Kolumnen

Snowfest – ein Nachruf

AK war ihnen nicht hold in Hinterglemm. Johannes Strassmann besiegelte diese Hand seinen dritten Platz, Chad Brown dagegen seinen early Bustout beim rundum sehr gelungenen Pokerevent EPT Snowfest im Alpine Palace.

Chads Geschichte liest sich so. Ein tighter Spieler in early Position openraist, Chad im Cutoff flattet mit . Der loose Button und der Big Blind callen ebenfalls. Der Flop bringt und damit jede Menge Outs für Chads Hand. Early Position eröffnet mit halben Pot, Chad flatcallt ein weiteres Mal. Nun geht der Button auf 3k, der Big Blind geht raus und die Early Position zieht mit. Chad hätte im Falle eines Calls noch ca. 10k behind, was in etwa Potsize entspräche. Er entschließt sich zu shoven. Daraufhin reshovt der Button, wobei sowohl er als auch Early Position (welcher am meisten Chips hat) Chad klar covern. Early Position foldet und Button zeigt ! Blank, blank, Chad ist raus.

Wir haben die Hand bei einem der exzellenten Dinner des Hotels und einem sehr ordentlichen Grünen Veltliner diskutiert. Wirklich beantworten konnten wir die Frage nicht, was den Button so mutig stimmte. Wesentlich interessanter fand ich die beiden Calls von Chad, denn beide verfolgen im Wesentlichen die Strategie den Pot klein zu halten, Varianz aus dem Spiel zu nehmen. Das ist vor allem deshalb so interessant, weil Chad klar below Average war. In einer Situation, in der es viele kaum erwarten können, wieder zum Feld aufzuschließen, versucht ein Spieler seines Formats, weiterhin große Pots zu umgehen. Als dann aber die Zeichen unausweichlich auf Konfrontation stehen, hat er noch eine mächtige Waffe in Petto und zögert auch nicht sie einzusetzen: Potsize All In am Flop nach viel „Herum-ge-eiere“. Sein Gegner nimmt den für ihn glücklichen (Favorit kann er mit Toppair ohne Extras hier nicht wirklich sein) Flip an, setzt dabei sogar alle Chips at Risk, indem er isoliert, und gewinnt letztlich das Spiel.

Soviel zur Early-Bust- und Draw-Variante von AK. Nun zu Johannes letzter Hand, nicht aber ehe ich ihm auch auf diesem Weg zu seinem großen Turnier gratuliert habe. Es ist gar nicht so leicht, einem guten Pokerspieler zu jedem anderen Erfolg als dem Turniergewinn zu gratulieren. Die letzte Hand ist einfach immer die, die im Gedächtnis bleibt, und sie ist für alle bis auf den Sieger eine große Niederlage. Wie lief es konkret für Johannes?

Der Finaltisch war bereits auf drei Spieler reduziert. Strassmann erhöhte aus dem Small Blind auf 300k und erhielt einen Call von Baekke. bringt Johannes AK TopTop und Baekkes Bottom Pair. Johannes spielt 400K an, der Däne bezahlt. Nach auf dem Turn wettet Strassmann 1,1 Millionen und wird erneut gecallt. Als am River auftaucht, pusht Johannes und wird vom späteren Turniersieger sofort gecallt. Vor der Hand lag der Chipcount bei 8,1 Mio für den späteren Turnierzweiten, und recht nahe beisammen liegenden etwa 4 Mio für Baekke bzw. Strassmann. Nach der Hand hatte Baekke 8,4 Mio für sein Heads Up.

Hier ist AK durch alle Setzrunden hindurch klare Made Hand. Es gibt kein Index dafür, warum preflop ein Paar ausgeteilt sein sollte. Der Flop trifft AK und Johannes schützt die Made vor dem drohenden Draw. Der Turn ist eine absolute Blank. Es ist weiterhin keine Straße möglich und selbst neue Two Pair sind mit diesem Wert am Turn sehr unwahrscheinlich. A9 hätte wohl oft preflop ge-drei-bettet, 94 nicht gecallt. Vielleicht bezahlt T9 in beiden Setzrunden? Aber warum hier den Teufel an die Wand malen? Johannes ist hier einfach sehr oft gut, er wettet somit erneut for Value und schützt dabei seine Hand. Dass er den River pusht, sehe ich ebenfalls als völlig in Ordnung an. Schließlich müsste er bei seiner Blattgüte auch bezahlen. Der tatsächlich getroffene Backdoorflush ist unmöglich zu lesen. Viel eher sollte man hinterfragen, wie gut sich Baekke fühlte, als er sich von zwei ordentlichen Bets von Johannes an Flop und Turn bei absolut marginaler Hand passiv krippeln ließ? Meint er, dass er am River immer alles gewinnt, wenn er trifft?

In jedem Fall ein super Turnier von Johannes! Hoffentlich freut er sich inzwischen schon über sein doch beachtliches Trostpflaster für diese kuriose Niederlage.

Zahler zocken – Könner kalkulieren
Stephan M. Kalhamer für

the-gambling-institute.eu
– calculated gaming –


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