Kolumnen

Salzburg in drei Händen

Ich mag mich selbst nicht lesen, wenn ich beginne mit: Was waren das doch für gute alte Zeiten… Damals, ja damals vor gut einem Jahr, durfte ich noch titeln mit „Wien in fünf Händen“ . Und heute in dieser harten Ära der neuen Dekade? Da habe ich nur mehr drei Hände zu erzählen, um aus zwei Turnieren zu busten. Und das nicht mal in Wien! Was für Zeiten!

Ich spielte den German Car Cup und tags drauf ein weiteres MTT im CCC Salzburg. Die Location unter der Führung von Peter Graf und dem angenehm engagierten Floor Andreas Gappmaier hielt den hohen Standard, den man von einem Concord Card Casino erwarten darf. In dieser Häusergruppe wurde schon lange und legendär Omaha gespielt, als selbst Texas für die meisten von uns noch unbekannt war.

Im Car Cup wurden 2k Jetons bei 25-50 Startblinds verteilt. Ich limpe im Cutoff mit AJs nach zwei fröhlichen Limpern mit. Ein spielfreudiger Chinese geht im SB auf 150, der BB und die beiden Limper machen mit. Ich shippe. Der Chinese insta-foldet, der BB bezahlt, damit fühlt sich der erste Limper auch verhaftet und wir sehen zu Dritt ein Board von etwa QT6-2 und am River ein Ass – mein Ass! Der BB hielt 77, der erste Limper A9. Ich verdreifache.

Warum spiele ich die Hand so? Es handelt sich um ein Format mit unlimited Rebuys in den ersten drei 30-minütigen Leveln und einem gleich teuren, obligatorischen Add-on zum Ende der Rebuyphase. Der Addon ist deshalb obligatorisch, weil er 4k anstelle von 2k Jetons Kaufkraft hat. Mein Limp behind hat die Intention, mit AJ noch kein Fass aufzumachen, denn ich glaube per Raise in folgende Zukunft zu blicken: Rudelcalling und eine 1/3 Chance auf soliden Treffer, mit dem ich dann auch gehen muss. Alternativ sehe ich noch einen Postflopbluff oder eine schwere Entscheidung gegen eine potentielle 3-Bet. Ergo: weak anmutendes Limp von mir in dieser Situation.

Der Chinese macht mir das Szenario nett. Er reichert die Beute auf ca. 1/3 Startstack an und ich sehe keine wirkliche Gefahr am Tisch, als ich shippe. Also tue ich dies. Der Typ mit den 77 steht natürlich am besten, ob er das zum Entscheidungszeitpunkt wirklich wissen kann, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls gewinne ich die Hand und viele böse Blicke aus Ecke 77. Als ich später zur Toilette gehe, geht er doch glatt hinterher, stellt sich am Pissoir neben mich und meint: „Das nächste Mal hätte ich nicht mehr solches Glück: 2% am River.“ In meinem Kopf entstehen zwar Bilder von 3 Buben, 4 Königen und 2 Assen, doch ich schüttle meine Gedanken an Berichtigungen ab und wünsche stattdessen weiterhin viel Erfolg.

Sein Spiel überdauert schließlich das meine: knapp gecovert bezahle ich im BB einen Midposition Openship. Mein Stack umfasst noch gut 7 BB, der Average liegt bei etwa doppelt so viel. Ich halte AQ und erwische des Gegners A8 recht nett. Trotzdem besiegelt dieses Spiel mein Turnierleben. Ich glaube per 8 am Turn. Ich grüße in das zufriedene Lächeln des von mir so arg gebeutelten 77-Spielers.

Das andere Turnier ist ein klassisches Freezeout und ich habe wirklich tolle Hände gleich zu Beginn. Binnen der ersten Stunde raise ich dreimal, werde dreimal bezahlt. Ich contibette dreimal und gewinne zweimal unmittelbar. Beim dritten Mal gewinne ich erst als ich am Turn noch einmal spreche. Dann gehen Könige gegen JT baden. Der Spieler mit den Königen hatte preflop auf 800 erhöht und ein Spieler, der nun einmal gerne zahlt, geht mit JT mit. Am Flop trifft er doppelt und alles geht rein. „JT“ ist noch nicht mit restacken fertig und limpt schon wieder. Ich sitze unmittelbar nach ihm und blicke in KK. Ich gehe auf 1.300 und sage, er solle doch das Geld gleich im Umlauf halten. Er bezahlt.

Der Flop kommt etwa J84 mit Flushdraw. Er check-raist mich all in. Ich höre das sogar gerne und bezahle frohen Mutes – sogar frech, denn ich sage noch: „Du wirst doch nicht zweimal in Folge KK cracken.“ Er ist höflich und tritt nicht verbal nach, obwohl er mit seinem Set Vierer den Spot dazu hätte. Ich wünsche einen schönen Abend und gehe zum Omaha Ring Game.

Meine Erlebnisse dort habe ich in meinem Blog für FullTiltPoker.net bereits beschrieben. Vielleicht sieht man sich ja auch auf der Million Euro Challenge 2010 in Wien – zu guter Letzt also doch noch Wien. Vielleicht sind die Zeiten ja doch nicht so schlecht.

Zahler zocken – Könner kalkulieren

Stephan M. Kalhamer für
the-gambling-institute.eu
– calculated gaming –


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