es – anderes Jahr. Im März wurde die (Poker)Welt auf den Kopf gestellt und so sollte 2020 das Jahr ohne die großen Live-Pokerevents werden.

Dabei begann 2020 fast wie jedes Jahr. Die PCA sollte zwar nicht mehr stattfinden, aber viele andere Live-Events. In Berlin sorgte die WPTDeepstacks für volle Tische, in Seefeld die CAPT und auch die Aussie Millions lockten auch wieder einige deutschsprachige Spieler nach Downunder.

Der große Aufreger war zu diesem Zeitpunkt das Auf-Zu der Concord Card Casinos in Österreich. Was keiner für wirklich realistisch gehalten hatte, passierte doch – die CCCs mussten nach 26 Jahren schließen. Während Casinos Austria im Gegenzug das Pokerangebot ausbaute und mit den neuen Österreichischen Pokermeisterschaften neue Akzente setzen wollte, grätschte Corona in die Widerstandspläne der CCCs.

Das Grand Casino Aš blickte neuen Partnerschaften und zahlreichen Events entgegen, in Bratislava sorgte der Kampf zwischen Banco Casino und Rebuy Stars um die Vorherrschaft für ein Mega-Angebot für die Spieler und auch das Grand Casino Liechtenstein begann, sein Revier in der Pokerwelt zu markieren. Das King’s spielte ohnehin in einer eigenen Liga und war auf dem besten Weg, sein erfolgreichstes Jahr überhaupt zu feiern.

Und dann, mit dem Start des WSOP Circuit im King’s die Zäsur. Von maximaler Beschleunigung auf 0 in einem Tag. Die Welt stand still und auch die Casinos mussten schließen. Keiner wusste, wie lange, wie es weitergehen würde. Ein Event nach dem anderen wurde verschoben und abgesagt. PokerStars verschob die EPT Sochi auf Herbst, cancelte alle anderen Live-Events, darunter auch die PokerStars Players Championship (PSPC), die im August im Rahmen der EPT Barcelona ihre Europa-Premiere feiern hätte sollen. Es hagelte Absagen – WPT, partypoker Live, die Irish Open, die CAPT und so weiter. Nach und nach dünnte sich der Eventkalender aus und schließlich bestätigte auch die WSOP, was ohnehin schon jeder wusste – die 51. WSOP würde nicht am 26. Mai beginnen.

Im Mai konnten die ersten Casinos wieder öffnen, einige starteten auch wieder mit Poker. Allen voran das King’s, das vor allem international viel Kritik dafür einstecken musste. Doch die Spieler waren hungrig nach Live-Poker und so feierte das King’s ein erfolgreiches Event nach dem anderen. Das Banco Casino Bratislava war das slowakische Pendant dazu und sorgte mit dem Polish Poker Cup für Rekordzahlen. Während in Deutschland und Österreich ein paar Cash Game Tische unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen das höchste der Gefühle waren, starteten einige Casinos international wieder. So gab es auch die Italian Poker Open in San Marino und Nova Goria rüstete für die ersten Events. In Russland pokerten sowohl PokerStars (EPT Sochi), partypoker (EAPT) als auch 888poker (888Live).

Doch trotz der Events blieben die internationalen Reisebeschränkungen und auch die Herbstklassiker wie die Master Classics of Poker in Amsterdam oder die EPT Prag wurden abgesagt. Lange hoffte man, dass es eine WSOP Europe im King’s geben würde, aber auch diese sollte nicht mehr stattfinden. Im Gegenteil, Tschechien ging mit Anfang Oktober wieder in den Lockdown und schnell war klar, dass es 2020 keine Turniere mehr geben würde. In Bratislava hatten die Casinos bis kurz vor Weihnachten geöffnet, aber kaum Turniere, Lockdown und Grenzkontrollen sorgten für leere Tische. So war dann die Schließung der Casinos eigentlich schon ein Weihnachtsgeschenk für die Betreiber. Auch die Schweiz und Liechtenstein riegelten wieder ab und nachdem Deutschland und Österreich ihre Casinos auch schon wieder in den Winterschlaf geschickt hatten, rollt die Kugel zum Jahresende nirgends.

German Poker Days, Deutschlands größter Sachpreisturnierveranstalter, versucht mit Online-Events die Community zu unterhalten, aber verglichen mit den Festivals, die man vier Mal im Jahr im King’s feierte, ist das nicht mal ein Tropfen auf dem heißen Stein. In Berlin sollte umgebaut werden, aber die Triple A Series wollte man noch unbedingt veranstalten. In Schenefeld plante man mit PokerStars, aber auch das Nordic Poker Festival hätte im November wieder das Highlight im Norden sein sollen. Die Casinos Austria kämpften 2020 mit ihren ReFit Einsparungen und Corona, was statt CAPT, Poker EM und Österreichischen Pokermeisterschaften nur ein paar Cash Game Tische brachte.

Obwohl in den USA die ersten Events im Las Vegas, Texas und Florida wieder stattfinden, fehlen auch hier alle großen Festivals. Einige WPT Final Tables, die im Frühjahr in der HyperX Arena aufgezeichnet werden hätten sollen, warten noch immer auf ihre Entscheidung.
Aussie Millions und Irish Open sind schon abgesagt, auch die alljährliche Ankündigung der WSOP mit den Daten für den Sommer fehlt. Gerade mal ein Event, nämlich die Lucky Hearts Poker Open im Seminole Hard Rock, hat die WPT für 2021 annonciert. Nachholen kann man das Live-Pokerjahr 2020 nicht. Aber hoffen, dass 2021 spätestens mit der zweiten Jahreshälfte besser wird.


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