Somebody Blew Up Atlantic City

Mit etwas mehr als $71 Milliarden Einkommen auf rund 1.500 Casinos verteilt generieren die USA etwas weniger als die Hälfte des globalen Gaming-Einkommens der Welt (laut Statista.com). Las Vegas schlägt sich ziemlich gut, macht aber noch immer 5-10 Mal weniger Profit pro Besucher als die Gaming-Hauptstadt der Welt, Macao. Obwohl es im asiatischen Sin City schon jahrelang bergab geht mit den Einkommen, geht es noch immer um fantastisch viel Geld und die Investoren sind noch lange nicht alle weg.

An der Ostküste der USA, etwa zwei Fahrtstunden südlich von New York, befindet sich ein anderes, kleineres Sin City, wo sich Casinos auf dem weltberühmten Boardwalk und in der Marina aneinanderreihen. Obwohl noch immer sehr viel Geld in der Stadt unterwegs ist, probieren die Kasinos hier mehr oder weniger zu überleben. Außer dem Borgota, gelingt das jedoch vielen nicht mehr so gut laut PlayNJ.com. Hier scheinen die Investoren seit Jahren den Boardwalk zu verlassen, was sich in der ganzen Stadt auf diverse Art und Weise beobachten lässt.

Erstens fällt einem sehr schnell auf, dass heute nicht so viele Leute in den Straßen Atlantic Citys unterwegs sind. Es ist klar, dass dieser Bericht im Juni entstand und dass die Hochsaison noch nicht angefangen hat, aber die frühere gemütliche Party-und Strandstadt scheint heute fast nur noch von Gamblern besucht zu sein. Die generelle Stimmung ist nicht sehr toll und man spürt irgendwie, dass viele Leute es finanziell schwer haben müssen. Zahlreiche Geschäfte stehen leer und einige große Hotels sind sogar aufgegeben wie zum Beispiel das Hilton Atlantic Club Casino & Hotel  oder das Trump Plaza, wo man die Schilder sorgfältig entfernt hat. Wenn man jedoch die Fassaden von näher betrachtet, erkennt man noch die Spuren der früheren Logos.

Ein anderes eher schlechtes Zeichen ist, dass man zahlreiche billige Pokerturniere mit kleinen Garantien findet, die oft nicht erreicht werden. So gibt es regelmäßig Events mit einem Buy-in von weniger als $100, die Garantien von bis zu $5k anbieten und die Kasinos manchmal bis zu $1.5k drauflegen müssen. So erklärt Stephen Gamble, der Floorman im Bally’s ist, dass dies ein deutlicher Trend ist, dem zurzeit nur das Borgota widersteht und dass die Konkurrenz zwischen den Pokerrooms sehr hart ist. Für Pokerspieler sind die Seite von Pokeratlas.com und die Bravo Poker App genauso nützlich wie in Las Vegas oder in anderen Städten der USA. Wenn eine Partie läuft, ist sie dort online.

Es gibt ein Shuttlenetzwerk (Jittney), das quer durch Atlantic City fährt und beide Casinozonen verbindet (Boardwalk & Marina), aber sobald man diese Gegenden verlässt, ist es nicht ungewöhnlich, nachts auf bettelnde Kriegsveterane, Drogendealer und Prostituierte zu stoßen. In den Casinogegenden sind natürlich getunte Sportwagen und Luxuslimos mit Chauffeur normal und die jungen Crème-de-la-Crème Partyleute vermischen sich auf dem Boardwalk mit reichen Rentnerinnen, die im rosa Sportanzug ihre Chihuahuas in Kinderwagen spazieren fahren. Es reicht aber zwei Blocks weiterzugehen, um das andere Gesicht Atlantic Citys zu entdecken und festzustellen dass die Stadt eine fast perfekte Abbildung von Amiri Barakas Gedicht ‚Somebody Blew Up America‚ von 2001 ist.

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Die Amerikaner sind auch hier wieder sehr gut darin, effizientes Marketing zu betrieben. Dies wird sehr sichtbar auf der Seite http://www.atlanticcitynj.com/, die Atlantic City in ein sehr positives Licht rückt. Man sollte sich schon bewusst sein, dass billige Motels, Leihhäuser und ruinierte Obdachlose auch ein fester Bestandteil des Stadtzentrums sind. Falls Donald Trump im kommenden Winter der folgende U.S. Präsident werden sollte, würde es hier mit seinem Slogan ‚Make America great again‘ ziemlich viel zu tun werden …

Mehr Bilder von Atlantic City, gibt es HIER